Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Sprungbrett in die Grundschule
Aulendorf will eine Grundschulförderklasse anbieten – Auch für Kinder aus dem Umland
- Eigentlich alt genug, aber noch nicht fit für die Schule: Mit einer speziellen Förderklasse will Aulendorf eine Art Sprungbrett in die Grundschule anbieten – auch für Kinder aus dem Umland. Noch gibt es allerdings Hürden.
Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist für manche Kinder schwerer als für andere. In Aulendorf soll es künftig eine Grundschulförderklasse geben, ähnlich der Juniorklasse, die es in Aulendorf vor ein paar Jahren gab. Das wünschen sich zumindest Stadt und Schule. Wann eine solche Förderklasse an der Aulendorfer Grundschule starten könnte, ist allerdings noch unklar.
Kinder auf dem Weg zur Schulreife unterstützen: Das ist das Ziel der Grundschulförderklassen. Sie richten sich ausschließlich an Kinder, die offiziell vom Schulbesuch zurückgestellt wurden. Also nicht an sogenannte Kann-kinder, die zum Stichtag knapp noch nicht sechs Jahre alt sind, aber früher eingeschult werden können. Auch Kinder mit Behinderungen, die einen Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot haben, werden nicht aufgenommen. Laut Grundschulrektor Oliver Trzeciok werden in Aulendorf etwa 16 bis 18 Kinder pro Jahr zurückgestellt, wovon im Schnitt zwölf für die Förderklasse infrage kämen.
Grundschulförderklassen gibt es in Baden-württemberg bereits seit den 1990er-jahren, wie Trzeciok in der Gemeinderatssitzung am Montagabend berichtete, vor allem an größeren Schulen. Sie nehmen zwischen 16 und 20 Kinder aus der Schulstadt, aber auch aus Nachbargemeinden auf. Die nächstgelegenen Grundschulförderklassen befinden sich derzeit in Weingarten und Ravensburg. „Hier haben Eltern keine Chance, ihr Kind in so einer Klasse unterzubringen“, sagte Trzeciok mit Blick auf den Norden und Nordwesten des Landkreises.
Diese Lücke könnte Aulendorf als Standort einer Grundschulförderklasse nun schließen – und die Kinder in einem weiteren Jahr mit kindergartenähnlichem Programm speziell fördern und auf den Schulbesuch vorbereiten. Im Gegensatz zum Kindergarten allerdings ist der Besuch der Grundschulförderklasse – rund 20 Stunden in der Woche – nach der Anmeldung verpflichtend. Es geht darum, die Kinder emotional zu stabilisieren, sie motorisch zu fördern und sie in ihren sprachlichen und mathematischen Grundkompetenzen fit zu machen für den Schulbesuch. „Es soll kein Stoff der ersten Klasse vorweggenommen werden“, verdeutlicht Trzeciok. Grundschulförderklassen werden in der Regel von Erzieherinnen betreut.
Eltern, die ihre Kinder in eine Grundschulförderklasse schicken wollen, müssen sich um einen entsprechenden Platz bewerben. Es besteht weder eine Pflicht noch ein Rechtsanspruch. Wenn es mehr Bewerbungen gibt als Plätze, entscheidet die Schulleitung, für welche Kinder das Angebot am besten passt. Auch Kinder aus Nachbargemeinden sollen die Förderklasse besuchen können, dafür hat sich der Gemeinderat ausgesprochen. Wie genau sie zur Schule kommen, ist derzeit noch nicht abschließend klar. Die entstehenden Beförderungskosten, abzüglich des Eigenanteils für eine Schülermonatskarte und der Höchstförderung von 1200 Euro durch den Landkreis, müssten die jeweiligen Nachbargemeinden bezahlen – sonst müssen die Eltern den Schulweg selbst organisieren.
Das Projekt hat allerdings noch Hürden zu nehmen. Laut Sitzungsvorlage handelt es sich nicht um eine Neueinrichtung einer Grundschulförderklasse, sondern „um eine Verlegung einer Grundschulförderklasse an die Grundschule Aulendorf“. Grundschulförderklassen sind Einrichtungen des Landes. Das Kultusministerium entscheide über diese Verlegung von einem bestehenden, bereits genehmigten Standort an einen neuen. Insgesamt, so erläuterte Trzeciok, müssen neun unterschiedliche Stellen zustimmen, von der Gesamtlehrerkonferenz über die Stadt als Schulträger oder auch dem Staatlichen Schulamt Markdorf bis zum Regierungspräsidium Tübingen. Zumindest die Aulendorfer Gremien haben zugestimmt. Auch der Gemeinderat gab dem Projekt am Montagabend einstimmig grünes Licht: Die Stadt stellt die erforderlichen Klassenräume sowie die Ausstattung bereit.