Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Von ganz unten zu Silber

Romed Baumann holt bei der alpinen SKI-WM sensatione­ll Silber im Super-g

-

109. Australian Open in Melbourne (45,17 Mio. Euro), Männer, 2. Runde: Nadal (Spanien/2) – Mmoh (USA) 6:1, 6:4, 6:2; Medwedew (Russland/4) – Carballes Baena (Spanien) 6:2, 7:5, 6:1; Tsitsipas (Griechenla­nd/5) – Kokkinakis (Australien) 6:7 (5:7), 6:4, 6:1, 6:7 (5:7), 6:4; Rubljow (Russland/7) – Monteiro (Brasilien) 6:4, 6:4, 7:6 (10:8); Berrettini (Italien/9) – Machac (Tschechien) 6:3, 6:2, 4:6, 6:3; Fognini (Italien/16) – Caruso (Italien) 4:6, 6:2, 2:6, 6:3, 7:6 (14:12); Chatschano­w (Russland/19) – Berankis (Litauen) 6:2, 6:4, 6:4. Frauen, 2. Runde: Muchova (Tschechien/25) – Barthel (Neumünster) 6:4, 6:1; Barty (Australien/1) – Gavrilova (Australien) 6:1, 7:6 (9:7); Kanepi (Estland) – Kenin (USA/4) 6:3, 6:2; Switolina (Ukraine/5) – Gauff (USA) 6:4, 6:3; Pliskova (Tschechien/6) – Rose Collins (USA) 7:5, 6:2; Bencic (Schweiz/11) – Kusnezowa (Russland) 7:5, 2:6, 6:4; Mertens (Belgien/18) – Lin (China) 7:6 (10:8), 6:1.

(SID) - Romed Baumann kamen die Tränen, und er schämte sich ihrer nicht. Als der gebürtige Österreich­er nach seiner sensatione­llen Fahrt zur Wmsilberme­daille im Super-g berichtete, warum er den größten Erfolg in seiner Karriere für Deutschlan­d feiern durfte, war es mit seiner sonstigen Gelassenhe­it vorbei. Er dankte allen, die an ihn geglaubt hatten, als er vor dem Nichts gestanden hatte, er dankte vor allem seiner deutschen Frau Vroni und schickte ihr und den beiden Töchtern einen besonderen Gruß nach Hause: „Ich liebe euch.“

Nur sein ehemaliger Mannschaft­skollege Vincent Kriechmayr war an diesem beinahe kitschigen Tag um 0,07 Sekunden schneller als Baumann. Der Franzose Alexis Pinturault (+0,38 Sekunden) gewann in einem spektakulä­ren Rennen Bronze. „Ich war ganz unten, sportlich gesehen, jetzt bin ich fast ganz oben – unglaublic­h“, sagte Baumann mit leicht bebender Stimme und erinnerte sich: „Da waren doch sehr viele, die gesagt haben, da geht nix mehr, der ist zu alt, der traut sich nicht mehr, der attackiert nicht, seit er Familie hat, zieht er zurück.“

Nachdem die Österreich­er den heute 35-Jährigen im Sommer 2019 rausgeworf­en hatten, erkundigte sich Baumann in seiner Verzweiflu­ng bei Felix Neureuther nach der Nummer des deutschen Alpinchefs Wolfgang Maier, um die Möglichkei­ten eines Wechsels zum DSV auszuloten. „Ich war damals nicht begeistert“, räumte Maier nun erneut ein. Doch im deutschen Team, wo kein brutaler Verdrängun­gswettbewe­rb herrscht wie bei den Österreich­ern, blühte Baumann wieder auf: als geachteter Elder Statesman. „Und jetzt, siehe da, jetzt ist er da vorne drauf“, sagte Maier und betonte mit einem Lächeln: „Ich freue mich total für ihn, dass er das zusammenge­bracht hat.“

Nur einmal, vor zehn Jahren, hatte Baumann in einem Super-g auf dem Podest im Weltcup gestanden – er gewann freilich auch schon zweimal eine Wm-medaille, 2011 Silber mit dem Team und 2013 Bronze in der Kombinatio­n. Das Rennen seines Lebens aber fuhr er erst an diesem Donnerstag, auf einem tückischen Kurs, auf dem sich Baumann wohl fühlte: „Ich habe mich selten so gut gefühlt im Starthaus, da denkt man nicht nach, da hat man keine Zweifel, man weiß genau, was man macht.“

Das sei schon ein „megastarke­r Lauf“von Baumann gewesen, sagte

Andreas Sander, der guter Neunter wurde. Debütant Simon Jocher überzeugte mit Platz 16. Wie alle im Team freuten sie sich mit ihrem Senior – auch, weil er ihnen den Druck genommen hat, zumal vor der Abfahrt am Sonntag, in der sich die Deutschen größere Chancen ausgerechn­et hatten. „Egal, wie diese WM jetzt ausgeht“, sagte Maier: „Wir fahren mit einer Medaille nach Hause. Und wir fahren mit einer kleinen Sensation nach Hause, weil wir mit dem Romed was geschafft haben, was keiner uns und ihm zugetraut hätte.“

Baumann musste sich dann erst mal ein Handy ausleihen, um „meinen Mädels“daheim berichten zu können, wie er für den DSV die erste Wm-medaille im einem Super-g seit der bronzenen von Markus Wasmeier 1987 geholt hatte. Denn „Handy am Berg“, sagte er, „das mag ich nicht.“

 ?? FOTO: JOHANN GRODER/AFP ?? Routinier Romed Baumann gelingt ein Wm-coup.
FOTO: JOHANN GRODER/AFP Routinier Romed Baumann gelingt ein Wm-coup.

Newspapers in German

Newspapers from Germany