Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Rundwanderweg ist überflutet
Hydrogeologische Untersuchungen verhindert Senkung der Dämme
- Der Rundwanderweg Nummer 17 ist derzeit zwischen dem großen und dem kleinen Ursee überflutet. Grund dafür ist die Anordnung einer hydrogeologischen Untersuchung im Gebiet. Im Zeitraum der Untersuchungen dürfen die Nahrungsdämme für Biber nicht wie gewöhnlich gesenkt werden. Eine Begehung ist aktuell nur noch mit Gummistiefeln möglich. Die „Schwäbische Zeitung“erkundigte sich bei Landschaftsarchitekt Erhard Bolender nach der aktuellen Situation.
Gegenwärtig werden im Taufachfetzach-moos zwei grundlegende naturschutzfachliche Untersuchungen durchgeführt, welche im Sommer abgeschlossen sein werden. Hierbei handelt es sich um ein ökohydrologisches Gutachten sowie um ein naturschutzfachliches Gutachten zur Erhebung der Schutzgüter und ihrer Abhängigkeiten voneinander im Gebiet. Auftraggeber der Gutachten ist das Regierungspräsidium Tübingen. Die Ergebnisse versprechen Aussagen zu komplexen Auswirkungen auf das gesamte Gebiet mit und ohne Biber, sowohl auf die Hydrologie als auch gegebene Wechselbeziehungen, wie höhere Wasserstände oder niedrige Grundwasserstände bei Trockenheit im Sommer. „Hierbei geht es in erster Linie um die Erfassung naturschutzfachlicher Folgen beider „Extreme“für den komplexen Lebensraum Moor“, erklärte Bolender.
Als Beispiel nannte er die Auswirkungen der derzeit vorhandenen höheren Wasserstände auf moorökologische Prozesse und geschützte Arten. „Der Biber wird zwar als „Störfaktor“eingestuft, ist aber infolge seines hohen Schutzstatus gegenwärtig unangreifbar. Ein nicht öffnen der Biberdämme wirkt sich auf das Vorkommen der dortigen Biber nicht negativ aus. Eher im Gegenteil, denn die Tiere bauen diese Dämme ja, um ihr Lebensumfeld positiv zu gestalten. Natürlich betreffen die Biberdämme in ihren ungünstigen Auswirkungen als stauende Elemente gewässeraufwärts beispielsweise die Nutzung der Streuwiesenflächen durch Vernässungen, aber auch auf die angebrachten Holzstege“, so Bolender. Beide Problemfelder seien teilweise seit Langem bekannt.
„Ich gehe davon aus, dass die Ergebnisse, die hierzu belastbare Aussagen treffen werden, einige Perspektiven bieten. Nach Auskunft des Regierungspräsidiums hätten bisherige Erhebungen festgestellt, dass temporäre Vernässungen nicht zu umfangreichen Betroffenheiten auch bei sehr seltenen Pflanzenarten im Gebiet führen würden. Viel negativer würden sich Nährstoffbelastungen durch Sedimentierungen bei gelegentlichen Eschachhochwässern oder stoffliche Einträge aus der Luft mit ungünstigen Veränderungen der Lebensbedingungen auf empfindliche Arten auswirken“, so der Landschaftsarchitekt.
Und was hat es mit den Holzstegen auf sich, die vor einiger Zeit errichtet wurden, um den Wanderweg begehbar zu machen? „Hier ist festzuhalten, dass man vielleicht die Stege damals etwas höher hätte bauen sollen“, vermutet der Naturexperte. Längerfristig würde sich diese Variante an den Urseen seiner Meinung nach auch aus Gründen der Besucherlenkung sinnvoll gestalten. „Als Beispiel denke ich die höhere Aufständerung am Federsee, welche mir gut gelungen scheint. Angesichts zu erwartender Klimaextreme sind auch ohne „Bibereinfluss“periodisch höhere Wasserstände nicht ausgeschlossen“, so Bolender.
Hinweise an den Parkplätzen auf erschwerte Zugänglichkeit aufgrund gefluteter Holzstege, würden ihm sinnvoll und möglich erscheinen. „Auch hier scheint mir ein Abwarten auf die diesjährigen Aussagen der Gutachten als eine Hoffnung über zukünftige Begehbarkeit“. Angesichts der komplexen hydrologischen und naturschutzfachlichen Zusammenhänge würde er die gegenwärtigen und aufwendigen Fachgutachten als Schlüssel für effektive und langfristige Steuerungsmaßnahmen in Form eines Entwicklung- oder Umsetzungsplanes sehen. Dies unter seiner Annahme, dass derartige Aussagen noch in diesem Jahr erfolgen werden.
„Abschließend noch meine Meinung zum Moorschutz generell: Unbestritten ist die wichtige Rolle von Mooren für unseren Klimaschutz. Darüber hinaus sind sämtliche wichtigen und relevanten Arten im Gebiet aus naturschutzfachlichen Gründen auf nasse Moore gebunden, wie auch immer geartetes Trockenfallen verursacht irreversible Schäden. Und bei den angesprochenen, zu erwartenden Klimaextremen sind auch Trockenphasen zu erwarten. Deshalb muss der Moorkörper möglichst nass eingestaut bleiben. Eine Besucherlenkung mit höher gelegten Stegen wäre sehr sinnvoll“, sagt Bolender.