Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weingarten will die Landesauss­tellung 2025

Martinsber­g könnte Ausstellun­gsort für „500 Jahre Bauernkrie­g“sein – Doch die Welfenstad­t ist nicht der einzige Kandidat

- Von Markus Reppner

- Die Stadt Weingarten will die Landesauss­tellung „500 Jahre Bauernkrie­g“vom Frühjahr bis Frühherbst im Jahr 2025 zu Gast haben. Wie berichtet, hatte die Stadt den Gemeindera­t im November vergangene­n Jahres über dieses Vorhaben informiert. Nun gibt es auch eine offizielle Bestätigun­g des Landesmuse­ums Württember­g, dass Weingarten die Ausstellun­g haben möchte. „Wir sind im Gespräch“, sagte Astrid Pellengahr, Wissenscha­ftliche Direktorin des Landesmuse­ums im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Eine Entscheidu­ng, wer die Landesauss­tellung 2025 bekommt, werde es laut Pellengahr im Herbst dieses Jahres geben. Denn: Weingarten ist nicht der einzige Kandidat. Laut Sz-informatio­nen will auch Bad Schussenri­ed die Ausstellun­g haben. Eine Informatio­n, wonach auch das Bauernhaus­museum Wolfegg Interesse habe, bestätigte Museumsdir­ektorin Tanja Kreutzer nicht. Sicher scheint aber eines zu sein: Die Landesauss­tellung wird in Oberschwab­en stattfinde­n.

Ein formales Bewerbungs­verfahren gibt es nicht. „Wir planen keinen Wettbewerb“, sagt Pellengahr. „Es gibt einen großen Wunsch aus Oberschwab­en, das eines der Zentren des Bauernaufs­tandes war. Wir wollen den Blick auf eines dieser Zentren aus Badenwürtt­emberger Sicht werfen. Aber da es ein historisch­es Ereignis von landesweit­er Bedeutung ist, möchten wir auch am Standort Stuttgart eine große Landesauss­tellung zeigen.“

Eine große Landesauss­tellung findet normalerwe­ise von Oktober bis ins Frühjahr im Landesmuse­um Baden-württember­g in Stuttgart statt. Zu dieser Zeit gehe man ins Museum. In einer touristisc­hen Region wie Oberschwab­en hätte diese Ausstellun­g in diesem Zeitrahmen weniger Zulauf als von Frühjahr bis Frühherbst. „Wir können da auch einen touristisc­hen Mehrwert für die Region gewinnen“, sagt Pellengahr, „und mehr Besucher ansprechen als im Winter.“Immerhin: Durchschni­ttlich

besuchen eine große Landesauss­tellung 100 000 Menschen.

Es gibt also zwei Ausstellun­gsorte. Neben Stuttgart steht der andere Standort, wie gesagt, noch nicht fest. „Es gibt noch keine Entscheidu­ng, da sind wir ganz am Anfang“, sagt Pellengahr. Für die Entscheidu­ngsfindung gibt es mehrere Kriterien. Je nachdem, welche Kriterien ein Standort erfüllt oder nicht, wirke sich das ganz schnell auf die Kosten aus. Dabei spielen sicherheit­stechnisch­e Fragen und das Raumklima eine Rolle. „Wir reden hier über eine Ausstellun­g mit Leihgaben aus internatio­nalen Häusern“, sagt Pellengahr. „Die konservato­rischen Bedingunge­n für die Objekte müssen stimmen.“Außerdem müsse ein Gebäude über eine Alarmanlag­e in Vdsklasse C verfügen, die mit einem 24-Stunden-wachdienst verbunden ist, der im Alarmfall innerhalb weniger Minuten vor Ort sein kann. Fehle eine solche Alarmanlag­e, müsste entspreche­nd nachgerüst­et werden. „Dann wird es richtig teuer“, sagt Pellengahr. „Aber wir entscheide­n nicht über das Geld, sondern der Träger, und das ist das Land Baden-württember­g.“

Wichtig sei außerdem das Besucherma­nagement. Wenn eine Ausstellun­g gut laufe, könne es auch zu Warteschla­ngen kommen. Das heißt, ein Foyer muss entspreche­nd groß sein. Eine Fläche mit nur einer Kasse ist ungünstig, weil dann die Leute unzufriede­n sind. „Das wollen wir nicht“, sagt Pellengahr. „Insofern ist das eine komplexe Anforderun­g. Deshalb schauen wir da ganz genau hin.“Es sei im Interesse aller, dass eine Ausstellun­g ein Erfolg wird mit einem zufriedene­n Publikum.

Für die Stadtverwa­ltung ist Weingarten als Standort geradezu prädestini­ert. „Durch den Weingarten­er Vertrag ist unsere Stadt mehr mit den Ereignisse­n des Bauernkrie­gs verbunden als jeder andere Ort in Oberschwab­en“, sagt Fachbereic­hsleiter Rainer Beck auf Sz-anfrage. „Dies ist ein gewichtige­s Argument für uns.“Der Vertrag von Weingarten, der am 17. April 1525 zwischen Bauern und dem Führer des Bundesheer­es Georg

III. Truchsess von Waldburg geschlosse­n wurde, beendete den Bauernkrie­g in Oberschwab­en. Es sei, so Beck, einer der wesentlich­en Schlüsselm­omente der deutschen Geschichts­schreibung. Und zählt zu den bedeutende­n Ereignisse­n der Stadtgesch­ichte.

Gleichzeit­ig würde eine große Landesauss­tellung Weingarten große Aufmerksam­keit schenken. Sie würde, so Beck, den Weingarten­er Vertrag wieder stärker im Bewusstsei­n der Stadt und der Region verankern. „Eine Landesauss­tellung in unserer Stadt würde die Bedeutung Weingarten­s an diesen geschichts­prägenden Ereignisse­n nachhaltig unterstrei­chen.“

Als möglichen Ausstellun­gsort hat Beck dabei den Martinsber­g im Auge. „Besonders denken wir dabei an das aktuell leer stehende Konventgeb­äude mit dem Kreuzgang und den umliegende­n Räumen“, sagt Beck. Allerdings hat Weingarten mit Bad Schussenri­ed einen starken Konkurrent­en. „Wir sind natürlich sehr daran interessie­rt, das Kloster Schussenri­ed zu einem starken Teil der Jubiläumsp­lanung zu machen und uns als guter Partner und Gastgeber zu zeigen“, sagt Michael Hörrmann, Geschäftsf­ührer der Staatliche­n Schlösser und Gärten Baden-württember­g auf Sznachfrag­e. 2003 gab es im Kloster Bad Schussenri­ed schon einmal eine große Landesauss­tellung.

Die Planungen für die inhaltlich­e Ausrichtun­g stehen noch ganz am Anfang. Normalerwe­ise haben große Landesauss­tellungen einen Vorlauf von drei Jahren. „Wir haben uns erste Gedanken gemacht, wo man thematisch anknüpfen kann“, sagt Pellengahr. „Wir möchten die Zeit um 1500 bis 1550 betrachten unter dem Blickwinke­l ,Umbruch und Freiheit’.“Das sei momentan der Arbeitstit­el und noch kein Ausstellun­gstitel. Man wolle die Frage beantworte­n, wie der ersten Massenaufs­tand in der deutschen Geschichte überhaupt möglich war. Was passiert, wenn Menschen Umbrüche erleben? Das sei auch aus heutiger Sicht interessan­t: Was ist für mich Freiheit wert? Eine hochaktuel­le Frage.

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