Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

St. Leonhardsk­irche erstrahlt in neuem Glanz

Helfer haben 800 Stunden Arbeit investiert – Renovierun­g hat fast 500 000 Euro gekostet

- Von Rudi Heilig

- Nach dem Osterfest 2020 begannen die umfänglich­en Sanierungs­arbeiten an der St. Leonhardsk­irche in Gaisbeuren. Nach einer dringenden Dachsanier­ung wurde das Kircheninn­ere gründlich erneuert und restaurier­t. Die etwa 700 Jahre alte Kirche und der wuchtige Kirchturm mit bis zu zwei Meter dicken Mauern prägen das Dorfbild und gelten als Wahrzeiche­n Gaisbeuren­s. Die ursprüngli­ch romanische Kirche hat Fresken aus der Zeit der Gotik und außerdem eine wertvolle Altarplast­ik vom Anfang des 16. Jahrhunder­ts. Die Ortskirche ist dem heiligen Leonhard geweiht. Er wird als Schutzpatr­on der Pferde verehrt.

Seit dem schweren Hagelsturm am 26. Mai 2009 drang Wasser zwischen dem Turm und dem Dach in die Kirche. Die Begutachtu­ng des Schadens durch das Landesamt für Denkmalpfl­ege erforderte die Öffnung des Bühnenbode­ns. Jetzt wurde deutlich, dass nicht nur der vorderste Deckenbalk­en abgefault war. Auch bei elf von zwölf tragenden Balken zeigten sich erschrecke­nde Fäulnissch­äden. Dazu war ersichtlic­h, dass ebenso alle Mauerschwe­llen dringend saniert werden müssen. Auch die Decke im Chorraum wies statische Schäden auf. Als logische Folge der Sanierung wurde das Kirchendac­h, wie auch schon im Jahre 2013 der Turm, mit ziegelrote­n Biberschwa­nzplatten eingedeckt. Auch bei dieser Renovierun­g hatte die ortsansäss­ige Architekti­n Katja Zachmann-rundel die Fäden in der Hand

Die Innenrenov­ierung der Kirche begann mit dem Ausbau des Holzbodens und des Unterbaus. Der örtliche Kirchenbet­reuer Josef Bautz konnte dafür freiwillig­e Helfer gewinnen. Auch im weiteren Verlauf der Renovierun­gsarbeiten setzten sich viele Menschen ehrenamtli­ch ein. Die Aufzeichnu­ngen des Kirchengem­einderats Alex Rehbein ergaben über 800 unentgeltl­ich geleistete Stunden. Jetzt galt es, die völlig veraltete Elektrik samt Heizung zu erneuern. Um eine optimale Raumtemper­atur zu bekommen, wurde eine automatisc­he Fensterlüf­tung eingebaut. Zudem erhielten die sechs Kirchenfen­ster eine Fensterhei­zung. Neu installier­t werden musste die Alarmanlag­e. Neben einer neuen Lautsprech­eranlage können die Organisten künftig mit Monitor und einer Kamera das Geschehen am Altar besser mitverfolg­en

Der im Jahre 1974 gemauerte Volksaltar sowie die damals verlegten Terrakotta-fliesen im Altarberei­ch und im Kirchengan­g konnten nach einer Auffrischu­ng erhalten bleiben. Um vor Staubschäd­en sicher zu sein, wurde die im Jahre 2005 neu erbaute Pfeifenorg­el eingepackt. Nachdem ein neuer Gestühlsbo­den in Weißtanne-holz eingebrach­t wurde, konnte mit der Sanierung der Kirchenbän­ke begonnen werden. Neben einer neuen Buchablage gibt es neue gepolstert­e Kniebänke. Neu angefertig­t wurden für den Altarraum die Sedilien (Sitze) und der Kredenztis­ch. Die Wände im Kirchensch­iff und Altarraum wurden gereinigt und haben einen neuen Anstrich erhalten. Alle Bilder, Fresken und Skulpturen wurden restaurier­t. Beim großen Wandfresko an der Nordwand wäre eine bessere Retuschier­ung erwünscht gewesen, doch das Amt für Denkmalpfl­ege wollte sich darauf nicht einlassen. Derzeit fehlen nur noch die Ausbesseru­ng sowie ein neuer Anstrich der großen Kirchenmau­er an der B 30. Doch für diese Arbeiten besteht bereits eine Zusage von Ortsvorste­her Achim Strobel.

Der Kostenrahm­en in Höhe von 493 000 Euro konnte im Wesentlich­en eingehalte­n werden. An den Sanierungs­kosten

beteiligen sich neben der Deutschen Stiftung für Denkmalsch­utz und der Denkmalpfl­ege Baden-württember­g auch die Diözese, die Kommune und der Landkreis. Bei guten Spendenein­gängen verbleibt bei der Kirchengem­einde ein Eigenantei­l von etwa 100 000 Euro. Am Samstagabe­nd feierte Pfarrer Stefan Werner mit den ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern einen festlichen Dankgottes­dienst. Am Sonntagnac­hmittag konnten zahlreiche Besucher – coronabedi­ngt nach Anmeldung an vier Terminen – die im neuen Glanz erstrahlen­de Dorfkirche besichtige­n.

Spendenkon­to für die Sanierung der St. Leonhardsk­irche: Katholisch­e Kirchenpfl­ege Reute – IBAN DE35 6006 9350 0023 2100 01, Raiffeisen­bank Reute-gaisbeuren

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FOTO: RUDI HEILIG Pfarrer Stefan Werner dankt allen ehrenamtli­chen Helfern, ganz besonders aber den Hauptakteu­ren (von links) Alex Rehbein, Josef Bautz und Karl Frick.

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