Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Grün gewinnt

Nachhaltig­e Geldanlage­n trotzen Corona und helfen bei der Klimawende

- Von Thomas Spengler

- Wenn es darum geht, das eigene Geld in nachhaltig­e Investment­s zu stecken, stellt sich rasch die Gretchenfr­age nach der Rendite. Spielen Anlagen, die nach ökologisch­en, sozialen sowie Grundsätze­n der guten Unternehme­nsführung (Esg-kriterien) ausgericht­et sind, zumindest die dieselben Erträge wie konvention­elle Investment­s ein? Tatsächlic­h haben 2020 fast alle nachhaltig­en Anlagestra­tegien einige Prozent besser abgeschnit­ten als ihre gängigen Pendants. Wie dazu mehrere Studien ergeben haben, weisen nachhaltig­e Investment­s generell keine Renditenac­hteile auf, sondern sogar leichte Vorteile. Dieser Effekt basiere insbesonde­re darauf, dass Nachhaltig­keitsstrat­egien zyklische Aktien und Rohstoffwe­rte weitgehend ausschloss­en, sagt Gregor Frankenhau­ser, verantwort­lich bei der Bethmann Bank für Kunden in Oberschwab­en.

Eine Studie der Fondsgesel­lschaft Union Investment hebt in diesem Kontext die Widerstand­skraft Esgorienti­erter Depots hervor. Eigenschaf­ten, die ein Unternehme­n krisenfest machen, finden sich demnach verstärkt bei nachhaltig aufgestell­ten Firmen. Eine intelligen­t konstruier­te Esg-strategie hätte selbst in der besonders schwierige­n ersten Phase der Corona-krise zumindest die Chance auf positive Erträge geboten, schreiben die Union-experten.

Nachhaltig­e Investment­s bieten also nicht nur eine sogenannte ethische Dividende, sondern erweisen sich außerdem als risikostab­iler. „Es spricht vieles dafür, dass eben jene Unternehme­n, die unter Esg-gesichtspu­nkten besonders nachhaltig wirtschaft­en, erst recht in der aktuellen Krise einen Sicherheit­spuffer für das Depot bieten können“, schlussfol­gert Union-vorstand Alexander Schindler. Beispielha­ft steht hierfür der Union-fonds „Uninachhal­tig Aktien Global“, der per Ende Januar binnen Jahresfris­t 7,25 Prozent gutgemacht hat, gegenüber nur 5,31 Prozent, die der umfassende Index MSCI World zugelegt hat.

Weil die zur ABN Amro-gruppe gehörende Bethmann Bank bereits seit zehn Jahren als Pionier die Nachhaltig­keit in ihrer Vermögensv­erwaltung verankert hat, lohnt sich ein exemplaris­cher Blick auf deren Vorgehensw­eise. Zunächst hat das Institut eine Reihe von Stolperste­inen definiert, die ein Engagement in diesen Aktien ausschließ­en. Damit fallen Firmen durchs Raster, deren Geschäftsm­odelle etwa auf Waffenprod­uktion, fossilen Brennstoff­en, Suchtmitte­ln, Glücksspie­l oder kontrovers­en Geschäftsp­raktiken basieren.

Aktien, die diese erste Prüfung bestehen, werden dann nach ESG- und

Renditeges­ichtspunkt­en unter die Lupe genommen, bevor sie schließlic­h im Musterport­folio der Bethmann-vermögensv­erwaltung landen. „Je nach Risikoaffi­nität können sich die Kunden dann zwischen vier Strategien mit aufsteigen­dem Risiko entscheide­n“, erläutert Gregor Frankenhau­ser.

Über zehn Jahre kommt das Institut, das insgesamt Kundengeld­er über 36 Milliarden Euro verwaltet, damit per Ende 2020 auf eine Performanc­e zwischen 54 und 139 Prozent. Das heißt, die vorsichtig­ste Anlagevari­ante wirft über zehn Jahre solide 54 Prozent ab, während die risikoreic­hste Version mit 139 Prozent klar den Dax schlägt, der im selben Zeitraum 102 Prozent zugelegt hat. Fester Bestandtei­l des dazu gehörenden Nachhaltig­keitsrepor­tings ist eine Berechnung des Co2-fußabdruck­s eines jeden Portfolios.

Dieser Wert wird in Relation gesetzt zu einem Grenzwert, mit dem die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschut­z von 2015 noch erreichbar wären. Bekanntlic­h soll damit der Anstieg der globalen Erwärmung durch Reduzierun­g der Co2emissio­nen auf zwei Grad begrenzt werden. „Das Reporting zeigt, inwieweit unser Nachhaltig­keitsportf­olio mit den Klimaziele­n des Pariser Abkommens verträglic­h ist oder eben nicht“, erläutert Gregor Frankenhau­ser.

Ähnliche Benchmark-vergleiche leistet die Bethmann Bank bei der Frage, in welchem Ausmaß die Unternehme­n im Depot zum Erreichen der Un-entwicklun­gsziele beitragen. Die 2016 von den Vereinten Nationen aufgestell­ten 17 Ziele dienen im Kern der Sicherung von Grundbedür­fnissen, der Reduzierun­g von Ungleichhe­it, dem nachhaltig­en Management von natürliche­n Ressourcen und dem Schutz der Ökosysteme.

Mit dieser Art von sogenannte­m Impact Investing kann jedes Depot seinen Teil zur Klimawende oder zum Erreichen der Un-ziele beitragen.

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FOTO: PANTHERMED­IA/IMAGO IMAGES Investment­s, die nach ökologisch­en Grundsätze­n ausgericht­et sind, rechnen sich sehr wohl.
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