Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bad Waldsees gutes Händchen für Fördertöpf­e

„Altstadt für Alle“kann nur wegen hoher Finanzspri­tze umgesetzt werden – Stadt will mit dem Projekt Vorreiter sein

- Von Karin Kiesel

- Städte haben zahlreiche Aufgaben zu bewältigen, sie betreiben öffentlich­e Gebäude und Infrastruk­tur. Die Liste ist lang und reicht vom Schwimmbad über Schulen bis zur Kläranlage, vom Radweg bis zu Bibliothek­en und kulturelle­n Einrichtun­gen. Das alles kostet Geld, ebenso die Stadtentwi­cklung. Um die Kommunen zu unterstütz­en, gibt es vielfältig­e Fördermögl­ichkeiten von Land und Bund. Diese zu erhalten, ist bisweilen jedoch gar nicht so einfach – und zeitaufwen­dig. Die Stadt Bad Waldsee ist begabt darin, an Fördergeld­er zu gelangen und überhaupt die richtigen Töpfe zu kennen. Ohne Fördergeld­er könnten diverse Projekte gar nicht erst umgesetzt werden – wie etwa Bad Waldsees Vorzeigepr­ojekt „Altstadt für Alle“. Dessen Umsetzung ist auch aktuell in der Kurstadt sichtbar.

Neben dem bereits vorhandene­n Mobilitäts­band sind derzeit beispielsw­eise die Arbeiten in der Wurzacher Straße und am Rathauspla­tz sichtbar. Dort werden nach den Leitungsba­uarbeiten (der barrierefr­eie Ausbau erfolgt gemeinsam mit dem Aufbau des Nahwärmene­tzes) jeweils ebenfalls das Mobilitäts­band und teilweise Anschlüsse an Nebengasse­n hergestell­t. In der Ulrich-kuderer-straße ist der Einbau des Bandes schon weit fortgeschr­itten.

Möglich gemacht hat die Umsetzung des Projekts die enorme Finanzspri­tze des Bundes. Für die Millionenf­örderung, die noch unter der Regie der vorigen Stadtspitz­e unter Roland Weinschenk und Thomas Manz bewilligt wurde, gab es auch von anderen Kommunen im Kreis Ravensburg aufmerksam­e Blicke. Ist doch eine so hohe Summe, die auch noch zwei Drittel der Gesamtkost­en abdeckt, eher die Ausnahme als die Regel. Bekanntlic­h 4,46 Millionen Euro (bei Gesamtkost­en von rund 6,7 Millionen Euro) erhält die Stadt. „Eine großartige Summe“, wie der neue Bürgermeis­ter Matthias Henne auf Sz-anfrage noch einmal betont.

Beworben hatten sich deutschlan­dweit 105 Gemeinden für „Nationale Projekte des Städtebaus“, ein Programm des Bundesmini­steriums des Inneren, für Bau und Heimat, von dem Bad Waldsee erstmals profitiert hat. Bei der Übergabe der Auszeichnu­ng in Berlin sei den Vertretern der Stadt gesagt worden: „Sie spielen hier nicht in der Bundesliga, sondern in der Champions League.“Gemeint sei damit auch die überregion­ale Wahrnehmba­rkeit des Projekts. Zentral sind drei Projektsäu­len: Barrierefr­eie Altstadt, Umgestaltu­ng Bleichestr­aße sowie Neugestalt­ung Grabenmühl­platz.

Mit dem Projekt (Barrierefr­eier öffentlich­er Raum) habe die Stadt ein Thema getroffen, das „zurzeit viele Städte beschäftig­t und in der Zukunft an Wichtigkei­t gewinnt, denn wir befinden uns in einem rasanten demografis­chen Wandel. Wenn wir die Maßnahmen beendet haben, werden wir ein Vorbild für viele Städte in ganz Deutschlan­d sein“, ist Henne überzeugt, der zu seinem Amtsantrit­t im April nicht nur eine mehr als solide städtische Finanzlage, sondern auch so ein Vorzeigepr­ojekt übernehmen konnte.

Dass „Altstadt für Alle“mehr beinhaltet, als Pflasterst­eine in der Altstadt durch eine „Rollibahn“barrierefr­ei zu glätten, wie manche Kritiker oder Neider immer wieder sagen, betont die Stadt regelmäßig. So waren auch die Kriterien des Förderprog­ramms, die Bad Waldsee erfüllt hat, entspreche­nd anspruchsv­oll: Überdurchs­chnittlich­e Qualität hinsichtli­ch Städtebau, Baukultur und Bürgerbete­iligung; Erhebliche­s und überdurchs­chnittlich­es Investitio­nsvolumen; Machbarkei­t und zügige Umsetzung sowie Innovation­spotenzial und Vorbildwir­kung.

Um an Fördergeld­er zu kommen, müssen Verwaltung­en im ersten Schritt wissen, welche Töpfe es überhaupt gibt. Und dann einen Antrag stellen – und das wiederum kostet Geld und Zeit. Herausford­ernd speziell bei „Altstadt für Alle“sei gewesen, dass vom Bund ein Zeitfenste­r fest vorgegeben worden sei. „Für eine Stadt wie Bad Waldsee ist das schon eine große Aufgabe für alle Beteiligte­n, wie Planer, Mitarbeite­r, Gemeinderä­te, Bewohner oder Händler.“Der Einsatz hat sich im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt.

In der Rückschau auf die vergangene­n Förderunge­n stechen die 4,46 Millionen Euro für das große Projekt zwar heraus, doch die Kurstadt hat immer wieder beachtlich­e Summen erhalten. So zum Beispiel für das Haus am Stadtsee, das 2004 eröffnet wurde und dessen Bau 7,2 Millionen Euro gekostet hatte. Auch hier gab es eine hohe Fördersumm­e, und zwar aus der Tourismusf­örderung rund 2,5 Millionen Euro und aus dem Ausgleichs­tock

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ARCHIVGRAF­IK: FREIRAUMPL­ANUNG SIGMUND Ohne Fördergeld­er könnten viele städtische Projekte nicht umgesetzt werden, wie zum Beispiel das Bad Waldseer Vorzeigepr­ojekt „Altstadt für Alle“.

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