Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Falsche Polizisten rufen an
Betrüger sind in der Region sehr aktiv und finden immer wieder neue Opfer
- „Hier ist die Polizei. Es geht um den Vorfall von heute Morgen“, meldete sich ein Anrufer bei einer Frau in Meckenbeuren. Details zu dem vermeintlichen „Vorfall“nennt der Mann nicht. Die Rufnummer ist unterdrückt. Der Frau kommt das komisch vor. Es ist Lockdown. Das ältere Ehepaar aus Meckenbeuren ist heute noch gar nicht vor der Tür gewesen. Was sollte da wohl vorgefallen sein? „Ich glaube ihnen kein Wort. Ich halte das für Betrug“, kontert die Frau deshalb. Doch so leicht ist der Anrufer nicht einzuschüchtern. „Ich bin von der echten Polizei“, behauptet er. Die Frau aus Meckenbeuren legt auf. Minuten später klingelt das Telefon erneut. Das Ehepaar aus Meckenbeuren hebt nicht ab und lässt es klingeln.
„Richtig gemacht“, sagt Kriminalhauptkommissar Peter Köstlinger vom für Meckenbeuren zuständigen Referat Prävention aus Friedrichshafen, das zum Polizeipräsidium Ravensburg gehört. Wie das Gespräch weitergegangen wäre, weiß Köstlinger nur allzu genau: Der angebliche Polizist – in Wirklichkeit ein dreister Betrüger – behauptet, dass Diebe vor der Tür der angerufenen Senioren bei einem Einbruchsversuch beobachtet worden wären.
Der Anrufer bietet an, Geld und Wertsachen der Senioren von einem Kriminalbeamten an einen sicheren Ort bringen zu lassen. Man werde das Geld zurückbringen, sobald die Gefahr gebannt sei. Doch wer darauf hereinfällt, sieht sein Geld nie wieder.
Manche Betrüger gehen sogar noch geschickter vor. Als Rufnummer des Anrufers erscheint die 110 im Telefondisplay. Es könnte aber auch die Amtsnummer einer nahegelegenen Polizeidienststelle angezeigt werden. Das ist kein Grund sich in Sicherheit zu wiegen. „Die Polizei ruft sie nicht unter der Notruf-nummer 110 an. Seien Sie misstrauisch, wenn Sie diese Nummer auf Ihren Telefon sehen“, warnt die Polizei in ihrer Broschüre „Vorsicht Abzocke“ausdrücklich.
Betrüger können Telefonnummern technisch simulieren. Dann nützt es auch nichts, die Rückruffunktion des Telefons zu benutzen. Auch in der Region schlagen Telefonbetrüger immer wieder zu. „Im Januar stand in Konstanz ein Angeklagter vor Gericht, der mit seinen Komplizen im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg Senioren um rund 400 000 Euro betrogen haben soll. Der so genannte ,Abholer’ wurde zu vier Jahren Haft verurteilt“, weiß Köstlinger von einem aktuellen Fall zu berichten. In ganz Baden-württemberg ergaunerten solche falschen Polizisten im vergangenen Jahr rund elf Millionen Euro, warnt der Kommissar von der Präventionsstelle. „Lassen sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln. Die Betrüger können sehr überzeugend sein. Legen sie auf, wenn ihnen etwas merkwürdig erscheint“, rät Kriminalhauptkommissar Peter Köstlinger.
Informationen zu diesen und anderen telefonischen Betrugsmaschen gibt es unter: