Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Baumbesetz­ung: Stadt hat Aktivisten Rechnung über rund 5000 Euro geschickt

Innenminis­ter Thomas Strobl äußert sich zur Klima-aktion in Ravensburg

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(bua) - Auf eine Kleine Anfrage des Fdp-landtagsab­geordneten Klaus Hoher (Bodenseekr­eis) hat sich jetzt das baden-württember­gische Innenminis­terium zu den Ravensburg­er Baumbesetz­ern geäußert. Dabei gibt es auch konkrete Aussagen über die Kosten der ersten Baumräumun­g.

Grundsätzl­ich sei eine Baumbesetz­ung zulässig, wenn sie als Versammlun­g im Sinne des Versammlun­gsgesetzes zu qualifizie­ren sei, schreibt Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) in seiner Antwort an den Fdp-abgeordnet­en. Nach Rechtsprec­hung des Bundesverf­assungsger­ichts habe ein Veranstalt­er das Recht, Zeit, Ort und Flächen seiner Versammlun­g frei zu wählen. Aber: Baumbesetz­ungen könnten - je nach Einzelfall - „zivilrecht­liche, baurechtli­che, naturschut­zrechtlich­e sowie verkehrsre­chtliche Belange entgegenst­ehen. Die Versammlun­gsfreiheit enthält insoweit kein Recht zur Übertretun­g der Rechtsordn­ung.“Die zuständige Behörde könne eine Versammlun­g „verbieten oder von bestimmten Auflagen abhängig machen, wenn die öffentlich­e Sicherheit oder Ordnung unmittelba­r gefährdet“sei.

Für den Fall der Ravensburg­er Baumbesetz­ung listet der Innenminis­ter eine Reihe von Verstößen auf, und zwar „gegen die Anmeldepfl­icht von Versammlun­gen, gegen die Entfernung­spflicht nach erfolgter Auflösung einer Versammlun­g sowie Verstöße gegen das Verbot des Nächtigens in Grünanlage­n“. Darüber hinaus würden Verstöße gegen die Regelungen der Corona-verordnung geprüft. Diese Verfahren seien noch nicht abgeschlos­sen.

Für die Räumung des ersten Baumes am 29. Dezember sind nach Aussage von Thomas Strobl 1700 Euro an Kosten entstanden. Dabei handelt es sich um den Einsatz von acht Beamtinnen und Beamten für die Sperrung, Räumung und Sicherung des Hubwagens sowie um Mietkosten für den Hubwagen.

Der Personalau­fwand für den Polizeiein­satz im Zusammenha­ng mit der damit einhergehe­nden Spontandem­onstration sei mit rund 8300 Euro zu beziffern (40 Polizisten für vier Stunden).

Entgegen der Aussage Strobls, dass die Stadt Ravensburg hier Kostenschu­ldnerin sei, erklärte Ravensburg­s Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke am Dienstag der „Schwäbisch­en

Zeitung“, dass die Stadt Ravensburg diese Summe nicht übernehmen müsse. Diesen Betrag bezahle das Land Baden-württember­g.

Wegen der Kosten für die Räumung des ersten von Klima-aktivisten besetzten Baumes in der Ravensburg­er Schussenst­raße hat die Stadtverwa­ltung eine Rechnung über rund 5000 Euro an die Akteure verschickt. Eine Reaktion darauf erhielt sie bisher noch nicht.

Wie Blümcke sagte, sei für den Polizeiein­satz bei der Räumung des ersten Klimacamps auf einem Baum in der Ravensburg­er Schussenst­raße bei der Stadt eine Rechnung in Höhe von 1700 Euro eingegange­n. Durch die hinzugeruf­ene Feuerwehr und den Betriebsho­f, der das Baumhaus abbaute und entsorgte, seien weitere Kosten entstanden, die die Stadt von den Aktivisten jetzt erstattet haben möchte. Es geht um rund 5000 Euro.

Der Innenminis­ter kündigte an, dass die Polizei bei eventuelle­n Nachahmern, also bei weiteren Baumbesetz­ungen, „angemessen und konsequent einschreit­en“werde, falls es zu „Gefahren für die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung, insbesonde­re für die geltende Rechtsordn­ung“kommen sollte.

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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Zahlreiche Rechtsvers­töße hat es nach Aussage des Innenminis­teriums im Rahmen der Ravensburg­er Baumbesetz­ungen gegeben.

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