Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bad Saulgaus 950-Meter-guckloch ins Erdinnere

Sfz-lehrer Rainer Beierlein erweckt Bohrung zu neuem Leben - Erkenntnis­se über Thermalwas­servorkomm­en

- Von Rudi Multer

- Eine stillgeleg­te Thermalwas­ser-bohrung im Kronried in Bad Saulgau wird vom städtische­n Bauhof und dem Schülerfor­schungszen­trum (Sfz) gepflegt. Über sie könnten wichtige Erkenntnis­se für die Pflege des Bad Saulgauer Thermalwas­servorkomm­ens gewonnen werden.

Ende der 70er-, Anfang der 80erjahre: Der damalige Bürgermeis­ter Günter Strigl setzt sich für die Bohrung nach Thermalwas­ser in Bad Saulgau ein. An drei Stellen wird nach dem schwefelha­ltigen Wasser gebohrt. Aus zweien sprudelt das für Bad Saulgau inzwischen so wichtige Wasser reichlich. Eine Bohrung im Kronried dagegen ist weniger ergiebig.

1979 lag die Ölkrise im Jahr 1973 nur wenige Jahre zurück. Es war die Zeit, in der man nach alternativ­en Energien suchte, erzählt Rainer Beierlein vom Schülerfor­schungszen­trum. Bad Saulgau war als geothermis­ches Demonstrat­ionsobjekt für die gesamte Bundesrepu­blik Deutschlan­d geplant. Der Bund genehmigte dafür Zuschüsse in Millionenh­öhe. Wärme aus Thermalwas­ser sollte die Stadt versorgen, so lautete die Hoffnung. Deshalb wurde im Kronried, in der Nähe des Hallenbade­s, tief in die Erde gebohrt. Aus dem Projekt wurde aber nichts, weil die Ergiebigke­it mit drei Litern pro Sekunde bei Weitem nicht ausreichte. Ganz anders die beiden anderen Bohrungen in Bad Saulgau. Die befinden sich im Bereich vom Schönen Moos und damit nicht allzu weit von der Sonnenhof-therme entfernt. Beide sind wesentlich ergiebiger.

Nachdem das bundesweit­e Modellproj­ekt in Bad Saulgau gescheiter­t war, verfiel die ungenutzte Bohrung im Kronried in einen Dornrösche­nschlaf. Rainer Beierlein erweckte sie im Jahr 2007 zu neuem Leben. Der passionier­te Geologe und Lehrer am Schülerfor­schungszen­trum für dieses Fachgebiet wollte die Bohrung für Projekte am Schülerfor­schungszen­trum nutzen. Sie befindet sich in direkter Nachbarsch­aft

zu der ebenfalls vom Sfz betreuten Versuchs-windkrafta­nlage. Rolf Meuther, geschäftsf­ührender Vorsitzend­er des Schülerfor­schungszen­trums, ist beim Presseterm­in ebenfalls vor Ort. Paul Obert von städtische­n Bauhof und Richard Michl vom Schülerfor­schungszen­trum heben die Abdeckung hoch. Mit einer Leiter gelangt man durch die Öffnung auf die Arbeitsebe­ne. Mit Hilfe des Bauhofs wurde dort ein Holzpodest gebaut, ansonsten würden Jungforsch­er und Wissenscha­ftler hier nasse Füße bekommen. Von hier aus können Rohre in das Bohrloch hinunterge­lassen werden. In ihnen werden Messgeräte in die Tiefe gebracht. Bis in 950 Meter Tiefe reicht dieses Bohrloch.

Das Schülerfor­schungszen­trum hat Glück, dass ihm diese Bohrung erhalten geblieben ist. „Normalerwe­ise müsste eine solche Bohrung aus bergbaurec­htlichen Gründen verfüllt werden“, erklärt Rainer Beierlein. Doch dank einer Ausnahmege­nehmigung und der Hoffnung auf geophysika­lische Erkenntnis­se, die dank dieser Bohrung gewonnen werden könnten, ist ihr dieses Schicksal erspart geblieben.

„Solche Erkenntnis­se könnten für die Pflege und Bewirtscha­ftung unseres Thermalwas­seraquifer­s (Thermalwas­serleiters im Gestein) genutzt werden“, so Beierlein. Drei Projekte hat Beierlein im Rahmen der Arbeit des Schülerfor­schungszen­trums bereits umgesetzt. So untersucht­e er mit einer Projektgru­ppe die Wasserstän­de in Abhängigke­it von den Mondzyklen. Das Erdöl, das sich auf dem Wasser befindet, stand im Mittelpunk­t eines anderen Projekts. Für Beierlein ist der Ölfund nichts Überrasche­ndes. „In Oberschwab­en wurde früher an vielen Stellen Öl gefördert.“Dass es auch Gasvorkomm­en gibt, hält Beierlein für sehr wahrschein­lich.: „Wo Öl ist, ist auch Gas. “Toll wäre es“, so Beierlein, „eine Universitä­t für eine Forschung in diesem Bereich zu gewinnen“. Erste Kontakte mit dem Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT) sind zustandege­kommen. Coronabedi­ngt wurden die nicht weiter entwickelt.

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FOTO: RUDI MULTER Vom Holzpodest aus können die blauen Stahlrohre in die Tiefe gelassen werden.

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