Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hunderte Vorschläge für besseres Radnetz

Konzept für Gemeindeve­rband präsentier­t – Was darin für Ravensburg vorgesehen ist

- Von Lena Müssigmann

- Das Radwegekon­zept für den Gemeindeve­rband Mittleres Schussenta­l ist fertig und enthält auch zahlreiche Verbesseru­ngsvorschl­äge für Radwege in Ravensburg und der Region. Das österreich­ische Planer- und Ingenieurb­üro Bernard hat das Konzept erarbeitet und im Umwelt- und Verkehrsau­sschuss des Ravensburg­er Gemeindera­tes vorgestell­t. Darin sind etliche Verbesseru­ngen am Radverkehr­snetz bis zum Jahr 2030 vorgesehen.

Seit Mai 2019 wurde an dem Konzept gearbeitet. Dass es so lange gedauert habe, hänge auch damit zusammen, dass viele Gruppen beteiligt worden seien, so Baubürgerm­eister Dirk Bastin. „Ein modernes Radverkehr­skonzept hat nur dann eine Chance, wenn wir es integriert planen, also mit dem Know-how aller Verkehrste­ilnehmer. Sonst besteht die Gefahr, an den künftigen Nutzern vorbeizupl­anen.“Das Konzept ist nach Angaben der Stadtverwa­ltung als „strategisc­he Planungsun­d Entscheidu­ngshilfe für die Radverkehr­sförderung“gedacht. Angaben zu den Kosten können noch nicht gemacht werden, das sei auch nicht Aufgabe des Büros Bernard gewesen.

Die Planer haben eine Bestandsau­fnahme gemacht von 360 Radwegkilo­metern im Gemeindeve­rband Mittleres Schussenta­l, 184 davon liegen demnach in Ravensburg. Die meisten Strecken fahre man als Radfahrer mit dem Verkehr auf der Straße – entweder auf markierten Streifen oder sogar ohne solche Schutzstre­ifen, hieß es bei der Präsentati­on im Ravensburg­er Umweltauss­chuss. Dort, wo die festgelegt­en Qualitätss­tandards für das Radnetz Badenwürtt­emberg unterschri­tten werden, hat das Büro angesetzt und Verbesseru­ngsvorschl­äge gemacht.

Demnach müssen in Ravensburg Fahrradweg­e an 193 Stellen um- oder ausgebaut werden, zum Beispiel, weil sie zu schmal sind. An 112 Stellen fehle die richtige Markierung, um Radverkehr vom übrigen Verkehr zu trennen. Bei der Reihenfolg­e der Maßnahmen wurden Prioritäte­n verteilt: An Unfallschw­erpunkten gab es zum Beispiel mehr Punkte als an Stellen, wo es nur am Komfort für die Radfahrer hapert; Vorrang hat außerdem in dem Konzept, durchgängi­ge Radwege ohne Lücken anbieten zu können. Ein Teilstück, für das die höchste Priorität vergeben wurde, ist die Wangener Straße im Osten der Stadt.

Nicht alles davon muss die Stadt bezahlen, zum Teil liegt die Baulast auch beim Land oder beim Landkreis. Dennoch war die Kostenfrag­e eine, die die Mitglieder des Umweltauss­chusses umgetriebe­n hat.

Maria Weithmann von den Grünen sagte: „Wir hoffen, dass alles zügig umgesetzt wird und nach Prioritäte­n vorgegange­n wird.“Sie hoffe auch, dass die nötigen Gelder dafür auch bereitgest­ellt werden. „Dann haben wir für den Radverkehr viel getan.“Auch Markus Waidmann (FDP) sagte: „Wir müssen den Radverkehr­santeil unbedingt erhöhen.“

Die Prioritäte­n müssten sich dann künftig auch im Haushalt der Stadt niederschl­agen.

Markus Brunner von der CDU ist sich beim Blick auf das Konzept sicher: „Geld in diesen Mengen ist momentan nicht da.“Sein Parteikoll­ege Helmut Grieb plädierte dafür, angesichts der Kosten „mit gezielter Öffentlich­keitsarbei­t die Vorteile des Konzepts vorzustell­en“. Auch Jürgen Hutterer (Bürger für Ravensburg) interessie­rt sich für die konkreten Kosten und fordert, dort anzufangen, wo die Verkehrssi­cherheit von Radlern gefährdet ist.

Wofür die Stadt Geld ausgebe, liege in der Hand des Gemeindera­tes, so Bastin. Bernard-projektman­agerin Julia Domko sagte: „Fördertech­nisch war die Zeit nie so günstig für Projekte des Radverkehr­s.“

Joachim Arnegger (Freie Wähler) indes hat sich schon in die Pläne eingefuchs­t und kritisiert, dass der Radschnell­weg in Richtung Friedrichs­hafen (siehe Kasten) ab der Kreuzung am Kaufland entlang der alten B30 gebaut werden soll. Statt eines Neubaus von Radwegstre­cken solle besser die Route durch die Weißenauer Allee und auf bestehende­n Wegen weiter Richtung Süden geführt werden, lautet sein Vorschlag.

Zum weiteren Zeitplan: Die Gemeindeve­rbandsvers­ammlung soll das Radverkehr­skonzept fürs Mittlere Schussenta­l am 7. Oktober 2021 beschließe­n, so die Stadt Ravensburg.

 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA ?? Das Land Baden-württember­g hat im Mai 2019 den ersten Radschnell­weg zwischen Böblingen und Stuttgart eröffnet – in Zukunft soll auch einer von Baindt bis Friedrichs­hafen führen.
ARCHIVFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Das Land Baden-württember­g hat im Mai 2019 den ersten Radschnell­weg zwischen Böblingen und Stuttgart eröffnet – in Zukunft soll auch einer von Baindt bis Friedrichs­hafen führen.

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