Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit 120 Sachen durch die Weingarten­er Innenstadt

Erneut illegales Autorennen im Zentrum – Rowdys müssen mit saftigen Strafen rechnen

- Von Markus Reppner und Oliver Linsenmaie­r

- Freitagabe­nd 19.40 Uhr: Drei Autos rasen durch die Weingarten­er Innenstadt (SZ berichtete). Das illegale Rennen beginnt am Stadtgarte­n. Sie umkurven andere Verkehrste­ilnehmer wie Slalomstan­gen und brettern mit 120 Stundenkil­ometern, wo sonst nur Tempo 50 oder abschnitts­weise 60 erlaubt ist. Nach gut zwei Kilometern ist die Raserei an einer Ampel in der Ulmer Straße auf Höhe der Möttelinst­raße in Ravensburg zu Ende. Kein Einzelfall. Erst vor knapp vier Wochen hatte das Amtsgerich­t Ravensburg einen Weingarten­er Raser verurteilt.

Die Polizei beobachtet das illegale Rennen zufällig, nimmt mit Blaulicht die Verfolgung auf, stoppt die Autos und zieht die Fahrer zu Rechenscha­ft. Es handelt sich um zwei Männer und eine Frau im Alter zwischen 20 und 22 Jahren. Woher die Rennrowdys kommen, dazu macht die Polizei auf Szanfrage aus datenschut­zrechtlich­en Gründen keine Angaben. Ob das Rennen geplant und abgesproch­en war, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Ermittlung­en laufen noch, wie Pressespre­cherin Daniela Baier vom Polizeiprä­sidium Ravensburg mitteilt.

Wegen verbotenem Fahrzeugre­nnen werden die drei Fahrer nun nach Paragraf 315d des Strafgeset­zbuchs angezeigt. Ihnen droht eine Freiheitss­trafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Die Höhe der Geldstrafe richtet sich nach dem Gehalt nach Tagessätze­n. Zusätzlich beschlagna­hmte die Polizei die Führersche­ine der jungen Fahrer, die bis auf Weiteres kein Auto fahren dürfen.

Der Vorfall vom vergangen Freitag ist reiht sich nahtlos in eine Serie von illegalen Autorennen in der jüngsten Vergangenh­eit in Weingarten. Meist werden die Täter allerdings nicht auf frischer Tat ertappt, wie es von der Polizei heißt. Die Polizei hat das Geschehen aber schon länger im Blick. Das Problem ist dem Polizeirev­ier Weingarten bekannt (SZ berichtete), weshalb die Polizei bereits verstärkt den Verkehr überwacht und kontrollie­rt. Im Fokus stehen hierbei ganz grundsätzl­ich Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en, jedoch mit einem besonderen Augenmerk auf die Tuning- und Poser-szene, wie Weingarten­s Polizeirev­ierleiter Nicolas Riether der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte.

Die Polizei nehme diese Problemati­k sehr ernst, da die Autorennen nicht nur die Ruhe störten, sondern die überhöhten Geschwindi­gkeiten auch andere Straßenver­kehrsteiln­ehmer erheblich gefährde. Erst vor wenigen Wochen jährte sich der schwere Verkehrsun­fall vom 1. August 1999 bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Seinerzeit raste ein 18 Jahre alter Mann mit 150 Kilometern pro Stunde über die Waldseer Straße und verlor die Kontrolle über das Auto.

Mitte Januar verurteilt­e das Ravensburg­er Amtsgerich­t einen 26-Jährigen, weil er im Mai 2019 an einem illegalen Autorennen durch Weingarten teilgenomm­en hat zu einer Geldstrafe in Höhe von 2100 Euro. Diese muss er in 70 Tagessätze­n zu je 30 Euro erstatten (SZ berichtete). Zudem erhielt er ein Fahrverbot von fast zwei Jahren. Der Fall ist aber noch nicht abgeschlos­sen, denn der Staatsanwa­ltschaft

ist die Strafe nicht hoch genug.

Ob nun der aktuelle Fall vom Freitagabe­nd ebenfalls vor Gericht landet, steht aktuell noch nicht fest, wie Pressespre­cherin Baier sagt. Das würde davon abhängen, ob die Beschuldig­ten mit dem Strafmaß einverstan­den sind und die Strafe bezahlen. Wenn ja, bestehe keine Notwendigk­eit für ein Gerichtsve­rfahren. Außerdem müsse die Staatsanwa­ltschaft den Fall noch prüfen und entscheide­n, ob sie Anklage erheben möchte. In jedem Fall aber müssten die Täter mit einer saftigen Strafe rechnen.

Doch nicht nur illegale Autorennen machen in Weingarten Schlagzeil­en. Der Festplatz in Weingarten ist für einige Auto-rowdys seit Jahren ein Ort, um mit ihren Fahrkünste­n zu protzen. Mit hoher Geschwindi­gkeit werden Kurven gefahren, die Autos schliddern über den Schotter („Schwäbisch­e Zeitung“berichtete).

Meistens kommen sie nachts, von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag, wie Anwohner berichten. Oft seien es dieselben. In den wärmeren Jahreszeit­en würden sie sich fast jedes Wochenende treffen. Der Stadt ist dieses Problem bekannt. Einmal im Jahr werde der Platz gründlich saniert. Die Kosten würden sich insgesamt auf 1500 Euro für Arbeitsstu­nden, LKW, Bagger, Walze und Radlader belaufen.

Allerdings erfolgte bislang noch keine Anzeige bei der Polizei. Dazu müssten die Verursache­r auf frischer Tat ertappt werden. Zudem müssten für eine Anzeige die Personalie­n der Rowdys oder zumindest das Kennzeiche­n bekannt sein.

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