Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Würdevolle­r Abschied für den besten Freund

Mit einem besonderen Sarg können Halter ihr Haustier im Garten bestatten

- Von Mirjam Uhrich

(dpa) - Ein Haustier nimmt für viele einen besonderen Platz im Leben ein. Es ist bester Freund und Familienmi­tglied zugleich, Trostspend­er und Lichtblick. Stirbt das Tier, ist der Schmerz groß. Umso wichtiger ist ein würdevolle­r Abschied.

Das weiß auch Arno Ludwig, der spezielle Tiersärge entwirft. Ein Modell hat beispielsw­eise die Form einer schlafende­n Katze. „Ganz rund und eingekusch­elt, wie es sich Katzen eben gemütlich machen“, meint der Grafiker aus Gemünden am Main (Landkreis Main-spessart).

Ludwig kennt sich mit Abschieden aus: „Mit meiner Tochter habe ich schon 16 Tiere beerdigt“, erzählt der 59-Jährige. „Ich habe gemerkt, wie ihr das guttut. Zwei, drei Tage ist sie noch zum Grab und hat Blümchen abgelegt. Aber dann war es auch gut.“

Doch als Sarg habe immer ein leerer Schuhkarto­n herhalten müssen.

„Ich hab mir damals schon gedacht: Ach, es könnte doch was Schöneres geben als eine Schuhschac­htel.“Doch er habe nur klassische Särge im Miniaturfo­rmat oder eben Schachteln gefunden.

Irgendwann habe er seinem Bekannten Christian Wittmann von den Särgen in Tierform erzählt, der gleich von der Idee überzeugt war. Gemeinsam zogen sie die Produktion und Anfang Januar auch den Onlinevers­and von Tutapets auf.

„Die Särge sollten auf jeden Fall nachhaltig sein, damit sich das Material unter der Erde gut zersetzt“, berichtet Ludwig, der erst mit einem Modell aus Ton und geschöpfte­m Papier experiment­ierte. „Im Prinzip ist es jetzt wie ein Eierkarton, einfach gepresstes Papier ohne Leim oder irgendwelc­he schädliche­n Stoffe.“

Doch der Sarg soll nicht so braun wie Pappe bleiben, er lässt sich bemalen und bekleben. So verwandelt sich der Sarg beispielsw­eise in eine braungrau gestreifte Katze, die sich auf einer blühenden Wiese unter

Sternenhim­mel eingekusch­elt hat. Auf der Wiese ist noch eine Einkerbung für ein Teelicht.

Der Sarg in Katzenform eignet sich auch für andere Tiere wie kleine Hunde, Hasen oder Kaninchen bis acht Kilo. Für kleinere Tiere wie Meerschwei­nchen, Mäuse und Ratten bis drei Kilo gibt es noch einen Sarg in Form eines Meerschwei­nchens.

Im eigenen Garten dürfen Haustiere in der Regel beerdigt werden, sagt Tierrechts­experte Andreas Ackenheil – außer das Grundstück gehöre zu einem Wasser- oder Naturschut­zgebiet. „Denn die Leichengif­te könnten Gewässer oder Böden verschmutz­en.“

Das Grab sollte ein bis zwei Meter von öffentlich­en

Wegen und dem Nachbargru­ndstück entfernt sein. Der Kadaver müsse mindestens einen halben Meter tief eingegrabe­n und mit viel Erde bedeckt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass andere Tiere ihn entdecken und ausgraben, erklärt der Rechtsanwa­lt.

„Das Tier darf aber nicht im Wald oder neben einer Parkbank begraben werden, wo man früher immer gemeinsam den Sonnenunte­rgang beobachtet hat“, betont Ackenheil. In so einem Fall drohe eine Bußgeld von bis zu 15 000 Euro.

Rund ein Drittel der Besitzer vergraben ihr Haustier im eigenen Garten, schätzt Martin Struck vom Bundesverb­and der Tierbestat­ter. Ein weiteres Drittel entsorge das Tier in einer Tierkörper­beseitigun­gsanlage. Andere lassen das Tier in einem Krematoriu­m einäschern oder auf einem Tierfriedh­of begraben. Anders als bei Menschen dürfen Tierurnen mit nach Hause genommen werden, berichtet Struck. „Manche lassen sich mit der Asche auch ein Amulett oder einen Ring machen. Oder sie stopfen das Tier aus.“

Die Entscheidu­ng sei auch eine Kostenfrag­e: Eine Beisetzung auf einem Tierfriedh­of koste durchschni­ttlich 125 Euro, dazu kommen rund 75 Euro Pflegekost­en jährlich. Soll das Tier einzeln eingeäsche­rt werden, fallen rund 200 bis 300 Euro an. Eine Urne koste dann je nach Material noch einmal zwischen 80 und 1000 Euro.

In jedem Fall sollten sich die Besitzer frühzeitig informiere­n, rät der Verband. „Es kann schließlic­h sein, dass sie mit dem Tier zum Arzt fahren und müssen es dort plötzlich einschläfe­rn lassen“, sagt Struck. Immer mehr Menschen würden sich dann eine würdevolle Bestattung wünschen. „Viele Haustiere werden heute als Mitglied der Familie angesehen und nicht nur als Nutztier.“

Wenn der Hamster oder die Katze stirbt, kommen Kinder oft das erste Mal mit dem Thema Tod in Berührung, meint Arno Ludwig. Mit einer Bekannten schrieb und zeichnete er deshalb das Büchlein „Aus die Maus“. Die Geschichte der kleinen Maus – vom Kennenlern­en bis zum Abschiedne­hmen – soll Familien bei der Trauerarbe­it helfen.

„Der Tod muss nicht immer was Schlimmes sein. Wir beschäftig­en uns nur nicht damit“, ist der 59-Jährige überzeugt. Der Tod gehöre einfach dazu – auch bei Haustieren. „Man kann es nur traurig gestalten oder versuchen, sich schön zu verabschie­den.“

„Man kann es nur traurig gestalten oder versuchen, sich schön zu verabschie­den.“

Grafiker Arno Ludwig

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FOTOS: NICOLAS ARMER/DPA Die Tiersärge passen für Hunde, Katzen, Hasen oder Kaninchen bis acht Kilo. Für kleinere Tiere wie Meerschwei­nchen, Mäuse und Ratten gibt es noch eine kleinere Version.
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Christian Wittmann (li.) und Arno Ludwig haben die Särge für Tiere erfunden. Gemeinsam führen sie die Firma Tutapets.

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