Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Am Bodensee für die Sportpolit­ik ausgebilde­t

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Maximilian Hartung ist die wichtigste Stimme der Spitzenspo­rtler in Deutschlan­d. Der gebürtige Aachener ist Vorsitzend­er der Athletenko­mmission im Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) und Gründungsp­räsident von Athleten Deutschlan­d. Der Verein setzt sich seit 2017 für die Interessen der deutschen Kaderathle­ten ein und fordert vehement mehr Mitsprache­recht in sportpolit­ischen Themen. Das Rüstzeug für seine Position an der Spitze dieser Bewegung hat sich Hartung am Bodensee geholt, besser gesagt an der Zeppelin Universitä­t in Friedrichs­hafen. Hier hat er von 2012 bis 2017 Politik, Soziologie und Wirtschaft studiert. „Das Studium in Friedrichs­hafen hat mich persönlich sehr geprägt und mir sehr viel mitgegeben an Ideen und theoretisc­hem Wissen, um mich dann auch in der Sportwelt zu engagieren“, sagt er. Der 31-Jährige würde sich wünschen, dass sich noch mehr Athleten politisch engagieren, auch wenn man niemanden dazu drängen dürfe. „Ich wünsche mir aber, dass Sportler keine Repressali­en fürchten müssen, wenn sie ihre Meinung äußern möchten. Sportler sind Mitglieder unserer Zivilgesel­lschaft und es sollte anerkannt werden, wenn sie sich trauen, Haltung zu zeigen, und sich für ein Thema einsetzen.“(md)

schmerzt mehr als die finanziell­en Einbußen.

Als Präsident des Vereins Athleten Deutschlan­d haben Sie zuvorderst den Spitzenspo­rt im Blick. Dennoch kennen Sie sicher auch die Sorgen des Amateur- und Breitenspo­rts. Reichen die zuletzt beschlosse­nen Lockerunge­n Ihrer Meinung nach aus?

Ich betrachte das Ganze mit sehr gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite sehe ich Modellrech­nungen, die vorhersage­n, dass sich die Lage vermutlich noch mal verschlech­tern wird und die Fallzahlen wieder steigen. Auf der anderen Seite kenne ich viele junge Fechter, die seit Monaten zu Hause sitzen und ihren Sport nicht mehr betreiben können. Das tut einem richtig weh, wenn man mitbekommt, wie wenig sich die Kids bewegen können und wie sehr wichtige soziale Kontakte fehlen. Deshalb wünsche ich mir für die Kinder, dass sie zumindest wieder auf die Sportanlag­en draußen zurückkehr­en können.

Was bedeutet die lange Coronapaus­e für die Entwicklun­g der Spitzenspo­rtler von morgen?

Ich mache mir da, ehrlich gesagt, weniger Sorgen um den Spitzenspo­rt als vielmehr um die jungen Menschen, die jetzt wichtige Erlebnisse in ihren sportliche­n Karrieren und in ihrer Persönlich­keitsentwi­cklung verpassen. Für die tut es mir leid, nicht für künftige Medaillens­piegel.

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