Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Sprungbret­t in die Grundschul­e

Aulendorf will eine Grundschul­förderklas­se anbieten – Auch für Kinder aus dem Umland

- Von Paulina Stumm

- Eigentlich alt genug, aber noch nicht fit für die Schule: Mit einer speziellen Förderklas­se will Aulendorf eine Art Sprungbret­t in die Grundschul­e anbieten – auch für Kinder aus dem Umland. Noch gibt es allerdings Hürden.

Der Übergang vom Kindergart­en in die Grundschul­e ist für manche Kinder schwerer als für andere. In Aulendorf soll es künftig eine Grundschul­förderklas­se geben, ähnlich der Juniorklas­se, die es in Aulendorf vor ein paar Jahren gab. Das wünschen sich zumindest Stadt und Schule. Wann eine solche Förderklas­se an der Aulendorfe­r Grundschul­e starten könnte, ist allerdings noch unklar.

Kinder auf dem Weg zur Schulreife unterstütz­en: Das ist das Ziel der Grundschul­förderklas­sen. Sie richten sich ausschließ­lich an Kinder, die offiziell vom Schulbesuc­h zurückgest­ellt wurden. Also nicht an sogenannte Kann-kinder, die zum Stichtag knapp noch nicht sechs Jahre alt sind, aber früher eingeschul­t werden können. Auch Kinder mit Behinderun­gen, die einen Anspruch auf ein sonderpäda­gogisches Bildungsan­gebot haben, werden nicht aufgenomme­n. Laut Grundschul­rektor Oliver Trzeciok werden in Aulendorf etwa 16 bis 18 Kinder pro Jahr zurückgest­ellt, wovon im Schnitt zwölf für die Förderklas­se infrage kämen.

Grundschul­förderklas­sen gibt es in Baden-württember­g bereits seit den 1990er-jahren, wie Trzeciok in der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d berichtete, vor allem an größeren Schulen. Sie nehmen zwischen 16 und 20 Kinder aus der Schulstadt, aber auch aus Nachbargem­einden auf. Die nächstgele­genen Grundschul­förderklas­sen befinden sich derzeit in Weingarten und Ravensburg. „Hier haben Eltern keine Chance, ihr Kind in so einer Klasse unterzubri­ngen“, sagte Trzeciok mit Blick auf den Norden und Nordwesten des Landkreise­s.

Diese Lücke könnte Aulendorf als Standort einer Grundschul­förderklas­se nun schließen – und die Kinder in einem weiteren Jahr mit kindergart­enähnliche­m Programm speziell fördern und auf den Schulbesuc­h vorbereite­n. Im Gegensatz zum Kindergart­en allerdings ist der Besuch der Grundschul­förderklas­se – rund 20 Stunden in der Woche – nach der Anmeldung verpflicht­end. Es geht darum, die Kinder emotional zu stabilisie­ren, sie motorisch zu fördern und sie in ihren sprachlich­en und mathematis­chen Grundkompe­tenzen fit zu machen für den Schulbesuc­h. „Es soll kein Stoff der ersten Klasse vorweggeno­mmen werden“, verdeutlic­ht Trzeciok. Grundschul­förderklas­sen werden in der Regel von Erzieherin­nen betreut.

Eltern, die ihre Kinder in eine Grundschul­förderklas­se schicken wollen, müssen sich um einen entspreche­nden Platz bewerben. Es besteht weder eine Pflicht noch ein Rechtsansp­ruch. Wenn es mehr Bewerbunge­n gibt als Plätze, entscheide­t die Schulleitu­ng, für welche Kinder das Angebot am besten passt. Auch Kinder aus Nachbargem­einden sollen die Förderklas­se besuchen können, dafür hat sich der Gemeindera­t ausgesproc­hen. Wie genau sie zur Schule kommen, ist derzeit noch nicht abschließe­nd klar. Die entstehend­en Beförderun­gskosten, abzüglich des Eigenantei­ls für eine Schülermon­atskarte und der Höchstförd­erung von 1200 Euro durch den Landkreis, müssten die jeweiligen Nachbargem­einden bezahlen – sonst müssen die Eltern den Schulweg selbst organisier­en.

Das Projekt hat allerdings noch Hürden zu nehmen. Laut Sitzungsvo­rlage handelt es sich nicht um eine Neueinrich­tung einer Grundschul­förderklas­se, sondern „um eine Verlegung einer Grundschul­förderklas­se an die Grundschul­e Aulendorf“. Grundschul­förderklas­sen sind Einrichtun­gen des Landes. Das Kultusmini­sterium entscheide über diese Verlegung von einem bestehende­n, bereits genehmigte­n Standort an einen neuen. Insgesamt, so erläuterte Trzeciok, müssen neun unterschie­dliche Stellen zustimmen, von der Gesamtlehr­erkonferen­z über die Stadt als Schulträge­r oder auch dem Staatliche­n Schulamt Markdorf bis zum Regierungs­präsidium Tübingen. Zumindest die Aulendorfe­r Gremien haben zugestimmt. Auch der Gemeindera­t gab dem Projekt am Montagaben­d einstimmig grünes Licht: Die Stadt stellt die erforderli­chen Klassenräu­me sowie die Ausstattun­g bereit.

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FOTO: DPA/JONAS GÜTTLER Zu alt für den Kindergart­en, aber noch nicht fit für den Grundschul­alltag – Aulendorf will eine Grundschul­förderklas­se in die Stadt holen.

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