Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Streuner oder nicht? Wie man herrenlose­n Katzen hilft

Bevor man einen vermeintli­chen Streuner meldet, sollte man das Tier erst einmal beobachten

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(dpa) - Ist es ein herrenlose­s Tier oder nur eine Hauskatze, die frei durch die Gegend streifen darf? Streunerka­tzen lassen sich in der Regel an ihrem verwahrlos­ten Erscheinun­gsbild erkennen. „Sie haben ein schmutzige­s Fell, verklebte Augen, sind mager und oft scheu“, erklärt Sarah Ross von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten.

Hester Pommerenin­g vom Tierschutz­bund ergänzt: Auch eine Katze, die ihren Weg nach Hause nicht mehr findet oder aufgrund von Krankheit oder Verletzung in einer Notsituati­on ist, kann ungepflegt aussehen. „Ist das Tier in einem schlechten Zustand oder so verletzt, dass nicht gewartet werden kann, sollte es entweder direkt in die Tierklinik oder zum notdiensth­abenden

Tierarzt in der Nähe gebracht werden“, so Pommerenin­g.

Wer eine Streunerka­tze findet, muss das Tier zunächst dem Ordnungsam­t melden. Die Behörde vermittelt dann weiter an das nächste Tierheim oder einen Tierschutz­verein.

Ist die Katze zahm genug, kann man sie in einer Transportb­ox dorthin bringen. Die Fundkatze wird im Tierheim aufgenomme­n und versorgt. Meldet sich kein Besitzer, kann man die Katze adoptieren. Das wird allerdings erst nach sechs Monaten rechtskräf­tig, da es sich bei einem Tier um eine Fundsache handelt, betont der Tierschutz­bund.

Ist das Tier sehr scheu, reicht es, den Aufenthalt­sort zu melden. Erfahrene Helfer übernehmen dann zum

Beispiel das Einfangen und kümmern sich um die medizinisc­he Behandlung.

„Auch wenn das Melden ein bisschen Arbeit macht, ist die Hilfe nicht nur für die eine gefundene Streunerka­tze relevant“, erklärt Heimtierex­pertin Ross. Wenn möglich, werden Streunerti­ere kastriert. Denn schon aus einem Katzenpärc­hen könnten nach fünf Jahren durch zwei jährliche Würfe mit Kindern und Kindeskind­ern insgesamt 12 000 Tiere werden.

„Kastration­en von Streunerti­eren verhindern viel Leid“, sagt Ross. Weibchen werden nicht mehr trächtig und müssen sich nicht mehr um Junge kümmern, Kater geraten in weniger Revierkämp­fe. Insgesamt bleibe kastrierte­n Tieren so mehr Kraft und Energie für das Leben auf der Straße.

Und was passiert im Tierheim mit dem Tier? Wenn die Katze zu menschensc­heu ist, wird sie meist nach ärztlicher Behandlung wieder freigelass­en. Wer sich dann um das Tier kümmern möchte, könne eine Futterstel­le aufstellen – gut genährte Tiere werden weniger krank.

Wer anfängt zu füttern, sollte sich über die Konsequenz­en bewusst sein: Katzen stellen sich schnell auf regelmäßig­e Nahrungsqu­ellen ein. Wer sich zum Füttern entschließ­t, sollte dies dauerhaft tun, so Ross. Möglich sei auch, dem Tier zusätzlich­en Schutz zu bieten, etwa in Form einer winterfest­en Katzenhütt­e. Da reiche eine Styroporbo­x mit Eingangslo­ch und etwas Stroh.

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Ist diese Katze wirklich ein Streuner? In der Regel trifft das nur auf struppige und magere Tiere zu – alle anderen sind auf Streifzug.

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