Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bürgermeister geht gegen anonyme Schreiber vor
Alle zwei, drei Wochen landen anonyme Schreiben im Briefkasten des Schussenrieder Rathauses
- Bürgermeister Achim Deinet hat sich mit einem Schreiben an die Schussenrieder Bevölkerung gewandt, das vor wenigen Tagen im Mitteilungsblatt erschienen ist. Darin erklärt er, warum die Schussenrieder Stadtverwaltung auch weiterhin auf anonyme Briefe oder E-mails nicht reagieren wird.
Alle zwei, drei Wochen landet im Briefkasten des Schussenrieder Rathauses ein anonymer Brief. Oder es schreibt jemand eine anonyme Email ans Rathaus. In diesen Schreiben beschweren sich die Verfasser über etwas, was die Verwaltung angeblich getan oder nicht getan hat oder sie beschimpfen und bedrohen ein Mitglied der Verwaltung. „Dabei kommt es auch vor, dass mir persönlich gedroht wird – und wüste Schimpfwörter sind in den Schreiben auch keine Seltenheit“, erklärt Deinet.
Dieser Trend, sich anonym zu beschweren, anstatt das direkte Gespräch mit der Stadtverwaltung zu suchen, habe seiner Einschätzung nach in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Auch der Tonfall werde immer schärfer. „Man muss sich jedoch nicht alles gefallen lassen und darum hatte ich vergangene Woche beschlossen, zu reagieren. Und die Rückmeldungen auf mein Schreiben waren bisher sehr positiv“, sagt er.
In seinem Appell wendet Deinet sich direkt an die anonymen Schreiber. „Wir möchten Sie herzlich bitten, uns Ihre Anliegen offen und gerne auch kritisch, aber in der gebotenen Form zu übermitteln. Schließlich leben wir in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung frei, offen und künftig hoffentlich auch mit dem nötigen Rückgrat unter Namensnennung äußern kann, darf und sollte“, so Deinet. Dieser respektvolle Dialog kennzeichne die Demokratie auf allen Ebenen und nur so könne die Stadtverwaltung auch darauf reagieren und erläutern, warum manches so und nicht anders geregelt werde. Auf anonyme Briefe könne man jedoch nicht reagieren. Diese würden daher von der Stadtverwaltung weiterhin entsorgt.
Deinet schildert in seinem Schreiben, dass die Stadtverwaltung jüngst vom Regierungspräsidium die Bitte erreicht habe, auf zwei anonyme Briefe von „selbst ernannten Naturschützern aus Bad Schussenried“im Mitteilungsblatt Schussenbote zu reagieren. „In diesen Schreiben wird die Stadtverwaltung angeschwärzt, widerrechtlich Biberdämme entfernt zu haben. Daher wird an dieser Stelle öffentlich dazu Stellung genommen: Es gab auf Antrag der Stadt für diese Maßnahme seitens der Höheren Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Tübingen eine ,artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zum einmaligen Entfernen eines Biberdammes im Krebsgraben’. Es wurde darüber hinaus vom Regierungspräsidium zur Vergrämung des Bibers an dieser Stelle der Stadt ,dringend empfohlen, bei ersten Anzeichen für Dammbauaktivitäten das Bauwerk unmittelbar im Initialstadium zu entfernen’.“Sofern den „Schreiberlingen“diese öffentliche Erklärung nicht genügen sollte, dürften sie „die Angelegenheit mit einer Fotoreportage zeitnah an die Presse übergeben“, wie diese wohl angedroht hatten.
Deinet appelliert an die anonymen Schreiberlinge, sich künftig mit offenem Visier gerne bei der Stadt zu melden, wenn es etwas zu kritisieren gebe. „Das Personal der Stadt wird von uns Bürgern nicht dafür bezahlt, auf anonyme und ungerechtfertigte Schmierzettel zu reagieren. Wir kümmern uns lieber aktiv um unsere Bürger und sinnvolle Projekte, die die Stadt weiterbringen.“