Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hausbau in Corona-zeiten

Was Bauherren derzeit beachten sollten, damit es mit dem Traumhaus klappt

- Von Isabelle Modler

Auch wenn die Maßnahmen gegen Corona in vielen Bereichen zu einem Stillstand führen. Das neue Eigenheim ist davon meistens nicht betroffen. Denn: Auf den Baustellen darf weiterhin gearbeitet werden, wenn die bundesweit geltenden Arbeits- und Hygienesch­utzmaßnahm­en eingehalte­n werden. „Natürlich kann es trotzdem bei manchen Arbeitssch­ritten zu Verzögerun­gen kommen, etwa weil ein ganzer Bautrupp unter Quarantäne gestellt werden muss“, sagt Florian Becker vom Bauherren-schutzbund.

Grundsätzl­ich gilt: „Termine und Fristen müssen Unternehme­n trotz Corona einhalten“, so Becker. Sich deswegen auf höhere Gewalt zu berufen, ginge nicht. Zumal das Problem mittlerwei­le bekannt sei und die Firmen aus seiner Sicht genügend Zeit hatten, sich auf die Situation einzustell­en.

Insbesonde­re, wenn jemand jetzt einen Vertrag neu abschließt, rät Becker: „Hinterfrag­en Sie den Zeitplan des Unternehme­ns und erkundigen Sie sich, welche Maßnahmen für mögliche Ausfälle eingeplant wurden.“Bauherren sollten sich nicht damit zufrieden geben, dass ein Unternehme­n Corona als Ausrede verwendet. Firmen könnten diesen Grund nicht pauschal angeben, um Verzögerun­gen zu rechtferti­gen. „Verbrauche­r können dann eine detaillier­te Erklärung verlangen – beispielsw­eise wann, wer, wie lange aufgrund von Corona ausgefalle­n ist“, erklärt der Bauherren-berater.

Trotz Lockdown und Konjunktur­einbruch halten sich die Auswirkung­en der Corona-krise laut Becker aber bislang in Grenzen. „Anfänglich­e Materialen­gpässe und Lieferschw­ierigkeite­n

„Mehr Zeit als sonst einplanen – ein Puffer von mindestens acht bis zehn Wochen ist empfehlens­wert.“

sind mittlerwei­le weitgehend behoben.“Dennoch kann die Pandemie Lieferkett­en beeinfluss­en, etwa weil Firmen im Ausland sitzen.

„Sollte es bei einzelnen Materialie­n zu Lieferengp­ässen kommen, können Bauherren auf andere Materialie­n ausweichen“, erklärt Branchenve­rtreter Christoph Windscheif. Bei der Bemusterun­g – der individuel­len Ausstattun­g der Innenräume – kann eine andere Fliese, Tür oder Badewanne ein Kompromiss sein.

Da sich seine Verbandsmi­tglieder verpflicht­et haben, gleichwert­ige Materialie­n zu verwenden, entstehen Kunden von Fertigbauh­äusern dadurch keine Extrakoste­n. „Es sei denn, die Änderung würde jetzt einen erhebliche­n Planungsme­hraufwand bedeuten

Florian Becker vom Bauherren-schutzbund oder die Kunden entscheide­n sich für ein hochwertig­eres Material“, erklärt er. Manche Termine können Bauherren ohne ein persönlich­es Treffen wahrnehmen. „Bei der Vorplanung sind Onlineterm­ine denkbar. Bei Abstimmung­en, Besichtigu­ngen von Problemen sowie der Bauabnahme sollten Bauherren jedoch unbedingt vor Ort sein. Da birgt ein Onlineterm­in Risiken“, rät Becker vom Bauherren-schutzbund. Besichtigu­ngen sind mit Abstand und Masken weiterhin möglich.

Der Experte empfiehlt: „Sprechen Sie mit der Baufirma vorher ab, wie der Termin abläuft – etwa wie viele Personen kommen. Das erspart einem vor Ort Stress.“Und: Machen Sie klar, dass Sie den Termin nur wahrnehmen, wenn alle Maske tragen und ausreichen­d Abstand halten.

Verzögert sich die Fertigstel­lung, sollten Bauherren das Unternehme­n darauf hinweisen, damit sie später eine rechtliche Handhabung haben. So lassen sich Schadeners­atzansprüc­he geltend machen. Hier geht es dann auch um die Haftung: „Die Frage ist dann, was ist die Ursache für die Verzögerun­g und wer sie zu verantwort­en hat. Das gilt es im Einzelfall zu prüfen“, sagt Windscheif.

Er erklärt: „Ist die Lieferkett­e im Ausland unterbroch­en und Materialie­n kurzfristi­g nicht lieferbar, kann dies höhere Gewalt sein.“Hat ein Bauunterne­hmer hingegen das Material zu spät bestellt, sei dies keine höhere Gewalt. In der Regel liegt die Beweispfli­cht beim Unternehme­r.

Sollte sich der Bau verzögern, kann dies sich fatal auf die Kosten auswirken. Dennoch rät Becker davon ab, der Baufirma Zeitdruck zu machen. Erfahrungs­gemäß gehe Eile oft zu Lasten der Qualität. „Dann steigt das Risiko für Baumängel.“Beide Seiten sollten kompromiss­bereit sein, damit die Fertigstel­lung rechtzeiti­g klappt. Becker: „Mehr Zeit als sonst einplanen – ein Puffer von mindestens acht bis zehn Wochen ist empfehlens­wert.“(dpa)

 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA ?? Der Hausbau geht auch während der Corona-pandemie weiter – auf der Baustelle gelten die üblichen Arbeitssch­utzmaßnahm­en.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Der Hausbau geht auch während der Corona-pandemie weiter – auf der Baustelle gelten die üblichen Arbeitssch­utzmaßnahm­en.

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