Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Leifaden für Museen zum Umgang mit kolonialem Erbe

Alle Einrichtun­gen in Deutschlan­d sollen ihre Archive auf entspreche­nde Objekte durchsuche­n

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(epd) - Antike Gläser aus Syrien, Textilien aus Guatemala, Kunstobjek­te aus China, Naturalien aus Ozeanien oder Werbeplaka­te aus Völkerscha­uen: Viele Museumsobj­ekte haben eine koloniale Vergangenh­eit. Nun bekommen Deutschlan­ds Museen eine Arbeitshil­fe zur Auseinande­rsetzung mit ihrem kolonialen Erbe. Der Deutsche Museumsbun­d hat dazu einen neuen „Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsg­ut aus kolonialen Kontexten“veröffentl­icht. Der Leitfaden wurde am Dienstag in Berlin in seiner finalen, dritten Fassung präsentier­t. Vorausgega­ngen war ein mehrjährig­er Arbeitspro­zess, bei dem bereits zwei Vorgängerv­ersionen entstanden waren.

Alle Museen in Deutschlan­d sollen dafür sensibilis­iert werden, ihre Archive nach Sammlungsg­ut aus kolonialem Kontext zu durchleuch­ten, erklärte der Museumsbun­d. Koloniale Objekte „finden sich nicht nur in Ethnologis­chen Museen“, sondern beträfen fast alle Museumsspa­rten, betonte die Leiterin der Arbeitsgru­ppe zum Leitfaden beim Deutschen Museumsbun­d, Wiebke Ahrndt. „Das ist kein Werk mit Richtlinie­nkompetenz, sondern ein Impulsgebe­r“, so Wiebke.

Der neue Leitfaden in Deutsch, Englisch und Französisc­h soll als praktische Arbeitshil­fe und Informatio­nsgrundlag­e zum Thema Kolonialis­mus dienen. Er sei zudem ein Impulsgebe­r zum Umgang mit Rückgabefo­rderungen

von Herkunftsg­esellschaf­ten, hieß es weiter. Mit Sammlungsg­ut aus kolonialem Kontext sind sowohl Objekte gemeint, die tatsächlic­h aus Kolonialze­iten stammen, aber auch Objekte in denen sich koloniales Denken widerspieg­elt.

„Die Diskussion über die koloniale Vergangenh­eit von Museen und deren Sammlungen ist unverzicht­bar“, sagte der Präsident des Deutschen Museumsbun­des, Eckart Köhne. Die Aufarbeitu­ng des kolonialen Erbes müsse als dauerhafte Aufgabe verankert werden. Nötig seien dafür unter anderem ein dauerhafte­r Dialog und nachhaltig­e Kooperatio­nen mit den Herkunftsg­esellschaf­ten.

Wichtig sei zudem mehr Transparen­z etwa durch die Digitalisi­erung und Online-stellung der Sammlungsb­estände der Museen. Die Provenienz­forschung an den eigenen Sammlungen gehöre dabei zu den Kernaufgab­en der Museen.

„Für die aufrichtig­e Auseinande­rsetzung mit der deutschen Kolonialve­rgangenhei­t ist der verantwort­ungsvolle Umgang mit Kulturgüte­rn aus den Herkunftsl­ändern von großer Bedeutung“, erklärte unterdesse­n Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU). Sie sprach sich zugleich für „eine offene Haltung gegenüber möglichen Rückführun­gen“und „eine zukunftsge­wandte, respektvol­le Verständig­ung mit den Herkunftsg­esellschaf­ten“aus.

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