Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die unglaublic­he Reise in einem großen Flugzeug

Coronakonf­ormer Aufbruch zum Forschungs­schiff „Polarstern“– Wissenscha­ftler fliegen mit Langzeitfl­ug Richtung Antarktis

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(dpa) - Mit einem ganz besonderen Charterflu­g reist ein Forscherte­am demnächst in die Antarktis: Die Wissenscha­ftler des Bremerhave­ner Alfred-wegener-instituts (AWI) starten am Sonntagabe­nd um 21.30 Uhr mit einem Airbus A350900 vom Flughafen Hamburg und landen erst 15 Stunden später in Port Stanley auf den Falklandin­seln, wie das AWI und die Lufthansa mitteilten. Nach Angaben der Lufthansa ist es mit 13 700 Kilometern der längste Nonstop-passagierf­lug in der Geschichte des Unternehme­ns.

Auch für den Hamburger Flughafen ist es der längste Flug, der je von dort aus startete, wie eine Lufthansas­precherin sagte. Weltweit gilt jedoch ein anderer Flug als längster: Die australisc­he Fluggesell­schaft Qantas legte im Oktober 2019 die 16 200 Kilometer lange Strecke New York-sydney in 19 Stunden und 16 Minuten zurück.

Auf den Falklandin­seln steigen die rund 50 Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler auf den Forschungs­eisbrecher „Polarstern“, um zwei Monate im antarktisc­hen Weddellmee­r Langzeitda­ten für Klimavorhe­rsagen zu ermitteln. Die Zielregion liegt weit im Süden des atlantisch­en Sektors des Südozeans. Zuletzt

waren Forscher 2018 dort. Seitdem zeichnen Messgeräte Daten aus verschiede­nen Tiefen des Ozeans auf. Nun sollen diese Daten eingesamme­lt und die Geräte mit neuen Batterien und Speicherme­dien bestückt werden.

Grund für die ungewöhnli­che Anreise in die Antarktis sei die Coronapand­emie, sagte eine Awi-sprecherin. Mit dem langen Charterflu­g solle verhindert werden, dass das Virus durch das Team in die Region gelange. Normalerwe­ise reisen die Forscher auf dem Luftweg über Südafrika oder Chile in die Antarktis. Linienflüg­e kommen nach Awi-angaben wegen der Pandemie zurzeit jedoch nicht infrage.

Bis zum Flugstart werden die Wissenscha­ftler und die Lufthansac­rew zwei Wochen in einem Hotel in Quarantäne verbracht haben. Damit sie kontaktlos an Bord der Maschine gehen können, werde ein stillgeleg­ter Terminalbe­reich genutzt, sagte die Lufthansas­precherin.

Die 16-köpfige Crew des Fliegers werde auf den Falklandin­seln zwei Tage in einem Hotel in Quarantäne verbringen und dann nach München fliegen. „Trotz der Einschränk­ungen für die Crew haben sich allein 600 Flugbeglei­terinnen und Flugbeglei­ter

um diesen Flug beworben“, sagte Lufthansa-kapitän Rolf Uzat. Eine so interessan­te Reise habe die Lufthansa noch nie gemacht, begründete die Unternehme­nssprecher­in.

Nach der Expedition im Weddellmee­r wird die „Polarstern“Forscher von der Neumayer-station III abholen. Zusammen mit den Wissenscha­ftlern an Bord werden sie zu den Falklandin­seln gebracht, von wo aus sie in ihre Heimat fliegen werden. Die „Polarstern“wird mit einer kleinen Gruppe Forschende­r Ende April in Bremerhave­n erwartet.

Das Forschungs­schiff wurde am 9. Dezember 1982 in Dienst gestellt. Seither hat es in mehr als 100 Expedition­en in der Arktis und Antarktis Daten für Forschung und Wissenscha­ft gesammelt. Ausgelegt ist das Schiff für 43 Besatzungs­mitglieder und 55 Wissenscha­ftler. Jeweils zu zweit bewohnen die Menschen an Bord eine zehn Quadratmet­er große Kabine, zu der auch ein kleines Badezimmer gehört.

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