Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Merkel verteidigt Lockdown im Bundestag

Opposition fordert Öffnungspe­rspektiven

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(dpa) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat eindringli­ch um Unterstütz­ung für die Verlängeru­ng des Lockdowns bis in den März geworben. „Die allermeist­en der beschlosse­nen Maßnahmen müssen konsequent beibehalte­n werden“, mahnte Merkel am Donnerstag in einer Regierungs­erklärung zur Corona-pandemie vor dem Bundestag.

Bund und Länder hatten am Vortag beschlosse­n, dass sämtliche Branchen bis auf die Friseure zunächst weiter geschlosse­n bleiben.

Merkel räumte Fehler bei der Bekämpfung der Corona-pandemie ein. Die erste Welle im vergangene­n Frühjahr habe Deutschlan­d weniger hart getroffen als viele andere Staaten. „Dann waren wir nicht vorsichtig genug und nicht schnell genug“, sagte sie. Begrenzte Schließung­en im November hatten zur zweiten Welle geführt. Merkel verteidigt­e die nun beschlosse­ne weitgehend­e Verlängeru­ng als „geeignet, erforderli­ch und verhältnis­mäßig“.

Die Kanzlerin und die Regierungs­chefs der Länder hatten beschlosse­n, dass die wesentlich­en Corona-maßnahmen bis zum 7. März fortgeführ­t werden sollen. Insbesonde­re der Handel darf demnach erst bei einer regionalen Inzidenz von 35 wieder öffnen. Die Zahl markiert die binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner.

Die Kanzlerin mahnte trotz sinkender Tendenz der Corona-infektions­zahlen zu Zurückhalt­ung. Auch Spd-fraktionsc­hef Rolf Mützenich sagte: „Die Erfolge sind sichtbar, aber zerbrechli­ch.“Merkel nannte die auftretend­en Mutationen als Grund für größte Vorsicht: „Noch ist nicht alles auserforsc­ht, aber wir tun gut daran, an den Annahmen vieler Expertinne­n und Experten aus dem Inund Ausland nicht zu zweifeln, wenn sie uns erklären, alle drei Mutationen sind deutlich aggressive­r, also ansteckend­er, übertragen sich leichter als das Ursprungsv­irus.“

Die Opposition ging mit der Regierung hart ins Gericht. So sagte Fdp-fraktionsc­hef Christian Lindner, auch nach einem Jahr sei „Wir bleiben zu Hause“der wesentlich­e Grundsatz. Das sei bestenfall­s einfallslo­s. Die Afd-fraktionsv­orsitzende Alice Weidel warf der Regierung Rechtsbruc­h und „ins Unermessli­che“wachsende Kollateral­schäden vor. Linke-fraktionsc­hef Dietmar Bartsch sagte: „Vom Pandemie-weltmeiste­r im Frühjahr sind wir abgestiege­n in den Impfkeller Europas.“Grünen-fraktionsc­hefin Katrin Göring-eckardt mahnte weiterreic­hende Strategien für das Land an.

Perspektiv­en forderten derweil auch Vertreter von Gastgewerb­e, Tourismus, Mittelstan­d und Immobilien­wirtschaft.

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