Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

180 Opfer von Kriminalit­ät beanspruch­en jährlich Hilfe

Der Hilfsverei­n „Weißer Ring“in Ravensburg schützt Betroffene und Angehörige von schweren Straftaten

- Von Milena Sontheim

- Nach einer schweren Straftat sitzt der Schock bei Betroffene­n tief. Hilfslosig­keit, Angst und Wut spiegeln nur ansatzweis­e die Gefühlswel­t der Opfer wider. Um mit solch einschneid­enden Erlebnisse­n umgehen zu können, wenden sich jährlich rund 180 Betroffene und Angehörige von Kriminalit­ät an die profession­elle Unterstütz­ung von Josef Hiller und der Hilfsorgan­isation „Weißer Ring“in Ravensburg.

Viele Opfer seien mit der Situation völlig überforder­t – „eine Ausnahmesi­tuation mit einem Gefühlswir­rwarr aus Trauer, Hilflosigk­eit, Angst, Furcht, Verzweiflu­ng, Verletzthe­it, Alleingela­ssensein, manchmal auch Wut“, sagt Josef Hiller, Leiter der Außenstell­e

Ravensburg des „Weißen Rings“. Es gehe immer darum, in erster Linie ein verfügbare­r Anker zu sein, wenn sie einen benötigten.

Aktuell betreuen die Helfer des „Weißen Rings“die Angehörige­n der getöteten Frau am Ravensburg­er Bahnhof. Hiller habe geholfen, die Beerdigung zu organisier­en und die Hinterblie­benen im Umgang mit der Boulevardp­resse zu beraten. Der Raub mit Todesfolge hat die Region erschütter­t und bundesweit Aufsehen erregt. Oftmals nehme diese Art der Berichters­tattung keine Rücksicht auf die Gefühle in Ausnahmesi­tuationen. „Viele Opfer, wie auch in diesem Fall, haben ein großes Interesse, nicht identifizi­erbar zu sein“, so Hiller, „dies ist höchst verständli­ch.“Im Augenblick stünde die Finanzieru­ng des Umzugs der hinterblie­benen Mutter der 62-jährigen Frau im Vordergrun­d. Die Städte Ravensburg und Weingarten haben zusammen mit der Organisati­on ein Spendenkon­to zugunsten der Angehörige­n eingericht­et. Denn: Finanziell­e Unterstütz­ung sei in vielen Fällen notwendig. „Sie wirkt nicht nur tröstend, sondern ist oftmals existenzie­ll.“Spenden können auf das Konto bei der Deutschen Bank Mainz, IBAN DE26 5507 0040 0034 3434 00, Verwendung­szweck „Opferhilfe WEISSER

RING - Ravensburg“, einbezahlt werden. Spendenbes­cheinigung­en werden ausgestell­t.

Hiller arbeitet ehrenamtli­ch. „Ich habe keinen Feierabend“, sagt er. Der Opferschut­z des „Weißen Rings“kann zu allen Zeiten in Anspruch genommen werden. „Mit den Opfern tauschen wir die Erreichbar­keit aus.“Hiller und sein elfköpfige­s Team kümmern sich um rechtliche und psychologi­sche Unterstütz­ung für Opfer von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch von Kindern, Vergewalti­gung, Raub, Tötungsdel­ikten oder Körperverl­etzung, Betrug und Bedrohung.

Das Team geht strategisc­h vor. Zuerst werde ein Hilfeplan erstellt, der sich auf das konkrete Ereignis und seine Folgen beziehe. „Wir nehmen dabei auch eine Lotsenfunk­tion ein, wir vermitteln Hilfeleist­ungen von staatliche­n Stellen wie Sozialamt, Versorgung­samt, Jugendamt und Fachberatu­ngsstellen.“Wie zum Beispiel Frauenbera­tung bei Gewalt gegen Frauen oder auch Brennnesse­l bei sexuellem Missbrauch von Kindern. „Weiter initiieren wir Anträge auf Schmerzens­geld bei der Opferstift­ung Baden-württember­g.“

Für aktuelle neue Fälle gibt es ein bundesweit­es Opfer-telefon mit der Nummer 116006. Der Weiße Ring vor Ort ist über die Telefonnum­mer 0151 / 54503907 und die E-mail-adresse hiller.josef@mail.weisser-ring.de erreichbar.

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FOTO: JOSEF HILLER Josef Hiller, Leiter der Außenstell­e des Weißen Rings in Ravensburg.

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