Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
DRK im Bodenseekreis organisiert ein begleitetes Impfen
Wer einen Fahrdienst zum Impfzentrum braucht, muss Kriterien erfüllen – Auch einige Gemeinden bieten diesen Service an
- Wer älter als 80 Jahre ist, keine Angehörigen, die helfen können, hat, und in der Mobilität eingeschränkt ist bekommt für die Fahrt zum Impfzentrum Hilfe vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) im gesamten Bodenseekreis. Das begleitete Impfen bedeutet aber nicht, dass das DRK auch die Impftermine ausmacht. Diese müssen privat organisiert werden. Auch einzelne Gemeinden im Kreis bieten Hilfe rund ums Impfen an.
Jede Gemeinde im Bodenseekreis habe die Information bekommen, erklärt Karl-heinz Jaekel, Leiter Sozialarbeit im Drk-kreisverband: Die 14 Ortsvereine des DRK helfen bei Fahrten zum Impfzentrum. „Menschen, die impfberechtigt sind und einen Termin ergattert haben, können nach Absprache mit dem Hausarzt auch ein Taxi anfordern und die Fahrt zum Impfzentrum als Krankenfahrt bekommen. Doch in Taxis wird es mit Rollstühlen oder anderen Gehhilfen oft schwierig“, sagt Jaekel.
Die Mitarbeitenden der Ortsvereine holen die Menschen zu Hause ab und gehen mit ihnen auf Wunsch auch in das Kreisimpfzentrum an der Messe (KIZ) und helfen beim Prozess. Hinterher werden sie wieder nach Hause gebracht. Der Impfprozess dauert etwa eine Stunde, sofern es keine Warteschlange gibt.
So ist der Plan zum begleiteten Impfen. Bisher seien allerdings nur etwa fünf Fahrten realisiert worden, erklärt Jaekel: „Es ist einfach nach wie vor sehr schwer, überhaupt einen Impftermin zu bekommen. Wir wollen aber für den Zeitpunkt vorbereitet sein, wenn im Impfzentrum wirklich 700 Personen am Tag geimpft werden können.“
Das begleitete Impfen sei aber keine Impfpatenschaft, erklärt Jaekel. Das bedeutet: Die Termine müssen selbst, von Bekannten, Freunden oder Verwandten ausgemacht werden. „Ich weiß, dass es für Menschen über 80 schwierig ist, selbst online oder über die Hotline einen Termin zu organisieren. Aber wir können uns nicht in das System einklinken und flächendeckend Termine ausmachen, das funktioniert so nicht,“sagt der Sozialarbeitsleiter. Seit Montag ist eine Warteliste aktiv. Menschen, die einen Impftermin wollen, können sich dort registrieren und werden zurückgerufen, wenn es freie Termine gibt. Wie gut das neue System funktioniere, könne er noch nicht einschätzen, sagt Jaekel.
Wer also einen Termin im KIZ hat, auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist oder eine Sehbehinderung hat und den Termin daher aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht ohne Hilfe wahrnehmen kann, kann sich beim DRK melden. Das Angebot ist für die Seniorinnen und Senioren kostenlos, eine Spende nehme der Drk-kreisverband jedoch gern entgegen. Während der Fahrt muss eine Ffp2-maske getragen werden. Im Bodenseekreis leben laut einer Mitteilung des DRK etwa 15 000 Menschen über 80 Jahre in einer eigenen Wohnung.
Aufgebaut werden soll auch die Zusammenarbeit in einem Netzwerk zwischen DRK und Kreisverwaltung, Kommunen, Kreisseniorenrat und den bereits bestehenden Fahrdienst-initiativen in den Gemeinden, um für die Aufgabe gerüstet zu sein, wenn dann zunehmend geimpft wird.
Eine Fahrdienst-initiative gibt es beispielsweise in Langenargen. Ein Brief an alle Ü-80-jährigen Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde sei bereits vor ein paar Wochen verschickt worden, erklärt Annette Hermann, Seniorenbeauftragte der Gemeinde: „Mit dem Schreiben haben wir eine Einverständniserklärung verschickt, ob die Gemeinde den Termin auch organisieren soll. 280 Erklärungen haben wir bisher zurückbekommen.“Das sei beinahe die Hälfte der Ü-80-jährigen in Langenargen.
Doch auch für sie sei das vereinbaren von Terminen momentan sehr schwierig, berichtet Hermann. Ein paar Impfwillige seien mittlerweile auf die Warteliste gekommen, manche hätten es auch selbst oder mit Hilfe von Verwandten geschafft. „Ich habe mit allen Impfberechtigen persönlich gesprochen. Die meisten sind einfach froh, dass ihnen geholfen wird und verstehen, dass es nicht so schnell geht“, berichtet die Seniorenbeauftragte.
Wer einen Termin hat, kann mit dem Fahrzeug des sozialen Fahrdienstes oder mit dem Bus der Seniorengemeinschaft nach Friedrichshafen gebracht werden. Für den Fahrdienst haben sich einige Ehrenamtliche bereits gefunden, sagt Hermann. In dieser Woche seien vereinzelte Fahrten geplant. „Wir wissen noch nicht genau, wie sehr unser Service gebraucht wird. Wir versuchen einfach, so gut es geht zu helfen.“
Im Nachbarlandkreis Konstanz läuft eine Aktion mit Impfpaten seit dem 1. Februar. Gut 100 Freiwillige haben seither laut der Stadtverwaltung geholfen, Impftermine für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger zu organisieren.
Für Seniorinnen und Senioren stehe in Konstanz ein Hilfstelefon im Sozial- und Jugendamt zur Verfügung, über das bisher rund 500 Anrufe eingingen. Hier fänden alle älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in Sachen Impfung Rat oder Hilfe suchen, ein offenes Ohr, heißt es von der Stadtverwaltung.
Das DRK ist unter der Nummer 07541 / 504 444 von Montag bis Mittwoch von 9 bis 12 Uhr erreichbar.