Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Notbremse verhagelt den Einzelhändlern die Laune
Dabei lief es mit dem Terminshopping gerade ganz gut – Auch Erwin-hymer-museum muss wieder schließen
- Der Sieben-tage-inzidenzwert lag im Landkreis Ravensburg drei Tage in Folge über dem Wert von 100. Daher hat das Landratsamt die Notbremse gezogen und verschärfte Maßnahmen erlassen. Ganz zum Leidwesen der Einzelhändler.
Ingrid Wölflingseder, Hgv-koordinatorin und Einzelhändlerin, ist enttäuscht: „Es trifft immer die Kleinen und die, die nichts dafür können. Ich kann es nicht mehr verstehen.“Die Waldseer Geschäftsfrau hat zwar Verständnis für das Corona-krisenmanagement. Gleichwohl stelle der Einzelhandel, der sämtliche (Hygiene)-auflagen erfüllt, aus ihrer Sicht keinen Pandemietreiber dar. „Wir sind nicht das Problem des Ganzen“, fasst Wölflingseder ihren Frust in Worte.
Die Laune der Waldseer Einzelhändler ist schlecht. Auch, weil das Terminshopping-angebot namens „Click & Meet“hervorragend angenommen wurde, wie die Hgv-koordinatorin berichtet. Etliche Kunden haben in den zurückliegenden Tagen und Wochen Termine vereinbart und sich im Geschäft beraten lassen. „Das ist das, was uns auszeichnet – die Beratung vor Ort und der Kundenkontakt. ,Click & Collect’ ist keine Alternative, das kann man vergessen“, zeigt sich Wölflingseder wenig begeistert vom Abholservice, der ab Dienstag wieder vorherrschen wird.
Auch die Perspektivlosigkeit macht den Geschäftsinhabern zu schaffen. Schließlich ist die Öffnung fürs Terminshopping fest an die Entwicklung
des Inzidenzwertes gebunden. „Und da glaube ich nicht, dass wir so schnell fünf Tage in Folge unter 100 kommen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir vor Pfingsten wieder öffnen“, sagt Wöflingseder ihre
Meinung und blickt etwas ratlos in die ungewisse Zukunft.
Für Susanne Hinzen, Direktorin des Erwin-hymer-museums, kam die Notbremse zwar nicht unerwartet, da sie die Inzidenzzahlen genau beobachtet. „Dennoch finden wir es bedauerlich, dass wir nun wieder schließen müssen. Das macht uns traurig, aber es hilft ja nichts“, so Hinzen. Einige Besucher – wenngleich bei weitem nicht so viele wie wenn Touristen in der Region sind – haben sich das Museum zuletzt angeschaut und sich über das wieder mögliche Angebot gefreut.
Wann das Museum seine Türen wieder öffnen darf, ist für Hinzen derzeit nicht absehbar. „Da wage ich keine Prognose. Mich würde es aber natürlich freuen, wenn wir als Bildungsund Kulturbetrieb – mit geringem Infektionsrisiko – schnell wieder öffnen dürften“, sagt die Museumsdirektorin und hebt hervor, dass im Museum sehr hohe Hygieneanforderungen umgesetzt werden.
Indes widmen sich die Verantwortlichen der zukünftigen Ausrichtung des Erwin-hymer-museums. „Wir arbeiten konsequent am Konzept – unter anderem mit Hochdruck auch an digitalen Führungen“, berichtet Hinzen. Positive Erfahrungen habe jüngst das digitale Werkstattgespräch geliefert, das von den rund 30 Teilnehmern gut angenommen worden sei.
Und auch die neue Sonderausstellung sei per Online-schalte gut darstellbar. „Aber klar, ich würde mich viel mehr freuen, wenn wir die Besucher hier live empfangen könnten“, so Hinzen.