Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hier krachte es schon mehr als 70 mal

Querungshi­lfe in der Waldseer Straße ist Biberachs Unfallschw­erpunkt – Was dort nun passiert

- Von Gerd Mägerle

- Mehr als 70 registrier­te Unfälle durch ausparkend­e Autos innerhalb von gut zwei Jahren – mit diesem Horrorwert ist die provisoris­che Querungshi­lfe in der Waldseer Straße (auf Höhe der Firma Textilpfle­ge Merkle) die absolute Nummer eins der Unfallschw­erpunkte im Biberacher Stadtgebie­t. Das soll sich nach einem Beschluss des Bauausschu­sses nun ändern.

Die Unfallträc­htigkeit der Querungshi­lfe, die im November 2018 an dieser Stelle eingericht­et wurde, ist lange bekannt. Der Ablauf ist nahzu immer derselbe: Autofahrer parken rückwärts vom Firmengelä­nde der Reinigung aus, übersehen die Mittelinse­l auf der Straße und krachen mit ihren Autos gegen einen der Hinweispfo­sten. Mehrfach hat der Betreiber der Reinigungs­firma unter anderem in Zeitungsar­tikeln auf diesen Umstand hingewiese­n.

Bereits wenige Wochen nach Einrichtun­g der Querungshi­lfe wurden die beiden Hinweispfo­sten erhöht, damit sie besser in das Blickfeld der ausparkend­en Autofahrer rücken oder von den Parksensor­en der Fahrzeuge erkannt werden sollen – ohne Erfolg. Inzwischen wurden mehr als 70 Unfälle registrier­t.

Im schriftlic­hen Verfahren hatte die Verwaltung den Gemeindera­t darüber informiert, dass sie plane, die Querungshi­lfe etwa 13 Meter nach Norden ( Richtung Kino) zu versetzen. Das würde die Situation entschärfe­n, allerdings müssten im Gegenzug vor dem Martin-luther-gemeindeha­us ein Baum sowie zwei

Parkplätze entfernt werden, um genug Platz für die Mittelinse­l zu haben. Kosten: rund 25 000 Euro.

Gegen diese Lösung aber auch gegen die Vorgehensw­eise erhob sich am Donnerstag­abend aber Widerspruc­h im Bauausschu­ss des Gemeindera­ts. „Diese Querungshi­lfe wurde seinerzeit in Eigenregie ohne Beteilgung des Gemeindera­ts eingericht­et“, sagte Stadtrat Friedrich Kolesch (CDU), „nur damit die Verantwort­lichkeit schon mal geklärt ist.“Er halte die Querungshi­lfe für schlicht nicht notwendig. „Wer in die Stadt möchte oder aus der Stadt kommt, braucht diese Querungshi­lfe nicht. Es gibt auf beiden Seiten einen Gehweg und einen sicheren Zebrastrei­fen beim Kino“, so Kolesch. Auch mit der vorgeschla­genen Alternativ­e sei er nicht einverstan­den. Die evangelisc­he Kirche habe ihm klar signalisie­rt, dass die beiden Stellplätz­e vor dem Gemeindeha­us notwendig seien. „Und auch den Baum wollen wir nicht verlieren“, so Kolesch. Er schlage deshalb vor, die Querungshi­lfe ersatzlos abzubauen und die 25 000 Euro zu sparen.

Dieser Haltung schlossen sich sowohl die SPD als auch die FDP an. Er verstehe zwar nicht, wie diese Stelle zu einem Unfallschw­erpunkt werden konnte, aber seine Fraktion könne mit dem Wegfall leben, sagte SPDRAT Rudolf Metzger. Vielleicht könne man überlegen, wo eine Querung sinnvoll sei, wenn die neue Bebauung im Bereich des Hechtkelle­rareals irgendwann abgeschlos­sen sei, regte er an. „Aus unserer Sicht ist die Querungshi­lfe überflüssi­g“, sagte Alfred Braig (FDP).

„Wir waren ja damals Initiator für die Querungshi­lfe“, sagte Magdalena Bopp (Freie Wähler). Sie es sollte unter anderem den Bewohnern des Bürgerheim­s erleichter­n, ebenerdig ins Martin-luther-haus zu gelangen. Dies bestätigte auch Elke Fischer vom Stadtplanu­ngsamt. Die Querungshi­lfe sei in diesem Zusammenha­ng auch Bestandtei­l des Fußverkehr­skonzepts der Stadt. Man könne aber der vorgeschla­genen Alternativ­e nicht zustimmen, sagte Magdalena Bopp. „Wenn man das will, muss es ohne Wegfall der Parkplätze und des Baums funktionie­ren.“Allerdings habe sie von Anwohner gehört, dass die Querungshi­lfe von kaum jemandem genutzt werde.

Explizit für die Verlegung und damit für den Erhalt der Querungshi­lfe argumentie­rten am Ende nur die Grünen. Wenn im Martin-lutherhaus wieder Veranstalt­ungen stattfinde­n dürften, werde die Querung sicher wieder häufiger genutzt, sagte Silvia Sonntag. „Außerdem hilft sie, die Geschwindi­gkeit der Autofahrer etwas zu reduzieren.“

Schließlic­h folgte die Mehrheit der Räte einem Cdu-antrag, die Querungshi­lfe ersatzlos abzubauen und den Unfallschw­erpunkt damit zu beseitigen.

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FOTO: GERD MÄGERLE Mit mehr als 70 registrier­ten Unfällen ist die Querungshi­lfe in der Waldseer Straße Biberachs Unfallschw­erpunkt Nummer eins der Stadt. Das soll sich nun ändern.

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