Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
So erzeugt man bei den Bürgern Frust
Zu „Impftermine weiter mit Hindernissen – Hotline zum Neustart überlastet“(10.2.):
Dass die Corona-hotline überlastet ist, ist schon Ärgernis genug. Ebenso, dass viel zu wenig Impfstoff vorhanden ist. Dass aber permanent auf allen Werbekanälen dafür geworben wird, sich impfen zu lassen und sich über die Hotline zu informieren, das schlägt dem Fass den Boden aus. Mit millionenschwerer Werbung aus Steuergeldern wird ein Produkt angepriesen, das am Markt gar nicht vorhanden ist. Dass es keinen Impfstoff gibt, kann man dann über eine total überlastete Hotline - nicht - erfahren. So wird Bürgerfrust erzeugt. Dieter Teufel, Tuttlingen
Ausgangssperre tat niemandem weh
Zu „Gericht kippt Ausgangssperre in Baden-württemberg“(9.2.):
Geht es hier nur ums Recht? Die Klägerin hat uns einen Bärendienst erwiesen und die Richter gleich mit. Dort wäre mal ein Blick auf die Situation und nicht nur auf das formal Richtige angebracht. Diese Ausgangssperre tat niemanden weh. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, verspätet hatte und dies begründete, durfte noch von A nach B. Aber wenn man sich mal die Reaktionen auf Twitter anhört ... Hauptsache, den eigenen Dickschädel zum Schaden der anderen Leute durchgesetzt. Eberhard Werrer, Ehingen
Eine Frechheit
Zu „Wütende Jagd nach dem Titel-sixpack“(8.2.):
Das ganze Drumherum, was Herr Hoeneß und Herr Rummenigge veranstalten, ist schon eine Frechheit. In der jetzigen Zeit müssen Bürger sich an Regeln, Abstand und Hygiene halten und viele Profisportarten nicht. Da treffen sich zum Beispiel 22 Fußballer auf dem Feld. Man könnte jetzt sagen: mit Schnelltest – den machen viele unserer Bürger doch auch. Ja, so wie es aussieht, dürfen diese eben alles und verstoßen natürlich gegen keine Corona-regel.
Wolfgang Ganser, Meckenbeuren
Völlig sinnentleerte Aktion
Zu „Astra-zeneca soll an Jüngere mit hohem Risiko verimpft werden“(3.2.): Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission das Präparat der Firma Astra-zeneca nur an Menschen unter 65 verabreichen. Spahn hatte die Impfverordnung dahingehend überarbeitet, dass nunmehr unter anderem vorrangig Pflegekräfte und Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen zwischen 18 und 64 Jahren mit dem nur eingeschränkt (unter 70 Prozent) wirksamen Vakzin von Astra-zeneca geimpft werden sollen. Weiter heißt es, dass diese Gruppe keinen Anspruch auf ein anderes, wirksameres Präparat hat. Ich musste den Artikel dreimal lesen und frage mich nun, ob der gute Mann den sowieso schon eklatanten Notstand an Pflegekräften und medizinischem Fachpersonal mit dieser völlig sinnentleerten Aktion ins Uferlose steigern will. Gerade diejenigen, die Tag für Tag den Kopf hinhalten zum Wohle
anderer Menschen und ihre Gesundheit jedes Mal aufs Neue riskieren, gerade die sollen das – salopp gesagt – minderwirksame Mittel verabreicht bekommen und ausgerechnet von der Firma, die quasi gezwungen werden musste, zu liefern. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Leute dem lieben Onkel Jens kräftig etwas husten, auch wenn sie sich nicht mit dem Coronavirus angesteckt haben. Dr. Margot Vidlar, Lindau
Der Chor der Jammernden
Zu „Manche Lehrer gehen bei Laptops leer aus“(9.2.):
Die angegebenen Fakten zu vorhandenen Mitteln zeigen sehr deutlich auf, dass genügend Geld für digitale Investitionen zur Verfügung steht. Die Überschrift von dem Beitrag suggeriert aber etwas anderes. Warum muss man denn immer wieder in den Chor der über alles Jammernden einstimmen? Selbst die GEW im Lande sieht die aktuelle Situation gelassen. Viel wichtiger ist für mich aber ein entscheidendes Kriterium: Wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer in unserer heutigen Zeit ohne ein digitales Endgerät (Laptop, Tablett) und ohne entsprechende Software arbeitet, ist zu prüfen, ob diese „Lehrenden“noch zeitgemäß unterrichten können und der Status eines Beamten für diese Personen noch gerechtfertigt ist. Helmut Teschner, Bad Waldsee
Lockdown light war falsch
Zu „Warnung vor zu frühen Corona-lockerungen“(8.2.):
Der Bemerkung von Ministerpräsident Kretschmann, dass der Lockdown light im November falsch war, kann man nur zustimmen. Die verfügte Schließung von Kultureinrichtungen, Gastronomiebetrieben und Fitnessstudios hatte offensichtlich keinen messbaren Einfluss auf die Zahl der Corona-neuinfektionen. Es kam zwar zunächst zu einer leichten Abflachung der Anstiegskurve. Anschließend
stieg die Zahl der Neuinfektionen aber bis in den Dezember hinein noch schneller an. Es ist unverständlich, dass das Robert-koch-institut nicht angewiesen wurde, frühzeitig genauere anonymisierte Daten aller Infizierten zu erheben. Wenn man zum Beispiel wüsste, in welcher Lebenssituation und in welchem häuslichen Umfeld sich die betroffenen Menschen befinden, welche berufliche Tätigkeit und welche Freizeitaktivitäten sie ausüben, könnte man das Infektionsgeschehen sicher bedeutend erhellen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Politiker bei ihren Entscheidungen in erster Linie von den Ergebnissen theoretischer Modellrechnungen der Epidemiologen und den Laborversuchen der Virologen leiten lassen. Derartige Untersuchungen sind wichtig. Das reale und meistens nicht in ein Schema passende Verhalten der Menschen können die Ausbreitung der Pandemie aber ganz wesentlich beeinflussen. Gerd Sticker, Ravensburg