Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zwölf Nähmaschinen für Hilfsprojekt
Kirchengemeinde Alttann unterstützt mit Sammelaktion Geflüchtete in Thessaloniki
- Ein Adventsbrief aus dem Diakonischen Werk Oberschwaben Allgäu Bodensee (DW OAB) an die evangelischen Gemeinden im Kirchenbezirk Ravensburg hat in Alttann große Wirkung erzielt. Thaddiana Stübing, Koordinatorin der interkulturellen Arbeit mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen, bat darin um Nähmaschinenspenden für das Hilfsprojekt „Naomi“in Thessaloniki, und Gemeindeglied Waltraud Kraußmüller konnte im Februar zwölf funktionstüchtige Geräte an Pétur Thorsteinsson übergeben. Er ist beim Diakonischen Werk Württemberg Geschäftsführer der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“und Kontaktmann für das Projekt „Teilhabe stärken und Ausgrenzung überwinden“in Griechenland. Die Maschinen wurden von ihm bereits wenige Tage später nach Griechenland abgeschickt.
Waltraud Kraußmüller, pensionierte Fachlehrerin für Hauswirtschaft und Ernährung, hatte sich nach dem auch im amtlichen Gemeindeblatt veröffentlichten Dezember-aufruf sogleich ans Werk gemacht. Sie war Ansprechperson für mögliche Spenderinnen und Spender, die sich aus dem Gebiet zwischen Rötenbach/wolfegg und Bellamont, Bergatreute und Treherz meldeten. Traf eine Maschine ein, wurde diese von ihr geprüft, gereinigt und fachgerecht eingestellt, denn sie kennt sich mit Nähmaschinen aus. Das hat Waltraud Kraußmüller schon sehr oft bei dem von ihr begleiteten Handarbeitstreff der Kirchengemeinde Alttann bewiesen. Nur bei sehr defekten Modellen zog sie den Rat von Experten hinzu, die dann entschieden, ob sich eine Reparatur noch lohnte. Bei einem Modell war nichts mehr zu retten, aber damit wollte sich die Besitzerin nicht zufriedengeben. Sie und weitere Unterstützer spendeten Bares. Insgesamt kamen bislang 330 Euro zusammen. Dieses Geld ist auch willkommen, denn damit können dringend benötigte Profimaschinen in Griechenland gekauft werden, wodurch auch die dortige Industrie gefördert wird. Gemeindepfarrer Jan Gruzlak freut sich über das Engagement seines Gemeindeglieds und erhofft sich eine Verstetigung der Unterstützung.
Das Naomi-hilfsprojekt steht im Rahmen der „Aktion Hoffnung für Osteuropa“, und diese Zeichen der Hoffnung sind derzeit besonders wichtig, denn die Pandemie hat auch die Situation für die Geflüchteten in Griechenland verschärft, wie Geschäftsführer Thorsteinsson in Alttann betonte. Im Raum Thessaloniki leben mehr als 2000 Menschen auf der Straße oder in Bauruinen, viele mit kleinen Kindern. Alle diejenigen, die bisher durch Schwarzarbeit oder Tagelohn sich selbst unterhalten konnten, stehen nun nach Schließung vieler Betriebe ohne Einkommen da. Alle Armenspeisungen mussten geschlossen werden, und Hilfsorganisationen haben keinen Zugang mehr zu den Aufnahmelagern. Dennoch bestehen einige Freiwillige
und kleine Organisationen darauf, Menschen weiterhin mit Nahrung und Decken zu versorgen. Auch das Team von „Naomi“will weiterhin Menschen in Not beistehen und ihren dringenden Bedarf abdecken. Außerdem bietet „Naomi“den Menschen eine Perspektive durch Weiterbildung.
So lernen Männer und Frauen in der Textil-akademie das Zuschneiden, Herstellen und Ändern von Textilien für die Selbstversorgung, aber sie werden auch für den griechischen Arbeitsmarkt trainiert. Sprachförderung und Coaching gehören zum Programm. Für „Naomi“sind diese Nähmaschinen eine willkommene Unterstützung, denn durch die Pandemie kann der Unterricht nicht klassenweise stattfinden. Er wird in Form von Homeshooling angeboten, deshalb braucht es auch mehr Maschinen. Seit Dezember 2017 konnten Geflüchtete in der Textil-werkstatt offiziell zu fairen Bedingungen angestellt werden zur Fertigung von hochwertigen und umweltfreundlichen Designer-produkten.
Weitere Informationen mit direktem Kontakt zu den Verantwortlichen vor Ort bieten das Evangelische Bildungswerk Oberschwaben und das Diakonische Werk Oberschwaben Allgäu Bodensee am Donnerstag, 25. März 2021, 19 Uhr, bei der Online-veranstaltung „Nähmaschinen für Thessaloniki“. Anmeldung über info@ebo-oab.de oder t.stuebing@diakonie-oab.de