Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Der Tilburg-moment fehlte
Die EV Lindau Islanders schwanken zwischen Enttäuschung und Stolz nach dem glatten Viertelfinalaus
- Die zweite Play-off-erfahrung der EV Lindau Islanders in der Eishockey-oberliga Süd ist am Sonntagabend mit der dritten Niederlage im dritten Spiel gegen die Selber Wölfe zu Ende gegangen. Nach dem glatten Ausscheiden waren die Verantwortlichen einerseits enttäuscht, andererseits aber auch stolz auf die Leistung der Mannschaft. Der Evlvorsitzende Bernd Wucher sprach am Montag von „Zufriedenheit über eine wirklich gute Saison“. Auch Sascha Pauls Fazit fiel positiv aus: „Wir haben unser Saisonziel erreicht“, sagte der Sportliche Leiter der Islanders.
„Wir haben unsere Fans nicht enttäuscht“, war auch Evl-präsident Marc Hindelang am Montag sicher. Nach 41 Saisonspielen (36 in der Hauptrunde, zwei in den Pre-playoffs gegen Memmingen, drei im Playoff-viertelfinale gegen Selb) stand zwar das klare Aus gegen die favorisierten Selber Wölfe, doch war es eben auch erst das zweite Mal, dass die Islanders überhaupt so weit gekommen waren. Erstmals war dies in der Saison 2018/2019 gelungen, als die Lindauer den vielfachen niederländischen Meister Tilburg Trappers im Play-off-achtelfinale forderten, sogar einmal in deren Stadion schlugen und in Spiel vier am Bodensee am Rande einer weiteren Niederlage hatten. Dieser Tilburg-moment fehlte in der heißen Phase der Saison 2020/2021 zwar, doch alles andere boten die Lindauer gegen Selb erneut.
„Im Großen und Ganzen bin ich happy mit dem Saisonverlauf und der Entwicklung“, sagte etwa Paul am Montag. Natürlich seien alle enttäuscht, besonders das deftige 0:6 im letzten Spiel gegen Selb am Sonntagabend müsse er jetzt erst mal „sacken lassen“.
„Wir haben unsere Fans nicht enttäuscht.“
„Das spiegelt unsere Leistung nicht wider“, betonte Paul aber. Unabhängig davon habe die Mannschaft „richtig gut gespielt“, gefehlt habe nur „ein bisschen mehr Glück“. Paul, Wucher und Hindelang bedauerten allesamt, dass gegen Selb die Überzahl- und Unterzahlsituationen nicht mehr funktioniert hätten. Die Erklärung boten alle drei aber sogleich an: Mit den nach Spiel eins verletzten Simon Klingler und Fredrik Widén fehlten zwei ganz entscheidende Faktoren für die Specialteams. „Gegen
Evl-präsident Marc Hindelang nach dem Viertelfinalaus gegen Selb
den Favoriten muss alles stimmen“, verdeutlichte Hindelang. Er bedauerte, dass die Lindauer es nicht mehr in Spiel vier schafften, das am Dienstagabend wieder am Bodensee stattgefunden hätte. Trotzdem bezeichnete er das Abschneiden der Islanders als „in Ordnung“.
Obwohl die Saison sportlich für den Verein beendet ist, geht es für die Verantwortlichen bei den EV Lindau Islanders noch einige Tage weiter. Jetzt stünden einerseits „Exitgespräche“mit den Spielern zum Abschluss der Spielzeit an, sagte Wucher. Auch mit Trainer Gerhard Puschnik, der im vergangenen Jahr für eine Saison unterschrieben hatte, werde es eine Analyse geben. „Wir haben vereinbart, dass wir zuerst die Saison fertig spielen, uns dann in Ruhe zusammensetzen und dann über alles reden“, sagte Paul. Ob und wie es mit Puschnik weitergeht, ließen er und Wucher offen. Hindelang äußerte indirekt etwas Kritik an der Vorgehensweise des Trainers. „Ich hätte mir mehr Mut gewünscht“, sagte der Evl-präsident, der damit vor allem meinte, dass er es gern gesehen hätte, wenn jungen Spielern früher vertraut worden wäre, nicht zuletzt denen, die aus der Region stammen und mit denen der Verein langfristig plant.
Eine wichtige Frage in den kommenden Tagen wird auch die nach dem finanziellen Zustand des Vereins
durch die zurückliegende Corona-saison sein, die gänzlich ohne Zuschauereinnahmen über die Bühne gehen musste. Am Montagabend war laut Hindelang eine Sitzung angesetzt, in der der „Kassensturz“anstand. Der Evl-präsident zeigte sich aber zuversichtlich, „dass wir ganz gut davongekommen“sind.
Der Evl-vorsitzende Wucher blickte am Montag zudem schon auf die kommende Oberligasaison 2021/ 2022. Diese werde die zweite sein, die unter dem Eindruck der Coronapandemie geplant werde. Sein Respekt vor dieser Aufgabe sei groß, gab Wucher zu. Er hoffe auf einigermaßen ordentliche Verhältnisse für einen Spielbetrieb mit Zuschauern.