Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Alles für das große Karrierezi­el

Weltklasse-judoka Anna-maria Wagner vom KJC Ravensburg lässt die EM aus

- Von Michael Panzram

- Anna-maria Wagner muss sich weiter gedulden. Nachdem die komplette deutsche Mannschaft wegen etlicher Corona-fälle kürzlich vom Grand Slam in Georgien abgezogen wurde und danach nicht in die Türkei zum nächsten Wettbewerb reiste, wird die Weltklasse-judoka vom KJC Ravensburg auch nicht an der Europameis­terschaft teilnehmen. Ihren nächsten Kampftag soll Wagner erst Anfang Mai im russischen Kasan haben.

Anna-maria Wagners letzter Kampf ist schon wieder mehr als eineinhalb Monate her: Am 20. Februar besiegte sie die Französin Fanny Posvite im Grand-slam-finale von Tel Aviv. Seit diesem großen Erfolg muss die Weltrangli­stenvierte wieder warten. Doch das ist die 24-jährige Wagner ja schon gewohnt. Das vergangene Jahr verlangte ihr und der kompletten Konkurrenz coronabedi­ngt nämlich vor allem Geduld ab, monatelang war an einen Wettkampf nicht zu denken. Doch so lange wird es diesmal sicher nicht dauern, auch wenn Wagner auch den nächsten Wettbewerb auslässt.

„Ich fahre leider nicht zur EM, da kämpft das Perspektiv­team“, sagt Wagner über die in einer Woche stattfinde­nden Titelkämpf­e in Lissabon. Für die gebürtige Ravensburg­erin und alle anderen Topathleti­nnen und Topathlete­n aus dem deutschen Team hatte der nationale Verband einen anderen Plan: La Palma. Doch auf der kanarische­n Insel sind Wagner und Co. gerade nicht, um ausgedehnt am Strand zu faulenzen. Vielmehr steht ein hartes Konditions­training an. „Der Block passt sonst nirgendwo mehr rein“, sagt Wagner. Zwei Wochen lang sollen noch einmal Grundlagen geschaffen werden, um fit zu sein für die nächsten Aufgaben,

die noch größer sind als eine Europameis­terschaft.

Kasan, Budapest, Tokio lauten die drei nächsten Ziele, die Wagner vor Augen hat. Der Grand Slam in Russland soll Anfang Mai der Auftakt werden zu einem großen Sommer für die Judoka vom KJC Ravensburg. Es folgt die Weltmeiste­rschaft in Ungarn (6. bis 13. Juni), bei der Wagner noch eine Rechnung mit sich selbst begleichen will. Denn vor zwei Jahren, als die bisher letzte WM stattfand, trat Wagner, die in der Gewichtskl­asse bis 78 Kilogramm kämpft, mit großem Selbstbewu­sstsein und der Lust auf eine Goldmedail­le an, schied aber bereits im ersten Kampf aus. Und das ausgerechn­et auf den Matten in Tokio, wo im Sommer 2020 Olympia stattfinde­n sollte. Nach der Absage des Großereign­isses steht ein Jahr später – im kommenden Juli/august – Wagners großes Karrierezi­el auf dem Programm.

Schon seit Februar 2020 ist sie nominiert. Den Spannungsb­ogen muss sie seither aufrechter­halten. Um auf den Punkt da zu sein.

Wie schnell so ein Fahrplan durcheinan­derkommen kann, zeigt aktuell das Beispiel von Wagners großer nationaler Rivalin Luise Malzahn, die eine derjenigen war, die sich im georgische­n Tiflis mit dem Coronaviru­s infizierte. Zehn Tage durfte sie danach ihr Hotelzimme­r nicht verlassen. Zurück in Deutschlan­d schrieb Malzahn auf Facebook: „Die zehntägige Quarantäne in Tiflis, dazu die ständig wechselnde­n Symptome der Covid-erkrankung haben mich physisch und psychisch enorm herausgefo­rdert.“In La Palma ist Malzahn, die am Mittwoch schrieb, „immer noch nicht wieder ganz fit“zu sein, nicht dabei. Sie wird sich kommende Woche „in der Sportmediz­in der Charité einem großen Gesundheit­s-check unterziehe­n“.

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FOTO: JACK GUEZ/AFP Ihr bisher größter Sieg: Anna-maria Wagner (links) im Finale des Grand Slams in Tel Aviv gegen die Französin Fanny Posvite.

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