Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mit 120 Sachen durch die Weingartener Innenstadt
Erneut illegales Autorennen im Zentrum – Rowdys müssen mit saftigen Strafen rechnen
- Freitagabend 19.40 Uhr: Drei Autos rasen durch die Weingartener Innenstadt (SZ berichtete). Das illegale Rennen beginnt am Stadtgarten. Sie umkurven andere Verkehrsteilnehmer wie Slalomstangen und brettern mit 120 Stundenkilometern, wo sonst nur Tempo 50 oder abschnittsweise 60 erlaubt ist. Nach gut zwei Kilometern ist die Raserei an einer Ampel in der Ulmer Straße auf Höhe der Möttelinstraße in Ravensburg zu Ende. Kein Einzelfall. Erst vor knapp vier Wochen hatte das Amtsgericht Ravensburg einen Weingartener Raser verurteilt.
Die Polizei beobachtet das illegale Rennen zufällig, nimmt mit Blaulicht die Verfolgung auf, stoppt die Autos und zieht die Fahrer zu Rechenschaft. Es handelt sich um zwei Männer und eine Frau im Alter zwischen 20 und 22 Jahren. Woher die Rennrowdys kommen, dazu macht die Polizei auf Szanfrage aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben. Ob das Rennen geplant und abgesprochen war, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Ermittlungen laufen noch, wie Pressesprecherin Daniela Baier vom Polizeipräsidium Ravensburg mitteilt.
Wegen verbotenem Fahrzeugrennen werden die drei Fahrer nun nach Paragraf 315d des Strafgesetzbuchs angezeigt. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Die Höhe der Geldstrafe richtet sich nach dem Gehalt nach Tagessätzen. Zusätzlich beschlagnahmte die Polizei die Führerscheine der jungen Fahrer, die bis auf Weiteres kein Auto fahren dürfen.
Der Vorfall vom vergangen Freitag ist reiht sich nahtlos in eine Serie von illegalen Autorennen in der jüngsten Vergangenheit in Weingarten. Meist werden die Täter allerdings nicht auf frischer Tat ertappt, wie es von der Polizei heißt. Die Polizei hat das Geschehen aber schon länger im Blick. Das Problem ist dem Polizeirevier Weingarten bekannt (SZ berichtete), weshalb die Polizei bereits verstärkt den Verkehr überwacht und kontrolliert. Im Fokus stehen hierbei ganz grundsätzlich Geschwindigkeitsüberschreitungen, jedoch mit einem besonderen Augenmerk auf die Tuning- und Poser-szene, wie Weingartens Polizeirevierleiter Nicolas Riether der „Schwäbischen Zeitung“sagte.
Die Polizei nehme diese Problematik sehr ernst, da die Autorennen nicht nur die Ruhe störten, sondern die überhöhten Geschwindigkeiten auch andere Straßenverkehrsteilnehmer erheblich gefährde. Erst vor wenigen Wochen jährte sich der schwere Verkehrsunfall vom 1. August 1999 bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Seinerzeit raste ein 18 Jahre alter Mann mit 150 Kilometern pro Stunde über die Waldseer Straße und verlor die Kontrolle über das Auto.
Mitte Januar verurteilte das Ravensburger Amtsgericht einen 26-Jährigen, weil er im Mai 2019 an einem illegalen Autorennen durch Weingarten teilgenommen hat zu einer Geldstrafe in Höhe von 2100 Euro. Diese muss er in 70 Tagessätzen zu je 30 Euro erstatten (SZ berichtete). Zudem erhielt er ein Fahrverbot von fast zwei Jahren. Der Fall ist aber noch nicht abgeschlossen, denn der Staatsanwaltschaft
ist die Strafe nicht hoch genug.
Ob nun der aktuelle Fall vom Freitagabend ebenfalls vor Gericht landet, steht aktuell noch nicht fest, wie Pressesprecherin Baier sagt. Das würde davon abhängen, ob die Beschuldigten mit dem Strafmaß einverstanden sind und die Strafe bezahlen. Wenn ja, bestehe keine Notwendigkeit für ein Gerichtsverfahren. Außerdem müsse die Staatsanwaltschaft den Fall noch prüfen und entscheiden, ob sie Anklage erheben möchte. In jedem Fall aber müssten die Täter mit einer saftigen Strafe rechnen.
Doch nicht nur illegale Autorennen machen in Weingarten Schlagzeilen. Der Festplatz in Weingarten ist für einige Auto-rowdys seit Jahren ein Ort, um mit ihren Fahrkünsten zu protzen. Mit hoher Geschwindigkeit werden Kurven gefahren, die Autos schliddern über den Schotter („Schwäbische Zeitung“berichtete).
Meistens kommen sie nachts, von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag, wie Anwohner berichten. Oft seien es dieselben. In den wärmeren Jahreszeiten würden sie sich fast jedes Wochenende treffen. Der Stadt ist dieses Problem bekannt. Einmal im Jahr werde der Platz gründlich saniert. Die Kosten würden sich insgesamt auf 1500 Euro für Arbeitsstunden, LKW, Bagger, Walze und Radlader belaufen.
Allerdings erfolgte bislang noch keine Anzeige bei der Polizei. Dazu müssten die Verursacher auf frischer Tat ertappt werden. Zudem müssten für eine Anzeige die Personalien der Rowdys oder zumindest das Kennzeichen bekannt sein.