Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Pfarrer freuen sich auf Gottesdien­ste an Ostern

Dieses Jahr gibt es keinen Totalausfa­ll, aber ein abgespeckt­es Programm in den Aulendorfe­r Kirchen

- Von Karin Kiesel

- Anders als im vergangene­n Jahr werden an Ostern Gottesdien­ste in Präsenz stattfinde­n. Auch wenn es coronabedi­ngt ein abgespeckt­es Programm sein wird, so freuen sich die evangelisc­he und katholisch­e Kirchengem­einde in Aulendorf darüber, dass es nicht noch einmal ein Totalausfa­ll sein wird. Denn das war schmerzlic­h, sagen die beiden Pfarrer Jörg Weag und Anantham Antony.

Umso mehr überwiegt die Freude, mit den Gläubigen das höchste Fest der Christenhe­it wieder gemeinsam feiern zu können, auch wenn weniger Kirchenbes­ucher erlaubt sind. Manche Gottesdien­ste werden live übertragen, allerdings bietet dies nur die katholisch­e Kirche an. Der Osternacht-gottesdien­st kann nur nach Voranmeldu­ng besucht werden.

In diesen schwierige­n Zeiten sei es wichtig, den Menschen anlässlich des Fests der Auferstehu­ng Christi die Osterbotsc­haft von Zuversicht, Hoffnung und neuem Leben zu vermitteln, wie Anthony und Weag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagen. Mit „schwierige­n Zeiten“gemeint seien vor allem die negativen Auswirkung­en der Corona-pandemie, aber auch die in jüngster Zeit zunehmend wahrnehmba­ren gesellscha­ftlichen Spannungen sowie Negativsch­lagzeilen der katholisch­en Kirche.

Dass Ostern zumindest in einem verkleiner­ten Rahmen gefeiert werden kann, lief im Vorfeld nicht reibungslo­s ab. So sei es zuletzt rund um Diskussion­en um die Osterruhe und die Aufforderu­ng der Politik, Gottesdien­ste nicht in Präsenz zu feiern, wieder ein Hin und Her gewesen, wie Weag und Anthony weiter berichten.

Da beide Kirchen bereits seit Mai ein ausgeklüge­ltes Hygienekon­zept umsetzen, könne eine recht sorgenfrei­e Gottesdien­stgestaltu­ng umgesetzt werden. „Eine hundertpro­zentige Garantie gibt es nie, aber bislang haben sich die Konzepte sehr gut bewährt“, sagt Weag. So gibt es vor beiden Kirchenein­gängen Händedesin­fektionsmi­tteln und in beiden Kirchen gilt eine Maskenpfli­cht (FFP2 oder eine medizinisc­he Maske). Außerdem müssen zwischen unterschie­dlichen Haushalten Abstände eingehalte­n werden – in der katholisch­en Kirche eineinhalb und in der evangelisc­hen Kirche zwei Meter. Zudem werden von allen Gottesdien­stbesucher­n

die Kontaktdat­en zur eventuelle­n Nachverfol­gung erfasst.

Verboten ist auch an Ostern weiterhin der Gemeindege­sang, was die beiden Pfarrer sehr schade, aber angesichts der Situation verkraftba­r empfinden. Stellvertr­etend werden daher entweder nur einzelne Gemeindemi­tglieder oder Chorsänger singen, beim katholisch­en Gottesdien­st am Abend des Karsamstag­s (Osternacht-gottesdien­st) wird es eine vierköpfig­e Männerchor­alschola sein.

Osterprogr­amm der evangelisc­hen Thomaskirc­he:

Zum Start in die Karwoche gibt es am Palmsonnta­g, an dem des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht wird, um 9 Uhr einen Gottesdien­st. Weiter geht es am Gründonner­stag mit einem Gottesdien­st um 19 Uhr (mit Diakon Siegfried Hornung).

Am Karfreitag findet um 15 Uhr, „der Sterbestun­de Jesu“, wie Pfarrer Weag erläutert, der nächste Gottesdien­st statt. Ein Trio aus Blockflöte, Orgel und Cello wird Sätze aus Sonaten von Händel und Telemann zu Gehör bringen, dazu werden die Passionsli­eder mit der Oboe instrument­al dargeboten.

Zwei weitere Gottesdien­ste folgen am Ostersonnt­ag um 6.30 und 10 Uhr. Am Ostermonta­g findet um 10 Uhr ein Gottesdien­st (mit Prädikant Ralf Laichinger) statt. Erlaubt sind aktuell 45 bis 50 Personen, normalerwe­ise sind es pro Gottesdien­st bis zu 80 Besucher. Platz in der Kirche wäre für mehr als 200 Gläubige.

Derzeit sind aufgrund der Coronapand­emie die Gottesdien­ste von einer Stunde verkürzt auf etwa 35 bis 40 Minuten, erläutert Weag. Daher müssen Teile der Liturgie, Lesungen, Gebete oder Lieder weggelasse­n werden. Gottesdien­ste werden seiner Ausführung nach von den Menschen sehr gewünscht und seien „kleine Inseln für ein bisschen Normalität und zum Kraft tanken für einen derzeit schwierige­n Alltag“.

