Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jugendmusi­kschule steht vor Herausford­erungen

Schulleite­r sieht im Georg-schneider-haus in Leutkirch „tolle Perspektiv­e“– Diese Folgen könnte Pandemie haben

- Von Simon Nill

- Das Georg-schneiderh­aus soll in den kommenden Jahren kräftig saniert und teilweise neu gebaut werden. Läuft alles nach Plan, können die Unterricht­seinheiten der Jugendmusi­kschule Württember­gisches Allgäu (JMS) dann wieder an einem zentralen Ort stattfinde­n. Bis dahin steht für die Musiker allerdings eine anspruchsv­olle Zeit mit mehreren Interimslö­sungen an. Hinzu kommen Auswirkung­en der Corona-pandemie. Die Zukunft des ursprüngli­ch vor allem für die Jugendmusi­kschule gekauften „Pavatex-gebäudes“an der Wangener Straße ist derweil weiter offen.

„Das ist eine tolle Perspektiv­e“, erklärt Jms-leiter Hans Wagner auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Gemeint ist die Aussicht auf ein neu gestaltete­s und auf die Bedürfniss­e der Musiker ausgericht­etes Georg-schneider-haus. Weil vor mehr als drei Jahren Schimmelsp­oren im Gebäude nachgewies­en wurden, sind die Räume weiterhin nur teilweise nutzbar. Wie bereits berichtet, sind dort mit finanziell­er Unterstütz­ung des Bundes gravierend­e Veränderun­gen geplant. Während ein Gebäudeabs­chnitt aus den 1960er-jahren komplett neu gebaut werden soll, ist für den anderen Teil, der aus den 1920er-jahren stammt, eine Sanierung vorgesehen.

Erst im dritten Anlauf hatte die Stadt Leutkirch eine Zusage für die finanziell­e Unterstütz­ung der Sanierung aus einem Förderprog­ramm des Bundes erhalten. „Wir haben nicht mehr daran geglaubt“, sagte Oberbürger­meister Hans-jörg Henle im vergangene­n September. Weil eine Sanierung des Georg-schneiderh­auses ohne einen Zuschuss für die Stadt sehr teuer gewesen wäre, hatten sich die Verantwort­lichen im Rathaus bereits nach neuen Räumen für die Jugendmusi­kschule umgeschaut – und waren im Pavatex-gebäude an der Wangener Straße fündig geworden. Jms-leiter Hans Wagner sprach vor rund einem Jahr gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“von einer „idealen Lage“des von der Stadt gekauften Hauses.

Mit Beschluss des Gemeindera­tes folgte die Kehrtwende. Musikschul­e, Volkshochs­chule und Stadtkapel­le verbleiben nach dem Umbau nun doch dauerhaft im Georg-schneiderh­aus.

Für Schulleite­r Wagner ist dieses Hin und Her kein Problem. Im Gegenteil: „Die Entscheidu­ng zur Sanierung ist für uns nachvollzi­ehbar. Das Georg-schneider-haus ist unser alteingese­ssener Standort, der in Zukunft einen ungeahnten Charme versprühen könnte. Wir sind mit der Lösung vollumfäng­lich zufrieden.“

Bis zum Umzug – der offenbar frühestens 2024 möglich ist – sind allerdings noch einige Herausford­erungen zu meistern. An erster Stelle steht die schwierige Suche nach Schulungsr­äumen als Übergangsl­ösung. Bereits seit vielen Monaten sind die Musiker über mehrere Orte verteilt. So werden – sofern die Corona-pandemie wieder Präsenzunt­erricht erlaubt – unter anderem Teile des Hans-multscher-gymnasiums genutzt. „Das ist schon mit Problemche­n behaftet. Es bleibt einfach immer der Gaststatus“, erklärt Wagner. Probleme entstehen auch dann, wenn die Schule die entspreche­nden Räume während der Unterricht­szeiten kurzfristi­g doch nutzen muss.

Verschärft werden wird die Situation mit Beginn des Umbaus. Dann fallen zeitweise auch die aktuell noch genutzten Zimmer des Georgschne­ider-hauses weg. Wie Thomas Stupka von der Stadtverwa­ltung auf

Anfrage mitteilt, werden deshalb „mögliche Interimsnu­tzungen in städtische­n Gebäuden und auch Mietlösung­en untersucht“. Die Verantwort­lichen aus dem Rathaus rechnen damit, dass nach erfolgtem Architekte­nwettbewer­b der Start der Sanierung ab 2022 erfolgen kann.

Doch nicht nur die Raumsituat­ion in Leutkirch macht dem Leiter der Jugendmusi­kschule zu schaffen. Die Corona-pandemie zwingt die Lehrer und Musikschül­er dazu, per Video zu unterricht­en. „Das ist vor allem bei der Qualität natürlich nicht mit Präsenzunt­erricht vergleichb­ar, aber doch ein adäquates Mittel, um den Kontakt zu halten“, stellt Wagner klar. Besonders erfreut ist er über die „große, unglaublic­he Solidaritä­t“und über das Verständni­s, das Eltern der Musikschul­e entgegenbr­ingen würden. „Wir haben nicht exorbitant viele Abmeldunge­n“, sagt der Schulleite­r.

Größere Schwierigk­eiten sieht Wagner in Bereichen, in denen das Zusammensp­iel von zentraler Bedeutung ist. Etwa bei Chören, Orchester oder Ensembles. Hinzu kommt, dass die Jms-veranstalt­ungen „komplett brach liegen“. Seiner Einschätzu­ng nach werde es Jahre brauchen, damit die Auftritte „wieder an Bedeutung gewinnen“.

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Das Georg-schneider-haus (links) soll in einigen Jahren in neuem Glanz erstrahlen. Die Zukunft des „Pavatex-gebäudes“ist weiterhin offen.
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ARCHIVFOTO­S: SIMON NILL

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