Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Historisch bedeutsame Handschriften
Protokolle über Röntgens Vortrag zur X-strahlung geben Einblick in die Wissenschaft um die Jahrhundertwende
(dpa) - Rund 125 Jahre nachdem der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen erstmals die Entdeckung seiner Strahlen öffentlich vorgestellt hatte, sind handschriftliche Protokolle über diesen Vortrag aufgetaucht. „Wertvoll und einzigartig“seien diese Protokolle, sagte Hans-günter Schmidt, Leitender Direktor der Universitätsbibliothek Würzburg. Es sei der einzige öffentliche Vortrag gewesen, den Röntgen je über seine X-strahlung gehalten habe.
Zwei Bücher, in denen die Protokolle vom 23. Januar 1896 festgehalten sind, gingen im November 2020 anonym bei der Physikalisch-medizinischen
Gesellschaft („Physico Medica“) in Würzburg ein. In den Schriften steht unter anderem beschrieben, wie der Physiker während der Präsentation eine Röntgenaufnahme von der Hand eines Würzburger Anatomieprofessors machte, um dem Publikum die Strahlung zu beweisen.
„Dieser Vortrag begann schon mit großem Applaus“, sagte Manfred Gessler, Vorsitzender der Physikalisch-medizinischen Gesellschaft, der die Schriften analysiert hat. „Es war also jedem klar: Hier passiert etwas Historisches, hier wird wirklich Bahnbrechendes vorgetragen.“Neben handschriftlichen Passagen finden sich in den Büchern eingeklebte Zeitungsausschnitte. „Man erkennt, wie Wissenschaft damals funktioniert hat – wie wissenschaftliche Ergebnisse kommuniziert und präsentiert wurden“, sagte Katharina Bollbecht, Leiterin Abteilung Fränkische Landeskunde der Universitätsbibliothek Würzburg. Deshalb seien die Protokolle für Wissenschaftler sehr bedeutsam.
Die Autografen werden ab sofort in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Würzburg aufbewahrt. Zuvor werden die Protokolle digitalisiert – um sie für die Öffentlichkeit weltweit zugänglich zu machen.