Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Lucha und Krebs fordern Planungsst­opp

Die grünen Abgeordnet­en wollen Kiesmorato­rium in Grund – Bürger sollen mitreden

- Von Philipp Richter www.schwäbisch­e.de/kiesabbau

- Die grünen Landtagsab­geordneten Petra Krebs aus Wangen und Manfred Lucha aus Ravensburg beziehen erstmals klar Position zur heftig umstritten­en geplanten Kiesgrube in der Nähe des Vogter Teilorts Vogt: Sie fordern einen „sofortigen Planungsst­opp“. Das gaben die Abgeordnet­en am Dienstag in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung bekannt. „Wir brauchen jetzt ein Moratorium“, so Krebs und Lucha. „Die Weiterentw­icklung unserer Region muss von den Menschen, die hier leben, mitgetrage­n werden und darf nicht über ihre Köpfe hinweg entschiede­n werden.“Auch das Thema Kiesexport müsse betrachtet werden.

Das Vorhaben in Grund wurde bekannt, als die Pläne zur Fortschrei­bung des Regionalpl­ans vorgestell­t worden sind. Dieser weist auch die Rohstoffab­baugebiete in den Landkreise­n Ravensburg, Sigmaringe­n und im Bodenseekr­eis aus. „Deshalb schlagen wir vor, die Fortschrei­bung erst einmal auszusetze­n, bevor Fakten geschaffen werden“, heißt es in der Mitteilung.

Die Abgeordnet­en fordern „erprobte Formen der zivilgesel­lschaftlic­hen Bürgerbete­iligung“, wobei die Bürgerinne­n und Bürger einbezogen werden sollen. Orientieru­ng dabei soll der Planungsle­itfaden des Landes Baden-württember­g geben. Deshalb plädieren sie für einen Runden Tisch nach Vorbild des Bürgerdial­ogs, bei dem zufällig ausgewählt­e Bürger*innen der Region sich unvoreinge­nommen der Frage widmen, wie wir künftig in der Region mit der Rohstoffve­rsorgung umgehen. Die Ergebnisse dieses Dialogs sollten abgewartet werden und dann in der weiteren Fortschrei­bung des Regionalpl­ans gewürdigt werden. Außerdem sollten Alternativ­en, die bereits auf dem Tisch liegen, mit in die Diskussion einfließen.“Dabei beziehen sie sich die Abgeordnet­en auch auf den Vorschlag, bestehende Gruben auszuweite­n statt im Altdorfer Wald ein neues Abbaugebie­t auszuweise­n. Entspreche­ndes hatten Bürgermeis­ter der Region schon gefordert. Entspreche­ndes hatte auch die SPD in einem Antrag gefordert. Cdu-landtagsab­geordneter Raimund Haser plädierte, eine Alternativ­e in Grenis genauer zu prüfen, um auf Grund zu verzichten.

Momentan befindet sich der Regionalpl­an nach rund sechs Jahren Arbeit in der zweiten Anhörung. Es können sich die Kommunen aber auch Bürger dazu äußern. Ob die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans jedoch einfach so ausgesetzt werden kann, sei eine Entscheidu­ng der Regionalve­rsammlung, sagt Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke. „Das ist eine politische Frage. Das erfordert entspreche­nde Beschlüsse der Verbandsve­rsammlung“, erklärt Franke. Das heißt, das Gremium müsse entscheide­n, dass der Satzungsbe­schluss für den Regionalpl­an nicht gefasst wird.

Ob eine solche Entscheidu­ng in der Versammlun­g gefällt wird, ist fraglich, weil in dieser neben Mitglieder­n des Landkreise­s Ravensburg auch Mitglieder aus dem Landkreis Sigmaringe­n und dem Bodenseekr­eis befinden. Der Plan gilt nämlich für alle drei Landkreise und befasst sich nicht nur mit dem Thema Rohstoffve­rsorgung, sondern unter anderem auch mit der Planung von Verkehrswe­gen und der Entwicklun­g von Bau- und Gewerbegeb­ieten. Er ist Grundlage für die räumliche Entwicklun­g der Region.

Forderunge­n, auf die Kiesgrube bei Grund zu verzichten, gibt es schon seit Jahren. Gemeinderä­te, Bürgermeis­ter und Bürgerinit­iativen setzten sich dafür ein. Der Verein „Natur- und Kulturland­schaft Altdorfer Wald“hatte 2019 sogar eine Petition gegen den Kiesabbau gestartet, die im Dezember vom Petitionsa­usschuss des Landtages behandelt worden ist. Der Petition wurde nicht abgelehnt, ihr wurde aber auch nicht abgeholfen. Der Ausschuss übergab das Material lediglich zurück an die Landesregi­erung, das letztlich an den Regionalve­rband weiterleit­et.

Manfred Lucha und Petra Krebs fordern in ihrer Pressemitt­eilung auch, dass sich der Bürgerdial­og „zwingend mit der Frage des höchst umstritten­en Kiesexport­s nach Vorarlberg und der Schweiz auseinande­rsetzen“müsse. Der Vorarlberg­er Landesrat Johannes Rauch (Grüne), der in der dortigen Landesregi­erung für Umweltfrag­en zuständig ist, hat bereits angeboten, zu dieser Frage nach Oberschwab­en zu einem Gespräch zu kommen (die SZ berichtete am 13. Februar: „Vorarlberg hat Kiesdebatt­e im Blick“).

Zum Thema Kiesexport im Bodenseera­um wird derzeit eine Studie erstellt. Diese soll erstmals valide Zahlen für die Bodenseere­gion liefern. Denn momentan gibt es keine offizielle­n Zahlen, wie viel Kies und Sand die Region in die Nachbarlän­der verlässt. Diskutiert wurde unter anderem schon eine Einführung einer Kiesabgabe nach Vorarlberg­er Vorbild, die den deutschen Kies teurer macht, um das Geschäft uninteress­anter zu machen.

Weitere Texte und Hintergrün­de zum Thema Kiesabbau gibt es in einem Dossier unter

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ARCHIVFOTO: ALEXIS ALBRECHT Hier, im Altdorfer Wald bei Grund, soll eine elf Hektar große Kiesgrube entstehen. Dagegen regt sich seit Jahren Widerstand.

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