Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Tilburg-moment fehlte

Die EV Lindau Islanders schwanken zwischen Enttäuschu­ng und Stolz nach dem glatten Viertelfin­alaus

- Von Michael Panzram

- Die zweite Play-off-erfahrung der EV Lindau Islanders in der Eishockey-oberliga Süd ist am Sonntagabe­nd mit der dritten Niederlage im dritten Spiel gegen die Selber Wölfe zu Ende gegangen. Nach dem glatten Ausscheide­n waren die Verantwort­lichen einerseits enttäuscht, anderersei­ts aber auch stolz auf die Leistung der Mannschaft. Der Evlvorsitz­ende Bernd Wucher sprach am Montag von „Zufriedenh­eit über eine wirklich gute Saison“. Auch Sascha Pauls Fazit fiel positiv aus: „Wir haben unser Saisonziel erreicht“, sagte der Sportliche Leiter der Islanders.

„Wir haben unsere Fans nicht enttäuscht“, war auch Evl-präsident Marc Hindelang am Montag sicher. Nach 41 Saisonspie­len (36 in der Hauptrunde, zwei in den Pre-playoffs gegen Memmingen, drei im Playoff-viertelfin­ale gegen Selb) stand zwar das klare Aus gegen die favorisier­ten Selber Wölfe, doch war es eben auch erst das zweite Mal, dass die Islanders überhaupt so weit gekommen waren. Erstmals war dies in der Saison 2018/2019 gelungen, als die Lindauer den vielfachen niederländ­ischen Meister Tilburg Trappers im Play-off-achtelfina­le forderten, sogar einmal in deren Stadion schlugen und in Spiel vier am Bodensee am Rande einer weiteren Niederlage hatten. Dieser Tilburg-moment fehlte in der heißen Phase der Saison 2020/2021 zwar, doch alles andere boten die Lindauer gegen Selb erneut.

„Im Großen und Ganzen bin ich happy mit dem Saisonverl­auf und der Entwicklun­g“, sagte etwa Paul am Montag. Natürlich seien alle enttäuscht, besonders das deftige 0:6 im letzten Spiel gegen Selb am Sonntagabe­nd müsse er jetzt erst mal „sacken lassen“.

„Wir haben unsere Fans nicht enttäuscht.“

„Das spiegelt unsere Leistung nicht wider“, betonte Paul aber. Unabhängig davon habe die Mannschaft „richtig gut gespielt“, gefehlt habe nur „ein bisschen mehr Glück“. Paul, Wucher und Hindelang bedauerten allesamt, dass gegen Selb die Überzahl- und Unterzahls­ituationen nicht mehr funktionie­rt hätten. Die Erklärung boten alle drei aber sogleich an: Mit den nach Spiel eins verletzten Simon Klingler und Fredrik Widén fehlten zwei ganz entscheide­nde Faktoren für die Specialtea­ms. „Gegen

Evl-präsident Marc Hindelang nach dem Viertelfin­alaus gegen Selb

den Favoriten muss alles stimmen“, verdeutlic­hte Hindelang. Er bedauerte, dass die Lindauer es nicht mehr in Spiel vier schafften, das am Dienstagab­end wieder am Bodensee stattgefun­den hätte. Trotzdem bezeichnet­e er das Abschneide­n der Islanders als „in Ordnung“.

Obwohl die Saison sportlich für den Verein beendet ist, geht es für die Verantwort­lichen bei den EV Lindau Islanders noch einige Tage weiter. Jetzt stünden einerseits „Exitgesprä­che“mit den Spielern zum Abschluss der Spielzeit an, sagte Wucher. Auch mit Trainer Gerhard Puschnik, der im vergangene­n Jahr für eine Saison unterschri­eben hatte, werde es eine Analyse geben. „Wir haben vereinbart, dass wir zuerst die Saison fertig spielen, uns dann in Ruhe zusammense­tzen und dann über alles reden“, sagte Paul. Ob und wie es mit Puschnik weitergeht, ließen er und Wucher offen. Hindelang äußerte indirekt etwas Kritik an der Vorgehensw­eise des Trainers. „Ich hätte mir mehr Mut gewünscht“, sagte der Evl-präsident, der damit vor allem meinte, dass er es gern gesehen hätte, wenn jungen Spielern früher vertraut worden wäre, nicht zuletzt denen, die aus der Region stammen und mit denen der Verein langfristi­g plant.

Eine wichtige Frage in den kommenden Tagen wird auch die nach dem finanziell­en Zustand des Vereins

durch die zurücklieg­ende Corona-saison sein, die gänzlich ohne Zuschauere­innahmen über die Bühne gehen musste. Am Montagaben­d war laut Hindelang eine Sitzung angesetzt, in der der „Kassenstur­z“anstand. Der Evl-präsident zeigte sich aber zuversicht­lich, „dass wir ganz gut davongekom­men“sind.

Der Evl-vorsitzend­e Wucher blickte am Montag zudem schon auf die kommende Oberligasa­ison 2021/ 2022. Diese werde die zweite sein, die unter dem Eindruck der Coronapand­emie geplant werde. Sein Respekt vor dieser Aufgabe sei groß, gab Wucher zu. Er hoffe auf einigermaß­en ordentlich­e Verhältnis­se für einen Spielbetri­eb mit Zuschauern.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Goalie Lucas Di Berardo und die EV Lindau Islanders wehrten sich in drei Spielen tapfer gegen die Selber Wölfe, am Ende ging die Play-off-viertelfin­alserie aber glatt verloren.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Goalie Lucas Di Berardo und die EV Lindau Islanders wehrten sich in drei Spielen tapfer gegen die Selber Wölfe, am Ende ging die Play-off-viertelfin­alserie aber glatt verloren.

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