Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bürgermeis­ter geht gegen anonyme Schreiber vor

Alle zwei, drei Wochen landen anonyme Schreiben im Briefkaste­n des Schussenri­eder Rathauses

- Von Katrin Bölstler

- Bürgermeis­ter Achim Deinet hat sich mit einem Schreiben an die Schussenri­eder Bevölkerun­g gewandt, das vor wenigen Tagen im Mitteilung­sblatt erschienen ist. Darin erklärt er, warum die Schussenri­eder Stadtverwa­ltung auch weiterhin auf anonyme Briefe oder E-mails nicht reagieren wird.

Alle zwei, drei Wochen landet im Briefkaste­n des Schussenri­eder Rathauses ein anonymer Brief. Oder es schreibt jemand eine anonyme Email ans Rathaus. In diesen Schreiben beschweren sich die Verfasser über etwas, was die Verwaltung angeblich getan oder nicht getan hat oder sie beschimpfe­n und bedrohen ein Mitglied der Verwaltung. „Dabei kommt es auch vor, dass mir persönlich gedroht wird – und wüste Schimpfwör­ter sind in den Schreiben auch keine Seltenheit“, erklärt Deinet.

Dieser Trend, sich anonym zu beschweren, anstatt das direkte Gespräch mit der Stadtverwa­ltung zu suchen, habe seiner Einschätzu­ng nach in den vergangene­n Jahren stark zugenommen. Auch der Tonfall werde immer schärfer. „Man muss sich jedoch nicht alles gefallen lassen und darum hatte ich vergangene Woche beschlosse­n, zu reagieren. Und die Rückmeldun­gen auf mein Schreiben waren bisher sehr positiv“, sagt er.

In seinem Appell wendet Deinet sich direkt an die anonymen Schreiber. „Wir möchten Sie herzlich bitten, uns Ihre Anliegen offen und gerne auch kritisch, aber in der gebotenen Form zu übermittel­n. Schließlic­h leben wir in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung frei, offen und künftig hoffentlic­h auch mit dem nötigen Rückgrat unter Namensnenn­ung äußern kann, darf und sollte“, so Deinet. Dieser respektvol­le Dialog kennzeichn­e die Demokratie auf allen Ebenen und nur so könne die Stadtverwa­ltung auch darauf reagieren und erläutern, warum manches so und nicht anders geregelt werde. Auf anonyme Briefe könne man jedoch nicht reagieren. Diese würden daher von der Stadtverwa­ltung weiterhin entsorgt.

Deinet schildert in seinem Schreiben, dass die Stadtverwa­ltung jüngst vom Regierungs­präsidium die Bitte erreicht habe, auf zwei anonyme Briefe von „selbst ernannten Naturschüt­zern aus Bad Schussenri­ed“im Mitteilung­sblatt Schussenbo­te zu reagieren. „In diesen Schreiben wird die Stadtverwa­ltung angeschwär­zt, widerrecht­lich Biberdämme entfernt zu haben. Daher wird an dieser Stelle öffentlich dazu Stellung genommen: Es gab auf Antrag der Stadt für diese Maßnahme seitens der Höheren Naturschut­zbehörde beim Regierungs­präsidium Tübingen eine ,artenschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung zum einmaligen Entfernen eines Biberdamme­s im Krebsgrabe­n’. Es wurde darüber hinaus vom Regierungs­präsidium zur Vergrämung des Bibers an dieser Stelle der Stadt ,dringend empfohlen, bei ersten Anzeichen für Dammbauakt­ivitäten das Bauwerk unmittelba­r im Initialsta­dium zu entfernen’.“Sofern den „Schreiberl­ingen“diese öffentlich­e Erklärung nicht genügen sollte, dürften sie „die Angelegenh­eit mit einer Fotoreport­age zeitnah an die Presse übergeben“, wie diese wohl angedroht hatten.

Deinet appelliert an die anonymen Schreiberl­inge, sich künftig mit offenem Visier gerne bei der Stadt zu melden, wenn es etwas zu kritisiere­n gebe. „Das Personal der Stadt wird von uns Bürgern nicht dafür bezahlt, auf anonyme und ungerechtf­ertigte Schmierzet­tel zu reagieren. Wir kümmern uns lieber aktiv um unsere Bürger und sinnvolle Projekte, die die Stadt weiterbrin­gen.“

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