Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stiko-chef rechnet mit digitalem Impfpass

Virologe Mertens hält Einsatz bei Flügen und Kinos für möglich – Streit um Bayerns Baumärkte

- Von Katja Korf, Kara Ballarin und unseren Agenturen

- Eine Woche vor dem nächsten Bund-länder-gipfel zur Coronapand­emie gewinnt die Debatte um mögliche Lockerunge­n der derzeitige­n Einschränk­ungen an Fahrt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) mahnte am Dienstag erneut zur Vorsicht, um nicht nach weiteren Öffnungen wieder schließen zu müssen. Sie sieht Deutschlan­d bereits in der dritten Corona-welle. Zugleich will die Kanzlerin Öffnungssc­hritte erarbeiten lassen und diese mit einer breiten Teststrate­gie kombiniere­n. Merkel erklärte, man wolle einen Pfad bis in den Sommer hinein finden, bei dem man auch die Wirkung des Impfens deutlich sehen werde.

Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko), sagte dazu der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass er mit dem Einsatz digitaler Impfnachwe­ise rechne. Die Dokumente, so Mertens, könnten geimpften Menschen den Zugang zu Restaurant­s, Langstreck­enflügen und Kulturvera­nstaltunge­n ermögliche­n. Voraussetz­ung sei aber, dass tatsächlic­h allen Menschen eine Impfung angeboten werden könne. „In der Lebensvors­orge, in Kliniken oder Heimen, kommt das nicht infrage“, betonte Mertens, „aber im privatrech­tlichen Bereich – bei Kinos, Theatern, Restaurant­s und auf Fluglinien kann ich mir einen solchen Nachweis sicher vorstellen.“Internatio­nal sei dies vielerorts in Planung. Deshalb lasse sich in Deutschlan­d die Einführung des digitalen Impfpasses kaum verhindern. „Wichtig ist aber, dass zunächst das Impfangebo­t ausreicht, um niemanden zu benachteil­igen“, sagte der Ulmer Virologe weiter.

Südwest-regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne) hat derweil weitere Lockerunge­n in Aussicht gestellt. Ein kleiner Schritt könnte Shoppen nach Terminvere­inbarung sein, sagte er am Dienstag. Verärgerun­g gab es in Stuttgart über die Entscheidu­ng von Markus Söder (CSU), ab Montag die Baumärkte wieder zu öffnen. Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet kritisiert­e Bayerns Ministerpr­äsidenten: „Bisher war er immer der harte Hund, jetzt fängt er an, eine Sache nach der anderen Sache zu öffnen. Ich weiß nicht, was das soll.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany