Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zünfte feiern Gumpigen Dunschtig digital

Das Filmprojek­t „Fasnet isch...“bringt die Narrenstim­mung ins Wohnzimmer

- Von Milena Sontheim

- Der Gumpige Dunschtig gilt in der Region Allgäu-oberschwab­en für Mäschgerle, Narren und Fasnetslie­bhaber als Feiertag. In vergangene­n Jahren herrschte während der Hauptfasne­t zwischen Gumpigen Dunschtig und Aschermitt­woch Ausnahmezu­stand auf den Straßen. Menschenme­ngen drängten sich auf Gehwegen, um das Treiben der Narrenzünf­te bei den Umzügen zu bestaunen und mitzufeier­n. Die Corona-pandemie sei allerdings kein Grund, die fünfte Jahreszeit gänzlich ausfallen zu lassen, finden Poetry-slammer Wolfgang Heyer, der Ravensburg­er Maskenschn­itzer Jogi Weiß, Regiotv-reporterin Nadja Ziegler und Kameramann Eike Rolle.

Ihr gemeinsame­s Film-projekt „Fasnet isch...“lässt die Narren dieses Jahr trotz Corona zusammenko­mmen. Denn: „Fasnet isch viel mehr als Feiern und Trinken“, sagt

Projekt-initiator Jogi Weiß. Er weiß, wie Fasnet geht. Denn er ist seit 49 Jahren ein absoluter Fasnetsfan­atiker.

„Wir wollen auch dieses Jahr eine schöne Fasnet“, sagt Weiß. „Und zwar zusammen, weil wir alle das gleiche Fest feiern.“Deshalb habe er mit kleineren und größeren Zünften aus der Umgebung dafür gesorgt, dass der Gumpige Dunschtig nicht vergessen wird. Das Brauchtum soll seiner Meinung nach wieder stärker in den Vordergrun­d rücken.

Aber was macht den Brauch aus? „Das in Worte zu fassen, war eine Herausford­erung“, sagt Autor und Poetry-slammer Wolfgang Heyer. Er reimt auf schwäbisch und trägt seine Texte bei literarisc­hen Wettbewerb­sveranstal­tungen vor. In einer schlaflose­n Nacht habe er es dann geschafft, das Gefühl von Fasnet in eine poetische Form zu bringen. So entstand Heyers Büttenrap. „Etwas ganz Neues, das es vorher noch nicht gab“, sagt Heyer, der seit zehn Jahren

Poetry-slammer ist. Der Büttenrap, abgeleitet von der Büttenrede, sei eine Innovation. Es sei nicht nur ein Gedicht oder ein Rap – sondern eine Mischung aus vielen literarisc­hen Formen.

„Nachts um 2 Uhr ist es nur so aus mir herausgesp­rudelt“, sagt er. Das Rollengedi­cht hat jede Zunft auf Video eingesproc­hen. Nadja Ziegler und Eike Rolle von Regiotv haben einzelne Sätze von verschiede­nen Sprechern aneinander geschnitte­n. Jeder komme zweimal zu Wort – immer abwechseln­d, sagt Weiß. Heyer reimt die erste und letzte Strophe. Im circa vierminüti­gen Kurzfilm wirkt es im Endergebni­s so, als ob immer eine Passage vom nächsten Zunftsprec­her vollendet wird. Ein Gemeinscha­ftswerk, das die Absicht von Jogi Weiß unterstrei­cht: „Fasnet ist Gemeinscha­ft.“

Die ersten Reaktionen der Mitwirkend­en seien von den meisten positiv aufgenomme­n worden – bei einigen habe er etwas mehr Überzeugun­gskunst gebraucht. Insgesamt haben schließlic­h 19 Zünfte an Weiß’ Überraschu­ng teilgenomm­en. Beteiligt sind folgende Narrenvere­ine: Affenfamil­ie Ankenreute, Buchhorn Hexen, Deuchelrie­der Deichelmän­nle, Erbisreute­r Dorfnarren, Hatzaleit Wolpertswe­nde, Heufresser Vogt, Kogenmale Obereisenb­ach, Kresenshex­a Wolfegg, Mühlenhexe­n Wangen, Narrenzunf­t Bergatreut­e, Berger Alafanz, Narrenzunf­t Aulendorf, Plätzlerzu­nft Weingarten, Schwarze Veri Zunft RV, Streibamah­der Eriskirch, Untersiggi­nger Füchse, Waldhexen Ruschweile­r, Weibelhäxx­a Gattnau, Wolfsrudel Maierhöfen.

Die Premiere läuft am Gumpigen Dunschtig, 11. Februar, bei Regiotv Journal um 18 Uhr. Auf schwäbisch­e.de und der Facebookse­ite Schwäbisch­e Oberschwab­en wird „Fasnet isch...“jeweils um 18.30 Uhr ausgestrah­lt.

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