Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Streit um Osterurlaub hält an
Werden Reisen wieder möglich sein? – Politiker von Bund und Ländern sind uneins in dieser Frage
- Für Hoteliers und Gastronomen waren die Interview-aussagen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ein weiterer Rückschlag. Osterurlaub in Deutschland könne es in diesem Jahr „leider nicht geben“, hatte der Cdu-politiker der „Bild am Sonntag“gesagt. „Wir würden alles zerstören, was wir seit Mitte Dezember erreicht haben“, warnte er. Zu große Mobilität bereits im April sei Gift.
Dass auch Worte negative Wirkung entfalten können, zeigte am Montag die Debatte um Kretschmers Aussagen. „Die pauschale Absage des Osterurlaub ist völlig inakzeptabel und ein erneuter Schlag ins Gesicht der Branche, sagte Dehogapräsident Guido
Zöllick für die Hotel- und Gaststättenbranche. Angesichts sinkender Infektionszahlen gebe es eine „nachvollziehbare Erwartung, eine Öffnungsperspektive zu erhalten“.
Auch Thomas Bareiß, Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus und Mittelstand, sprach sich dagegen aus, „von vornherein weitere Öffnungen auszuschließen“. Falls die Zahl der Corona-neuinfektionen weiter sinke, sehe er keinen Grund, „Hotels und Gaststätten, die ohnehin strengen Hygienevorschriften unterliegen, nicht schrittweise wieder zu öffnen bis Ostern“, sagte Bareiß der „Schwäbischen Zeitung“. Der jetzige Lockdown sei ein weitgehender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Bürgern und Unternehmern. „Heute schon zu sagen, dass in der ersten oder zweiten Aprilwoche keine Erleichterungen möglich sein sollen, ist nicht möglich“, sagte der Cdu-politiker.
Auch die Bundesregierung distanzierte sich von Kretschmers Äußerungen, indem sie darauf verwies, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussagen zu Oster-lockerungen möglich seien. Es sollten die nächsten Wochen abgewartet werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er betonte zugleich, die Bundesregierung „arbeitet hart daran, dass Ostern 2021 schon wieder ein etwas anderes Fest wird, als Ostern 2020 war“. Die Zahl der Neuinfektionen und die Belegung der Intensivstationen gingen zurück. Die Lage sei aber „noch unsicher“, betonte Seibert mit Blick auf neue, ansteckendere Virus-varianten.
Bareiß warnte davor, den Bürgern „ohne Not die Hoffnung auf Osterurlaub zu nehmen“. „Viele Menschen sind inzwischen wirklich urlaubsreif“, sagte der Bundestagsabgeordnete aus Balingen. Zugleich forderte er, nicht alle Formen von Tourismus über einen Kamm zu scheren. „Wenn Sie als Tagestourist allein irgendwo hinfahren, ist das natürlich etwas anderes als ein Mallorca-urlaub.“Auch Ferienwohnungen, in denen relativ isolierter Urlaub möglich sei, müssten differenziert betrachtet werden.