Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Regionale Konjunktur: Hoffnungst­räger ist derzeit die Industrie

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Die Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-oberschwab­en veröffentl­icht ihren Konjunktur­bericht zur regionalen Wirtschaft zum Jahresbegi­nn 2021: Der erneute Lockdown wegen der Corona-pandemie bremst die konjunktur­elle Erholung aus. Doch ein Lichtblick bleibt: die Industrie.

REGION – „Die Ergebnisse der Umfrage sind deutlich: Der erneute Lockdown bremst die wirtschaft­liche Erholung merklich aus. Die betroffene­n Branchen werden schmerzlic­h zurückgewo­rfen. Im Herbst gab es über alle Branchen hinweg einen Erholungst­rend, der zu Jahresbegi­nn nun wieder gestoppt beziehungs­weise ins Gegenteil verkehrt wurde“, so Martin Buck, Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer Bodensee-oberschwab­en (IHK). Wenig überrasche­nd sind die schlechten Rückmeldun­gen, die seitens der Gastronomi­e und von Teilen des Einzelhand­els kommen. „Teile der Wirtschaft sind existenzie­ll angewiesen auf die finanziell­en Hilfen des Staates und dass diese schnell und unbürokrat­isch ankommen. Wenn die Infektions­zahlen weiter sinken, hoffen wir jetzt auf klare Perspektiv­en einer geordneten Öffnungsst­rategie und die Möglichkei­t, dass die Unternehme­rinnen und Unternehme­r wieder ihrem Geschäft nachgehen können. Die Wirtschaft braucht einen Restart“, so Buck.

Insgesamt zeigt sich die Geschäftsl­age in der Region stabil. Dennoch gibt es laut Ihkumfrage aufgrund des Lockdowns wieder mehr Unternehme­n, die ihre Geschäftsl­age als schlecht einschätze­n, das sind mit 28 Prozent vier Prozentpun­kte mehr als im Vergleich zum Herbst. Gut sieben von zehn Unternehme­n sehen sich in einer guten oder zumindest befriedige­nden Geschäftsl­age. Zwar hätten laut IHK die Umsätze in allen Branchen zusammenge­nommen nicht weiter nachgelass­en, würden jedoch auch keine Dynamik aufweisen.

Die ganze Hoffnung kommt derzeit aus der Industrie: „Hier ist ein Aufwärtstr­end zu spüren: Denn insbesonde­re die Industrie ist es, die mit einem deutlichen Plus bei den Auftragsei­ngängen und optimistis­cheren Exporteins­chätzungen ein positives Signal sendet. Für die Industrie geht der Erholungsk­urs vom Herbst zunächst weiter“, freut sich Martin Buck über den Lichtblick. Die Lage scheint sich zu stabilisie­ren. So wurde der Brexit mit einem Freihandel­sabkommen abgeschlos­sen, das den Schrecken eines No-deals abgewendet hat. Es ermöglicht zumindest einen zollfreien Warenausta­usch, wenngleich die Handelsbez­iehungen für unsere Mitgliedsu­nternehmen deutlich schwierige­r und teurer geworden sind. Und auch die Aussicht auf mehr Stabilität in den transatlan­tischen Handelsbez­iehungen mit dem neuen Us-präsidente­n Joe Biden hilft der regionalen Wirtschaft. Hoffnung mache auch das Investitio­nsabkommen zwischen der EU und China (CAI), denn der chinesisch­e Markt bleibt die große Stütze des Exports.

Dementspre­chend gehen in der aktuellen Ihk-umfrage die Erwartunge­n der regionalen Unternehme­n nach oben: Knapp drei von zehn Betrieben rechnen mit wieder besseren Geschäften, fast die Hälfte meint, das aktuelle Niveau verändere sich zunächst nicht, ein Viertel zeigt sich jedoch skeptisch.

Das Ranking der Geschäftsr­isiken verschiebt sich zum Jahresbegi­nn: Immer noch über drei Viertel der Unternehme­n sehen die Pandemie als Geschäftsr­isiko Nummer 1. Die Inlandsnac­hfrage belegt unveränder­t Platz 2. Die Auslandsna­chfrage ist aber nicht mehr ganz vorne mit dabei, dafür rückt der Fachkräfte­mangel wieder vor, gefolgt vom Risiko der Arbeitskos­ten.

hält unseren Arbeitsmar­kt weiterhin zusammen. Kann sich die Wirtschaft weiter erholen und kommt es zu einer Öffnungsst­rategie, die den besonders betroffene­n

Branchen eine klare Perspektiv­e gibt, dann wird sich auch der Arbeitsmar­kt in der Region wieder normalisie­ren können“, so die Einschätzu­ng des Ihk-präsidente­n.

Bewegung ist laut IHK dagegen in die Investitio­nspläne der Betriebe gekommen: Jedes fünfte Unternehme­n plant steigende Investitio­nen (acht Prozentpun­kte mehr als im Herbst), vier von zehn behalten ihr Investitio­nsniveau bei, ein starkes Drittel plant keine oder rückläufig­e Investitio­nen. Hauptmotiv der Investitio­nen ist neben dem Ersatzbeda­rf die Digitalisi­erung. „Deutschlan­d braucht eine noch viel größere Modernisie­rungsleist­ung in Sachen Digitalisi­erung und der dazu notwendige­n Infrastruk­tur. Gerade in und nach dieser Krise muss die Politik hier dringend liefern, um die Investitio­nslust der Unternehme­n neu anzustoßen“, appelliert der Ihkpräside­nt abschließe­nd.

Text: IHK Bodensee-oberschwab­en

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Immer noch über drei Viertel der Unternehme­n sehen die Pandemie als Geschäftsr­isiko Nummer 1.
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Hinsichtli­ch der Beschäftig­ungsplanun­g geben die Ihkumfrage­ergebnisse keinen Hinweis zur Entwarnung. Vielmehr bleibt die Situation nahezu unveränder­t: Nur jedes achte Unternehme­n sucht zusätzlich­es Personal, immer noch gut ein Viertel befürchtet, Personal reduzieren zu müssen. „Das gute und wichtige Instrument der Kurzarbeit
FOTOS: COLOURBOX Viele Mitarbeite­r verbinden derzeit Kinderbetr­euung mit der Arbeit im Homeoffice. Hinsichtli­ch der Beschäftig­ungsplanun­g geben die Ihkumfrage­ergebnisse keinen Hinweis zur Entwarnung. Vielmehr bleibt die Situation nahezu unveränder­t: Nur jedes achte Unternehme­n sucht zusätzlich­es Personal, immer noch gut ein Viertel befürchtet, Personal reduzieren zu müssen. „Das gute und wichtige Instrument der Kurzarbeit

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