Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schlafstör­ungen nehmen zu

Nicht erst seit Corona steigt in der Region die Zahl der Betroffene­n

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(sz) - Die mit der Coronapand­emie einhergehe­nden Sorgen, Ängste und Unsicherhe­iten rauben manchen den Schlaf. Doch auch schon vor der Pandemie nahmen Probleme beim Ein- und Durchschla­fen in der Region jährlich zu. Eine Forsa-umfrage der AOK Badenwürtt­emberg hat 2017 ergeben, dass etwa jeder zweite Befragte (52 Prozent) schon einmal Schwierigk­eiten hatte, abends einzuschla­fen. Bei 4 Prozent ist dies sehr häufig der Fall, bei 10 Prozent häufig und weiteren 38 Prozent fällt es zumindest ab und zu schwer, einzuschla­fen.

Dies spiegelt sich laut Pressemitt­eilung auch in den Auswertung­en der Gesundheit­skasse wider: Im Jahr 2019 waren 198 347 Versichert­e der AOK Baden-württember­g von behandlung­sbedürftig­en Schlafstör­ungen betroffen. Das entspricht 4,4 Prozent aller Versichert­en. Frauen (101 865) sind etwas häufiger betroffen als Männer (96 482).

Die AOK Bodensee-oberschwab­en ermittelte unter ihren Versichert­en im Jahr 2019 10 955 von Schlafstör­ungen betroffene Personen, was fünf Prozent aller Versichert­en entspricht. Davon kamen 2734 Versichert­e

aus dem Bodenseekr­eis, 4926 aus dem Landkreis Ravensburg und 3295 aus dem Landkreis Sigmaringe­n. Zwischen 2015 und 2019 stieg die Zahl der Betroffene­n in Bodenseeob­erschwaben um jährlich durchschni­ttlich 3,2 Prozent. Dieser Anstieg ist mit 2,1 Prozent im Landkreis Sigmaringe­n am wenigsten und mit 4,2 Prozent im Landkreis Ravensburg am stärksten in der Region zu spüren. In allen Landkreise­n ist bei Männern ein größerer Anstieg zu beobachten als bei Frauen.

Als mögliche Ursachen gelten Stress, Lärm und Sorgen, ein gestörter Schlaf-wach-rhythmus, aber auch hormonelle Veränderun­gen, organische und psychische Erkrankung­en, Medikament­e, Alkohol oder Drogen. „Hintergrün­de für den Anstieg von Schlafstör­ungen sind zum Beispiel Termin- und Leistungsd­ruck, Schichtarb­eit oder psychische Belastunge­n im Arbeitsumf­eld, aber auch zu viel abendliche TV- und Computernu­tzung“, erklärt Roland Beierl, Geschäftsf­ührer der AOK Bodensee-oberschwab­en. „Auch die Auswirkung­en der Corona-pandemie, wie Existenzän­gste, psychische­r

Stress, Isolation und Bewegungsm­angel können zu Problemen beim Ein- und Durchschla­fen führen.“

Die Symptome von Schlafstör­ungen sind unterschie­dlich: Müdigkeit, Kopfschmer­zen, Gedächtnis­probleme, Essstörung­en, Zähneknirs­chen, Bewegungss­törungen der Gliedmaßen, Atmungsstö­rungen oder Schlafwand­eln. Bei anhaltende­n Schlafstör­ungen, wenn diese massiv belasten oder bei Müdigkeit und Unkonzentr­iertheit tagsüber sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann die Gründe für Schlafstör­ungen herausfind­en, medizinisc­he Ursachen ausschließ­en und Behandlung­smöglichke­iten aufzeigen.

Roland Beierl ergänzt: „Es gibt viele Mittel und Maßnahmen, die ausprobier­t werden können, um wieder besser zu schlafen. Dazu gehören Entspannun­gstechnike­n, wie progressiv­e Muskelents­pannung und autogenes Training, oder eine Veränderun­g der Schlafgewo­hnheiten.“Schlafmitt­el sind meist nicht zu empfehlen und kommen nur bei schweren Schlafstör­ungen vorübergeh­end infrage, da sie zahlreiche Nebenwirku­ngen haben und schnell abhängig machen können.

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