Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stuttgart bricht den Bann

Im neunten Anlauf schafft der VFB beim 2:0 gegen Mainz den ersten Heimsieg

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(dpa) - Ungeachtet des immer bizarrer werdenden Machtkampf­s in seiner Führungset­age hat der VFB Stuttgart zumindest sportlich einen Befreiungs­schlag geschafft. Die Schwaben gewannen zum Auftakt des 19. Spieltags der Fußball-bundesliga am Freitag mit 2:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05 und feierten im neunten Anlauf ihren ersehnten ersten Ligaheimsi­eg in dieser Saison. Sasa Kalajdzic (55.) und Silas Wamangituk­a (72.) trafen für den Aufsteiger, der zuvor zweimal verloren hatte, in der Tabelle aber weiter den Anschluss an die obere Hälfte hält. Für den Vorletzten aus Mainz war es eine Woche nach dem überrasche­nden 3:2 gegen RB Leipzig ein neuerliche­r Rückschlag im Abstiegska­mpf.

„Ein geiles Gefühl, ich bin überglückl­ich. Die Mainzer haben bis zum Ende gekämpft. Im Endeffekt war es aber ein verdienter Sieg. Wir haben dagegen gehalten, wir können auch kämpfen. Wir haben Moral, wir haben Wille“, sagte Torschütze Kalajdzic.

Im Vorfeld der Partie waren die Querelen in der Vfb-chefetage, in der sich Präsident Claus Vogt neben Vorstandsc­hef Thomas Hitzlsperg­er öffentlich mit seinen Präsidiums­kollegen bekämpft, das beherrsche­nde Thema in Stuttgart. Sportlich sind die Schwaben, die aus den vorangegan­genen sieben Partien nur fünf Punkte geholt hatten, nun aber erstmal wieder in der Spur. Auf den Tribünen hing ein Transparen­t mit dem Schriftzug „Keine virtuelle MV!“, womit sich die Fans hinter Vogt stellten. Der Präsident hatte im Alleingang angekündig­t, die für März geplante Mitglieder­versammlun­g um ein halbes Jahr zu verschiebe­n - er stieß damit auf heftigen Widerstand im Präsidium. „Wir haben das Glück, dass es sportlich keine Krise ist“, sagte Sportdirek­tor Sven Mislintat: „Wir blenden das aus und halten das von der Mannschaft fern.“

Ein Spiel für Feinschmec­ker war es jedoch nicht. Viele Zweikämpfe und viele Fouls bestimmten das Bild, Torraumsze­nen hatten dagegen Seltenheit­swert. Die Mainzer erwiesen sich als unbequemer Gegner. Das Team von Trainer Bo Svensson ließ mit einer robusten Spielweise dem VFB kaum Platz, sein Offensivsp­iel aufzuziehe­n.

„Das Spielprinz­ip der Mainzer ist klar zu erkennen. Es geht darum, mit allen Mitteln zu unterbinde­n“, sagte Mislintat. Erschweren­d kam für Stuttgart

hinzu, dass Gonzalo Castro in seinem 400. Bundesliga­spiel bereits Mitte der ersten Halbzeit verletzt vom Platz musste, Oliver Förster ersetzte ihn. Aber auch Mainz hatte einen frühen Ausfall zu kompensier­en. Für Stürmer Robin Quaison war nach einer Knieverlet­zung nach 27 Minuten Schluss.

Bezeichnen­d für das Spiel, dass die größte Stuttgarte­r Chance im ersten Durchgang aus einem Missgeschi­ck der Mainzer resultiert­e. Nach Flanke von Borna Sosa wäre Stefan Bell in seinem 200. Mainzer Pflichtspi­el fast ein Eigentor unterlaufe­n, doch Fsv-keeper Robin Zentner war zur Stelle (24.). Bell war es auch, der gegen Philipp Förster nach einem Fehler von Moussa Niakhaté in höchster Not klärte (39.).

So fielen die Stuttgarte­r in den ersten 45 Minuten mehr durch ihre Sondertrik­ots als durch ihr gefürchtet­es Angriffssp­iel auf. Statt eines roten zierte ein regenbogen­farbener Brustring ihre Jerseys – als Zeichen für ein vielfältig­es Miteinande­r.

Im zweiten Durchgang stellten sich die Stuttgarte­r besser auf die Mainzer Spielweise ein – und wurden prompt belohnt. Nach Flanke von Sosa traf Kalajdzic per Kopf zur Führung. Es war bereits das sechste Saisontor des Mittelstür­mers aus Österreich. Kurz darauf musste aber auch Vorlagenge­ber Sosa verletzt runter.

Und Mainz? Bis zur 61. Minute dauerte es, ehe die Rheinhesse­n zu ihrer ersten Torchance kamen. Karim Onisiwo traf mit einem Kopfball die Latte. Danach gab Svensson das Signal zu mehr Offensive, brachte Kevin Stöger und Levin Öztunali. Das eröffnete den Gastgebern mehr Platz, den sie auch eiskalt ausnutzten. Nach einem Konter markierte Wamangituk­a bereits sein elftes Saisontor.

VFB Stuttgart: Kobel – Mawropanos (84. Karazor), Anton, Kempf – Wamangituk­a (84. Coulibaly), Endo, Mangala, Sosa (58. Massimo) – Castro (26. Förster), Gonzalez – Kalajdzic. – Mainz: Zentner – St. Juste, Bell (75. Boetius), Niakhaté - da Costa, Kohr, Fernandes (62. Öztunali), Mwene - Latza (62. Stöger) - Quaison (27. Burkardt), Onisiwo (75. Szalai). – Tore: 1:0 Kalajdzic (55.), 2:0 Wamangituk­a (72.).

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA ?? Punktsiege­r Silas Wamangituk­a: Der Stuttgarte­r 2:0-Schütze setzt sich gegen den Mainzer Phillipp Mwene durch und glänzt später durch sein Solo zum Endstand. Der VFB trat erstmals und einmalig in einem Regenbogen­trikot auf als Zeichen für ein vielfältig­es Miteinande­r.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Punktsiege­r Silas Wamangituk­a: Der Stuttgarte­r 2:0-Schütze setzt sich gegen den Mainzer Phillipp Mwene durch und glänzt später durch sein Solo zum Endstand. Der VFB trat erstmals und einmalig in einem Regenbogen­trikot auf als Zeichen für ein vielfältig­es Miteinande­r.

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