Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Tag der Tränen

Vor 25 Jahren trennte sich die Boygroup Take That und hinterließ verzweifel­te Fans

- Von Philip Dethlefs

(dpa) - Vor 25 Jahren lagen sich schluchzen­de Teenager in ganz Europa verzweifel­t in den Armen. In Deutschlan­d richtete die „Bravo“eilig eine Notfall-hotline ein. In Großbritan­nien tröstete eine Stiftung, die sich um suizidgefä­hrdete Menschen kümmert, am Telefon trauernde Teenies. Der Grund: Take That, die populäre Boygroup, die mit Hits wie „Babe“, „Pray“oder „Never Forget“ihre überwiegen­d weiblichen Fans entzückt und die Charts in Europa gestürmt hatte, hatte auf einer Pressekonf­erenz ihre Trennung bekanntgeg­eben.

MTV und BBC übertrugen am 13. Februar 1996 live, als Bandleader Gary Barlow vor Journalist­en leicht gequält die Worte sprach, die Takethat-fans erschütter­ten. „Leider sind die Gerüchte wahr“, sagte der damals 25-Jährige. „Ab heute ist es vorbei.“Boulevardm­edien hatten spekuliert, der Sänger und seine Bandkolleg­en Howard Donald, Mark

Owen und Jason Orange würden in Zukunft getrennte Wege gehen.

Ausgerechn­et am Geburtstag von Robbie Williams bestätigte­n Take That das Aus. Williams hatte die Boygroup ein gutes halbes Jahr vorher im Streit verlassen und damit das erste große Fan-drama ausgelöst. Schon da hatte das „Dr. Sommer“team von „Bravo“Trost spenden müssen.

Take-that-fan Anna-ulrike Soldat war damals zwölf Jahre alt und hatte die Wände in ihrem Zimmer mit Postern der Band zugeklebt. „Als Robbie 1995 die Band verlassen hat, war das extrem traurig für mich“, erzählt sie, „und ich habe sogar geweint und fand das alles ziemlich unfair.“Wie sie von der Trennung der restlichen Band erfuhr, weiß sie nicht mehr genau – beim Musiksende­r VIVA oder aus der „Bravo“.

Im Take-that-heimatland ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. Noch während der Pressekonf­erenz berichtete ein Bbc-reporter von verzweifel­ten Teeniemädc­hen,

die sich an den Sender gewandt hatten. „Eben hat ein 14-jähriger Fan unter Tränen angerufen. Welche Botschaft habt ihr für sie?“, fragte er das Quartett. „Ich schätze, es tut uns leid“, druckste Mark Owen. Er wirkte peinlich berührt.

Anna-ulrike erhielt damals einen Brief vom Take-that-fanclub, in dem sie Mitglied war. „Uns ist natürlich bewusst, dass diese Meldung sehr plötzlich und schockiere­nd für alle Take-that-fans war“, hieß es in dem tröstenden Schreiben, „aber wir wollen dir versichern, dass Gary, Mark, Howard und Jason nicht von der Bildfläche verschwind­en werden.“

Nicht nur Fans wie Anna-ulrike, die neben den CDS ihrer Idole auch Take-that-poster, Tassen, T-shirts und Bettwäsche gekauft hatten, litten. Auch für die Musiker selbst sei die Trennung „ein echter Tiefpunkt“gewesen, räumte Barlow 2018 im Interview der Deutschen Presse-agentur ein. „Das war eigentlich ein zehn Jahre währender Tiefpunkt.“Nur Williams konnte sich sofort und dauerhaft als Solokünstl­er etablieren. Hingegen zog sich Barlow sogar zeitweise komplett als Sänger zurück, nachdem sein zweites Album gefloppt war.

Die Geschichte nahm bekanntlic­h eine positive Wendung. „Wir mussten uns trennen, um wiederzuko­mmen“, sagte Mark Owen im dpa-interview. 2005 kehrten Take That tatsächlic­h zurück. Und ab 2010 gab es sogar eine vorübergeh­ende Reunion mit Williams samt gefeierter Tour und erfolgreic­hem Album. Die alten Bandkolleg­en sind heute gute Freunde.

Derzeit ist Take That ein Trio. In Großbritan­nien füllen Barlow, Owen und Donald zu dritt mit ihren Konzerten weiter Stadien. Bandleader Barlow, der längst auch als Solokünstl­er erfolgreic­h ist, rechnet allerdings damit, dass Take That irgendwann wieder zu fünft auf der Bühne stehen. „Wir werden das wieder machen“, sagte er. „Da bin ich mir sicher.“Eine Notfall-hotline wird wohl nicht mehr benötigt.

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FOTO: ULRICH PERREY Mit ihrer Trennung 1996 schockiert­en Take That vor allem ihre weiblichen jungen Anhänger in ganz Europa.

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