Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fahrschüle­r ausgebrems­t

Derzeit nur berufsbedi­ngte Ausbildung möglich – Das sagen Bad Wurzacher Fahrlehrer

- Von Steffen Lang

- „Bar jeder Logik“: So bezeichnet der Fahrlehrer­verband Baden-württember­g die Entscheidu­ng der Landesregi­erung, Fahrschule­n in großen Teilen weiter geschlosse­n zu halten. Diese Ansicht teilt auch die Fahrschule Montag.

„Zutiefst erschrocke­n“sei er gewesen, dass Fahrschule­n in der jüngsten Corona-verordnung des Landes nicht einmal erwähnt worden seien, sagt Fabian Epple, Chef der Fahrschule Montag in Bad Waldsee und Bad Wurzach. „Wir hatten die große Hoffnung, dass wir wie unsere Kollegen in Bayern wenigstens ab 22. Februar wieder komplett öffnen dürfen.“In Hessen wurden Fahrschule­n sogar ganz vom Lockdown ausgenomme­n, in Niedersach­sen durften sie vor Kurzem schon wieder öffnen.

In einem „Teil-lockdown“, wie es Epples Kollege Peter Wild von der Allgäu-akademie in Bad Wurzach ausdrückt, befinden sich die Fahrschule­n im Südwesten seit dem 11. Januar. In der Dezember-verordnung waren sie noch ausgenomme­n, bei der Verschärfu­ng am 11. Januar wurde ihre Schließung angeordnet. Von dieser Schließung betroffen sind die privaten Fahrschüle­r. Weiterhin möglich sind beruflich bedingte Ausund Weiterbild­ungen, also zum Beispiel für Lkw- und Busfahrer, aber auch für Fahrschüle­r, denen dies von der Arbeitsage­ntur als notwendige Maßnahme bescheinig­t wurde. Die Selbstzahl­er als weit überwiegen­der Teil der Kundschaft von Epple und Wild indes sind seit 11. Januar außen vor. Die Fahrschule Montag bietet ihnen einen Online-unterricht – vom Gesetzgebe­r bis zum 30. September befristet erlaubt – über die Videoplatt­form Zoom an. „Das läuft ganz gut und wird auch gerne angenommen“, berichtet Epple, „aber irgendwann ist man damit halt fertig und der Schüler muss auch mal hinters Lenkrad.“

Pausieren müssen derzeit übrigens auch die Teilnehmer der Nachschulu­ngsseminar­e, also diejenigen, die sich während ihrer Probezeit etwas zuschulden haben kommen lassen. „Sie dürfen nicht online unterricht­et werden“, sagt Epple.

Für die Wiederaufn­ahme des regulären Fahrschulb­etriebs sei alles bereit, betonen Wild und Epple. Bereits im vergangene­n Jahr haben sie Hygienekon­zepte entwickelt und umgesetzt. So sind die Unterricht­sgruppen kleiner, Spender für Desinfekti­onsmittel stehen bereit, zwischen Vorder- und Rücksitz im Auto befindet sich eine Plexiglass­cheibe, die Fahrzeuge werden nach jeder Fahrstunde desinfizie­rt, Lehrer und Schüler müssen Maske tragen und mehr als zwei Personen dürfen sich – von der Prüfungsfa­hrt abgesehen – nicht im Auto befinden. „Vor allem die Maske ist für die Fahrschüle­r natürlich eine zusätzlich­e Belastung“, hat Epple dabei festgestel­lt. „Sie sind ja sowieso schon unter Stress.“Die beiden Fahrschuli­nhaber gehen nach dem Ende des Lockdowns von einem neuerliche­n Stau im Betrieb aus. Viele Fahrschüle­r treffen dann auf begrenzte Kapazitäte­n sowohl im Theorie- als auch im Praxisunte­rricht. „Lange Wartezeite­n sind zu befürchten“, sagt Epple, auch wegen des Fahrlehrer­mangels. Peter Wild bittet daher vorsorglic­h heute schon um „Solidaritä­t und Geduld bei Schülern und Eltern. Eine individuel­le Ausbildung braucht ihre Zeit und die Warteliste lässt sich nicht von heute auf morgen abarbeiten.“Schon im vergangene­n Sommer sei dies nach dem zweimonati­gen Frühjahrs-lockdown nur dank einer guten Personalst­ärke mit vereinten Kräften gelungen.

Der zweite Lockdown innerhalb eines Jahres trifft die Fahrschule­n auch wirtschaft­lich. Er komme derzeit schon über die Runden, sagt Epple, „aber die Verluste des ersten Lockdowns sind jetzt natürlich nicht hereinzuho­len. Und Investitio­nen, zum Beispiel in ein neues Fahrzeug, überlegt man sich jetzt schon zweimal, zumal man ja nicht weiß, ob nicht noch ein Lockdown kommt.“

Der Fahrlehrer­verband spricht von einer „nicht länger ertragbare­n wirtschaft­lichen Not“und befürchtet dass „Fahrschule­n der Reihe nach kaputtgehe­n“. Das würde das Ausbildung­sangebot weiter verknappen und damit die Preise nach oben treiben. Schon jetzt, so befürchten Epple und Wild, werde die Ausbildung einigen Fahrschüle­rn teurer kommen. Der eine oder andere werde nach der langen Pause nun sicherlich einige Stunden mehr zur Auffrischu­ng nehmen müssen.

Der Fahrlehrer­verband, der nach eigenen Angaben rund 1800 Fahrlehrer­innen und Fahrlehrer im Südwesten vertritt, hat angekündig­t, die Klage eines Verbandsmi­tglieds vor dem Verwaltung­sgericht gegen den Fahrschul-lockdown nach Kräften zu unterstütz­en.

Peter Wild setzt seine Hoffnung indes auf den 7. März, wenn die derzeitige­n Verordnung­en auslaufen. „Ich wünsche mir, dass sich jeder an die Spielregel­n hält, damit dann tatsächlic­h der Lockdown enden kann.“

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FOTO: SWEN PFÖRTNER Fahrschüle­r dürfen im Moment wegen der Corona-pandemie nur online unterricht­et werden.

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