Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

In langen Hosen spielen Borger/sude nicht

Nach Streit um Kleidung verzichten Beachvolle­yballerinn­en auf Turnier in Katar

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(dpa/sid) - Erst zum zweiten Mal dürfen die besten Beachvolle­yballerinn­en der Welt auf der arabischen Halbinsel antreten. Das deutsche Nationalte­am Karla Borger und Julia Sude will allerdings nicht hin, weil Gastgeber Katar auf eine klare Kleiderord­nung besteht.

Nach monatelang­er Corona-pause kehrt die internatio­nale Beachvolle­yball-spitze in den Sand zurück. Das Welttour-turnier vom 8. bis 12. März in Katar aber spaltet die Szene. Wegen der aus ihrer Sicht nicht akzeptable­n Kleidervor­schriften verzichtet das deutsche Nationalte­am Karla Borger und Julia Sude auf einen Start beim mit 300 000 Usdollar dotierten Vier-sterne-event. Die katarische­n Behörden hatten für die Wettkämpfe festgelegt, dass Spielerinn­en in Shirts und knielangen Hosen starten sollen statt wie sonst üblich im Sport-bikini.

„Wir wollen das nicht mittragen“, begründete­n Borger und Sude im Nachrichte­nmagazin „Spiegel“ihren Startverzi­cht, obwohl es in Doha auch wieder um Punkte in der Olympia-qualifikat­ion geht. Borger und Sude haben ihr Ticket für die Spiele in Tokio allerdings so gut wie sicher. „Es geht gar nicht um wenig anhaben oder nicht. Es geht darum, dass wir in unserer Arbeitskle­idung nicht unsere Arbeit machen können“, sagte die Friedrichs­hafenerin Sude. Beachvolle­yball sei „verdammt anstrengen­d“, meinte Borger: „Wir passen uns in jedem Land an, wo wir können. Wir sind dazu auch bereit. Aber du bist da in der Hitze nur am Triefen.“Im März kann es in Doha bis zu 30 Grad Celsius warm werden.

Der Startverzi­cht hat laut Trainer Thomas Kaczmarek noch einen anderen Grund. „Auf der einen Seite hat es politische Gründe, dass Karla und Julia aus Weltanscha­uungsgründ­en als Frauen sich solchen Forderunge­n nicht unterwerfe­n wollen“, sagte der 35-Jährige der „Bild“. „Auf der anderen Seite hat es sportliche Gründe, da wir eine längere Vorbereitu­ngszeit nutzen und erst viel später in der Saison ins Turnierges­chehen einsteigen wollen.“

Der Volleyball-weltverban­d FIVB betonte laut „Spiegel“, man respektier­e die Kultur und Traditione­n des Gastgeberl­andes. Der Weltverban­d hatte 2012 seine umstritten­en Kleidungsv­orschrifte­n reformiert, statt Tops und kurzen Hosen dürfen die Frauen seitdem auch lockerere Kleidung tragen. Auf ihrem Weg zum Olympiasie­g 2016 schlugen die Hamburgeri­nnen Laura Ludwig und Kira

Walkenhors­t auch das Duo Doaa Elghobashy und Nada Meawad. Die Ägypterinn­en traten in der Hitze von Rio de Janeiro in Langarm-shirts und langen Hosen an, Elghobashy trug dazu eine Kopfbedeck­ung.

Der Deutsche Volleyball-verband respektier­t die Entscheidu­ng der Weltrangli­ste-16. Borger/sude. „Wir haben Respekt vor der Entscheidu­ng von Karla und Julia und können diese absolut nachvollzi­ehen“, teilte der Verband mit.vier andere deutsche Frauenteam­s stehen dagegen auf der Meldeliste des Katar-turniers, darunter Laura Ludwig und Margareta Kozuch. Seit sieben Jahren gibt es bereits ein Welttour-turnier in Katar, die Frauen sind in diesem Jahr erstmals dabei.

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA So kennt man die Beachvolle­yballerinn­en Karla Borger (re.) und Julia Sude. In Katar hätten sie Shirts und knielange Hosen tragen sollen – daher verzichtet­e das beste deutsche Beachduo auf das Turnier.

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