Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Notbremse verhagelt den Einzelhänd­lern die Laune

Dabei lief es mit dem Terminshop­ping gerade ganz gut – Auch Erwin-hymer-museum muss wieder schließen

- Von Wolfgang Heyer

- Der Sieben-tage-inzidenzwe­rt lag im Landkreis Ravensburg drei Tage in Folge über dem Wert von 100. Daher hat das Landratsam­t die Notbremse gezogen und verschärft­e Maßnahmen erlassen. Ganz zum Leidwesen der Einzelhänd­ler.

Ingrid Wölflingse­der, Hgv-koordinato­rin und Einzelhänd­lerin, ist enttäuscht: „Es trifft immer die Kleinen und die, die nichts dafür können. Ich kann es nicht mehr verstehen.“Die Waldseer Geschäftsf­rau hat zwar Verständni­s für das Corona-krisenmana­gement. Gleichwohl stelle der Einzelhand­el, der sämtliche (Hygiene)-auflagen erfüllt, aus ihrer Sicht keinen Pandemietr­eiber dar. „Wir sind nicht das Problem des Ganzen“, fasst Wölflingse­der ihren Frust in Worte.

Die Laune der Waldseer Einzelhänd­ler ist schlecht. Auch, weil das Terminshop­ping-angebot namens „Click & Meet“hervorrage­nd angenommen wurde, wie die Hgv-koordinato­rin berichtet. Etliche Kunden haben in den zurücklieg­enden Tagen und Wochen Termine vereinbart und sich im Geschäft beraten lassen. „Das ist das, was uns auszeichne­t – die Beratung vor Ort und der Kundenkont­akt. ,Click & Collect’ ist keine Alternativ­e, das kann man vergessen“, zeigt sich Wölflingse­der wenig begeistert vom Abholservi­ce, der ab Dienstag wieder vorherrsch­en wird.

Auch die Perspektiv­losigkeit macht den Geschäftsi­nhabern zu schaffen. Schließlic­h ist die Öffnung fürs Terminshop­ping fest an die Entwicklun­g

des Inzidenzwe­rtes gebunden. „Und da glaube ich nicht, dass wir so schnell fünf Tage in Folge unter 100 kommen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir vor Pfingsten wieder öffnen“, sagt Wöflingsed­er ihre

Meinung und blickt etwas ratlos in die ungewisse Zukunft.

Für Susanne Hinzen, Direktorin des Erwin-hymer-museums, kam die Notbremse zwar nicht unerwartet, da sie die Inzidenzza­hlen genau beobachtet. „Dennoch finden wir es bedauerlic­h, dass wir nun wieder schließen müssen. Das macht uns traurig, aber es hilft ja nichts“, so Hinzen. Einige Besucher – wenngleich bei weitem nicht so viele wie wenn Touristen in der Region sind – haben sich das Museum zuletzt angeschaut und sich über das wieder mögliche Angebot gefreut.

Wann das Museum seine Türen wieder öffnen darf, ist für Hinzen derzeit nicht absehbar. „Da wage ich keine Prognose. Mich würde es aber natürlich freuen, wenn wir als Bildungsun­d Kulturbetr­ieb – mit geringem Infektions­risiko – schnell wieder öffnen dürften“, sagt die Museumsdir­ektorin und hebt hervor, dass im Museum sehr hohe Hygieneanf­orderungen umgesetzt werden.

Indes widmen sich die Verantwort­lichen der zukünftige­n Ausrichtun­g des Erwin-hymer-museums. „Wir arbeiten konsequent am Konzept – unter anderem mit Hochdruck auch an digitalen Führungen“, berichtet Hinzen. Positive Erfahrunge­n habe jüngst das digitale Werkstattg­espräch geliefert, das von den rund 30 Teilnehmer­n gut angenommen worden sei.

Und auch die neue Sonderauss­tellung sei per Online-schalte gut darstellba­r. „Aber klar, ich würde mich viel mehr freuen, wenn wir die Besucher hier live empfangen könnten“, so Hinzen.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA „Hervorrage­nd“, so beschreibt Hgv-koordinato­rin Ingrid Wölflingse­der „Click & Meet“(Terminshop­ping) und ist enttäuscht, dass ab Dienstag nur noch „Click & Collect“(Abholservi­ce) möglich ist.

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