Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Naturschutz gegen Pandemien
UN sehen Umweltzerstörung als Krankheitsquelle
- Um künftige Pandemien zu verhindern, fordert Umweltministerin Schulze bei einer Un-konferenz mehr Engagement im Kampf gegen Umweltzerstörung. Dabei geht es auch in Deutschland nur schleppend voran.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) wirbt dafür, im Kampf gegen Krankheiten auf Naturschutz zu setzen. „Um das Risiko künftiger Pandemien zu mindern, müssen wir die biologische Vielfalt erhalten und Ökosysteme effektiver schützen“, sagte die Spd-politikerin am Montag während einer Online-umweltkonferenz der Vereinten Nationen (UN). Die aktuelle Pandemie beweise den Zusammenhang zwischen Naturschutz und dem Schutz der menschlichen Gesundheit, so Schulze. „Wir können nur gesund sein, wenn auch die Tiere und die Umwelt als Ganzes gesund sind.“
Laut einem Un-bericht, der im Vorfeld der Konferenz veröffentlicht wurde, sind Umweltrisiken für ein Viertel der weltweiten Krankheitsbelastung verantwortlich. Darunter fallen zum einen Infektionskrankheiten wie Covid-19, die von Tieren auf den Menschen überspringen, aber auch Gefahren, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, genauso wie Luftverschmutzung, die jährlich weltweit Millionen Todesfälle verursache. Der Bericht fordert die Regierungen auf, „Frieden mit der Natur zu schließen“, indem sie ihre Wirtschaften nachhaltig umbauen.
Die vom Un-umweltprogramm UNEP von Nairobi aus organisierte Versammlung hat, auch weil direkte Verhandlungen virtuell kaum möglich sind, eher vorbereitenden Charakter. Wichtige Beschlüsse werden im Herbst von der Weltklimakonferenz in Glasgow und ihrem Pendant in Sachen Artenschutz, dem Weltbiodiversitäts-gipfel im chinesischen Kunming, erhofft. Schulze strebt außerdem gemeinsam mit der EU für die nächste Un-versammlung in Nairobi 2022 eine internationale Plastikkonvention an. Ziel sei eine weltweite Reduktion von Plastikabfällen, so ein Sprecher zu dieser Zeitung.
Hier kommt die Umweltministerin allerdings auch in Deutschland nur schleppend voran. Dass eine geplante Steuer für Unternehmen, die Plastik in den Verkehr bringen, noch in dieser Legislatur kommt, wollte Schulze in einem Interview jüngst nicht versprechen.