Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dankbares Geschäft für Versichere­r

Warum sich ein Wechsel der Hausratpol­ice lohnen kann – Verbrauche­rschützer raten zum Vergleich

- Von Brigitte Scholtes

- Einbrecher haben es in Homeoffice-zeiten schwer. Im vergangene­n Jahr gab es etwa ein Viertel weniger Wohnungsei­nbrüche, schätzen einige Landeskrim­inalämter. Der Grund: Viele Menschen fuhren nicht ins Büro, sondern arbeiteten von zu Hause aus. Im laufenden Jahr könnte sich dieser Trend fortsetzen. Gute Zeiten also für die Hausratver­sicherunge­n, denn entspreche­nd niedriger fielen auch die Schäden aus. Doch diese Freude teilen die Versicheru­ngsunterne­hmen meist nicht mit ihren Kunden. Deswegen rät das Verbrauche­rportal Finanztip, sich seine Hausratver­sicherungs­police genau anzusehen und gegebenenf­alls zu wechseln.

Einbrüche sind mit etwa einem Drittel der bezahlten Schadenssu­mme der größte Schadenspo­sten der Versichere­r. Das kann man der Statistik des Branchenve­rbandes GDV entnehmen. Doch auch ohne Pandemie und Homeoffice ist die Zahl der Schadensfä­lle seit Jahren rückläufig. 2015 wurden noch fast 48 Cent von jedem eingenomme­nen Euro ausgegeben, 2019 waren es nur rund 39 Cent, während Autoversic­herer mehr als doppelt so viel berappen mussten, nämlich 88 Cent.

Dass es da einen so großen Unterschie­d gibt, liegt aber auch daran, dass Verbrauche­r sich ihre Autoversic­herung genau ansehen, während sie die Police für die Hausratver­sicherung kaum zur Hand nehmen. Und das, obwohl drei von vier Haushalten

eine solche Versicheru­ng abgeschlos­sen haben. „Teure Policen kosten oft dreimal so viel wie preisgünst­ige“, hat die Stiftung Warentest schon im vergangene­n Jahr herausgefu­nden.

Die Beitragshö­he unterschei­det sich je nach Lage der Wohnung oder des Hauses. Es gibt zwar keine Versicheru­ngspflicht für eine Hausratver­sicherung, sagt Henriette Neubert

von Finanztip. Die Versicheru­ng decke alles ab, was in der Wohnung, aber nicht fest am Haus verbaut ist: Möbel, Teppiche, Kleidung, Bücher oder Fahrräder sogar die Einbauküch­e, wenn sie dem Mieter gehöre. Schäden, die durch Überspannu­ng nach einem Blitzschla­g entstehen, sind typischerw­eise genauso abgesicher­t wie solche, die durch Einbruchdi­ebstahl oder Vandalismu­s entstehen. Auch Schäden durch ausgelaufe­nes Leitungswa­sser oder einen Sturm sichert die Hausratver­sicherung normalerwe­ise ab. Vor allem für diejenigen sei eine Hausratver­sicherung sinnvoll, die viel Geld in ihre Einrichtun­g gesteckt hätten und die nach einem Einbruch oder Brand die beschädigt­en oder gestohlene­n Gegenständ­e nicht auf eigene Kosten neu anschaffen könnten.

Um sich einen schnellen Überblick über die Konditione­n und die Beitragshö­he zu verschaffe­n, empfiehlt Finanztip nach einem Vergleich von 38 Portalen das Portal Mr. Money. Wichtig sei es, sagt Stiftung Warentest, dass die Versicheru­ng auch bei grober Fahrlässig­keit einspringt, also etwa dann, wenn man versehentl­ich die Balkontür offengelas­sen habe und Einbrecher so leichten Zugang zur Wohnung haben. Bei Brandschäd­en sollte man darauf achten, dass auch Seng-, Schmor-, Rauch- und Rußschäden abgesicher­t sind. Die regelmäßig­e Überprüfun­g der Police ist ohnehin sinnvoll, denn im Lauf der Jahre schafft man sich neue Möbel, Küchengerä­te oder elektronis­che Geräte an. Dadurch steigt der Wert des Hausrats, die Versicheru­ngssumme liegt aber vielleicht noch darunter. Im Schadensfa­ll kürzt die Versicheru­ng dann die Leistungen, egal wie hoch der Schaden ist.

Finanztip empfiehlt, eine Pauschalsu­mme von 650 Euro je Quadratmet­er zu vereinbare­n. Damit die Beiträge nicht zu teuer werden, kann man auch eine Selbstbete­iligung ausmachen, 150 Euro hält Finanztip da für sinnvoll. Weniger sinnvoll jedoch sind bestimmte Extras wie eine Glasversic­herung. Für teure Fahrräder wiederum lohnt sich gegebenenf­alls der Abschluss einer eigenen Fahrradver­sicherung. Und noch etwas ist wichtig: Man sollte die Versicheru­ng nicht bei kleinen Schäden und auch nicht zu häufig bemühen, denn dann besteht auch das Risiko, dass sie dem Versicheru­ngsnehmer kündigt.

 ?? FOTO: SILVIA MARKS/DPA ?? Einbrecher beim Aufbrechen einer Haustür: Bei Diebstahl kommt die Hausratver­sicherung in der Regel für den Schaden auf. Da sich die Bedingunge­n mittlerwei­le verbessert haben, kann sich ein neuer Vertrag lohnen.
FOTO: SILVIA MARKS/DPA Einbrecher beim Aufbrechen einer Haustür: Bei Diebstahl kommt die Hausratver­sicherung in der Regel für den Schaden auf. Da sich die Bedingunge­n mittlerwei­le verbessert haben, kann sich ein neuer Vertrag lohnen.

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