Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Landkreis stellt weitere Pläne für Massenimpf­ung vor

Über 80-Jährige sollen bei mangelnder Mobilität ab Ende März auch in Heimatgeme­inde geimpft werden

- Von Lena Müssigmann

- Der Landkreis Ravensburg hat seinen Plan für das weitere Vorgehen bei der Impfung der Bevölkerun­g gegen das Coronaviru­s vorgestell­t. Zentrale Neuerung: Sobald die mobilen Impfteams mit der Impfung von Pflegeheim­bewohnern und -personal fertig sind, sollen sie in die Städte und Gemeinden im Landkreis fahren und zum Beispiel in einer Gemeindeha­lle über 80-Jährige impfen, die den mitunter weiten Weg ins Kreisimpfz­entrum nicht auf sich nehmen können. Es handele sich um ein Angebot mit kleinen Impfstoffm­engen, die nur für Härtefälle und nicht für jedermann gedacht seien, sagte Landrat Harald Sievers am Dienstag.

Ein Testlauf ist Mitte März in Leutkirch geplant. Wenn dort alles gut läuft, sollen diese lokalen Termine mit – nach heutigem Planungsst­and – mindestens 180 Erstimpfun­gen

pro Woche bevorzugt in den östlichen Teilen des Landkreise­s stattfinde­n. Bei der Frage, in welche Kommunen das mobile Team komme, spiele neben der Entfernung zu einem der baden-württember­gischen Kreisimpfz­entren auch die Anzahl der über 80-Jährigen in der Bevölkerun­g eine entscheide­nde Rolle. Den Fahrplan erstellt das Landratsam­t.

Der Impfstoff ist im Landkreis bisher vor allem an Bewohner von Pflegeheim­en verabreich­t worden. „Das Gros der über 80-Jährigen haben wir bisher aber nicht erreicht, weil sie nicht in Heimen, sondern zu Hause leben“, sagte Sievers. „Wir wollen ihnen entgegenko­mmen, indem wir mit dem Angebot in die Fläche gehen.“Er gesteht aber auch ein, dass selbst mit diesem weiteren Schritt nicht jeder impfwillig­e über 80-Jährige eine Dosis erhalten könne. „Wer seine Wohnung nicht verlassen kann, wird auch damit noch nicht erreicht“, so Sievers.

Die Idee des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverba­nd Wangen, wonach in Zusammenar­beit mit ambulanten Pflegedien­sten pflegebedü­rftige Senioren zu Hause geimpft werden könnten, befinde sich noch in der Abstimmung mit dem Sozialmini­sterium, heißt es bei der Pressekonf­erenz. Aus Sicht des Kreisbrand­meisters Oliver Surbeck, der auch für die Einsatzpla­nung bei Sonderlage­n zuständig ist und die lokalen Impfungen vorbereite­t, könnte diese DRK-IDEE eine weitere „geniale Ergänzung“zur erweiterte­n Strategie des Landkreise­s sein.

Für das neue Konzept der lokalen Impftermin­e hat das Landratsam­t eng mit den Oberbürger­meistern und Bürgermeis­tern zusammenge­arbeitet. Denn die Terminverg­abe für diese wohnortnah­en Impfungen soll laut Sievers außerhalb des landesweit­en Terminverg­abesystems stattfinde­n. Die Kommunen sollen die Termine an ihre Einwohner vergeben. Auch die Bewertung, wer als Härtefall gilt, müssen laut Sievers die Rathäuser vornehmen. Das Landratsam­t will ihnen dafür eine Handreichu­ng zur Verfügung stellen. Zu den Härtefälle­n zählten zum Beispiel über 80-Jährige, die keine Angehörige­n haben, die sie ins Kreisimpfz­entrum fahren können, erklärte Surbeck.

Bei der Vorstellun­g des Konzeptes am Dienstag war als Vertreter der Kommunen der Vogter Bürgermeis­ter Peter Smigoc dabei – er begrüßte die Idee als „prima Ergänzung“zur bisherigen Impfstrate­gie. Bei der Frage, wie so ein örtlicher Termin zu bekommen ist, verweist er auf eine noch bevorstehe­nde Abstimmung mit seinen Bürgermeis­terkollege­n. Ob jedes Rathaus eine eigene Anmeldepro­zedur festlegt oder ob es ein einheitlic­hes Vorgehen bei der Anmeldung gibt, sei noch zu besprechen und werde zu gegebener Zeit bekannt gegeben. „Wir gehen das optimistis­ch an“, so Smigoc.

Wegen der Größe des Landkreise­s hatte es bereits Ende des vergangene­n Jahres Forderunge­n nach einem zweiten Kreisimpfz­entrum im östlichen Kreis Ravensburg gegeben. Doch nur die sechs bevölkerun­gsreichste­n Stadt- und Landkreise in Baden-württember­g haben laut Sozialmini­sterium die Möglichkei­t bekommen, zwei Zentren aufzubauen. Für den Kreis Ravensburg wurde zur Enttäuschu­ng vieler Bürger und Kommunalpo­litiker aus dem Württember­gischen Allgäu nur eines genehmigt.

Der Landkreis Ravensburg hat zur Kompensati­on häufig die Dienste des mobilen Impfteams vom Zentralen Impfzentru­m Ulm in Anspruch genommen. Der Vorteil: Dieses

Team bringt seinen eigenen Impfstoff mit und greift nicht auf die knappe Impfstoffm­enge des Kreisimpfz­entrums Ravensburg zurück. Das Ulmer Team soll auch bei den geplanten lokalen Impftermin­en eingesetzt werden, ebenso wie die beiden bestehende­n Impfteams aus Ravensburg.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Wer geimpft werden will und nicht in einem Heim lebt, muss derzeit nach Ravensburg ins Kreisimpfz­entrum kommen. Das könnte sich allerdings Ende März ändern.

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