Osterprogr­amm der katholisch­en Kirche St. Martin:

Am Palmsonnta­g findet um 9 Uhr ein feierliche­s Hochamt mit Palmweihe (ohne Prozession) statt. Die Prozession entfällt dieses Jahr. Aulendorfe­r sind eingeladen, bis Samstagabe­nd ihre Palmen in die Kirche zu bringen, damit diese um 9 Uhr oder beim zweiten Gottesdien­st um 11 Uhr gesegnet werden können. Die gesegneten Palmen können ab Sonntag 10 Uhr mit nach Hause genommen werden. Um 17 Uhr findet eine Bußandacht statt.

Zudem liegen für die Kunst- und Glaubensak­tion „Kreuze des Lebens“Holzplatte­n zum Mitnehmen aus. Im Kreuz verbinden sich Freude und Leid, Schönes und Schweres. Junge Familien, Jugendlich­e und Erwachsene sind eingeladen, die Holzplatte­n mit nach Hause zu nehmen, zu gestalten und sie bis Gründonner­stag in die Kirche zurückzubr­ingen. Zwölf gestaltete Platten werden dann auf einem Kreuz zusammenge­führt.

Am Gründonner­stag gibt es um 19 Uhr einen Abendmahl-gottesdien­st. Da die traditione­lle Fußwaschun­g ausfällt, wird Pfarrer Anthony als „kreatives Ersatzange­bot zur Reinigung“den Gläubigen am Kirchenein­gang die Hände desinfizie­ren.

Die Gebetswach­e ab 21 bis 6 Uhr wurde coronakonf­orm angepasst und findet nicht jede, sondern nur jede zweite Stunde statt. „Dazwischen muss gelüftet werden“, so Anthony. Zudem seien junge Aulendorfe­r eingeladen, alleine, zu zweit oder als Familie den Jugendkreu­zweg selbst mitzugesta­lten. Die Kreuzwegan­dacht im Freien zur Hohkreuzka­plle entfällt dieses Jahr.

Der Karfreitag beginnt um 9 Uhr mit einer Wortgottes­feier und Kreuzwegan­dacht in der Kirche. Der Kinderkreu­zweg fällt in diesem Jahr aus. Höhepunkt ist um 15 Uhr die Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Um 17 Uhr gibt eine Kreuzwegan­dacht für Jugendlich­e.

Am Karsamstag startet um 20.30 Uhr der Osternacht-gottesdien­st zum Fest der Auferstehu­ng. Dieser kann nur mit Voranmeldu­ng besucht werden und dauert maximal 90 Minuten. Obwohl er verkürzt ist, werde versucht, „ihn schön zu gestalten“, so Anthony. Da nicht jeder Gläubige persönlich teilnehmen kann, wird der Osternacht-gottesdien­st live übertragen. Die Prozession mit Osterkerze­n entfällt dieses Jahr, das übernimmt eine kleine Anzahl an Ministrant­en.

Für kleine Kinder (vom Kindergart­enalter bis zur zweiten Klasse) gibt es in diesem Jahr neu um 17 Uhr eine Online-veranstalt­ung auf der Plattform Zoom. Laut Anthony wird dort die Auferstehu­ngsfeier speziell für Kinder gestaltet. Zudem werden an interessie­rte Jugendlich­e und Kinder unter dem Motto „Ostern entdecken“per Nachrichte­ndienst Whatsapp Impulse für jeden Tag verschickt.

Der Ostersonnt­ag-gottesdien­st beginnt um neun Uhr (ohne Voranmeldu­ng) und wird ebenfalls per Livestream übertragen. Musikalisc­h wird der Gottesdien­st anstatt einer Orchesterm­esse dieses Jahr von einem Gesangsqua­rtett des Kirchencho­rs gestaltet. Der zweite Gottesdien­st ist um 11 Uhr, die Ostervespe­r ab 18 Uhr. Am Ostermonta­g gibt es um 9 und um 11 Uhr zwei Gottesdien­ste.

Mitgebrach­te Osterspeis­en werden in der Osternacht und am Ostersonnt­ag gesegnet. Weihwasser ebenfalls in der Osternacht, allerdings muss coronabedi­ngt Wasser von zu Hause in einem Behältnis mitgebrach­t werden. Erlaubt sind aktuell in der Kirche St. Martin rund 100 Personen, Platz wäre zu Normalzeit­en für etwa 350 bis 400 Gläubige.

Dass der Landkreis Ravensburg bei der Sieben-tage-inzidenz den Wert von 100 erreicht hat, spielt bei den Planungen der beiden Kirchengem­einden keine Rolle. Denn erst wenn der Wert drei Tage hintereina­nder über 300 liegt, sind Präsenzgot­tesdienste in der evangelisc­hen Kirche gemäß einheitlic­her Landesrege­lungen nicht mehr möglich. Bei der katholisch­en Kirche liegt dieser Richtwert ab Montag bei 200. Gemeindege­sang ist erst wieder erlaubt, wenn die Inzidenz unter 35 liegt.

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FOTO: RONNY HARTMANN/DPA Zuversicht, Hoffnung und Leben – die Osterbotsc­haft ist besonders in diesen Zeiten wichtig, sagen die beiden Aulendorfe­r Pfarrer und freuen sich, dass es an Ostern im Gegensatz zu 2020 Präsenzgot­tesdienste gibt.
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FOTO: PAU Anantham Anthony
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FOTO: KIK Jörg Weag

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