Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Alles für das große Karriereziel
Weltklasse-judoka Anna-maria Wagner vom KJC Ravensburg lässt die EM aus
- Anna-maria Wagner muss sich weiter gedulden. Nachdem die komplette deutsche Mannschaft wegen etlicher Corona-fälle kürzlich vom Grand Slam in Georgien abgezogen wurde und danach nicht in die Türkei zum nächsten Wettbewerb reiste, wird die Weltklasse-judoka vom KJC Ravensburg auch nicht an der Europameisterschaft teilnehmen. Ihren nächsten Kampftag soll Wagner erst Anfang Mai im russischen Kasan haben.
Anna-maria Wagners letzter Kampf ist schon wieder mehr als eineinhalb Monate her: Am 20. Februar besiegte sie die Französin Fanny Posvite im Grand-slam-finale von Tel Aviv. Seit diesem großen Erfolg muss die Weltranglistenvierte wieder warten. Doch das ist die 24-jährige Wagner ja schon gewohnt. Das vergangene Jahr verlangte ihr und der kompletten Konkurrenz coronabedingt nämlich vor allem Geduld ab, monatelang war an einen Wettkampf nicht zu denken. Doch so lange wird es diesmal sicher nicht dauern, auch wenn Wagner auch den nächsten Wettbewerb auslässt.
„Ich fahre leider nicht zur EM, da kämpft das Perspektivteam“, sagt Wagner über die in einer Woche stattfindenden Titelkämpfe in Lissabon. Für die gebürtige Ravensburgerin und alle anderen Topathletinnen und Topathleten aus dem deutschen Team hatte der nationale Verband einen anderen Plan: La Palma. Doch auf der kanarischen Insel sind Wagner und Co. gerade nicht, um ausgedehnt am Strand zu faulenzen. Vielmehr steht ein hartes Konditionstraining an. „Der Block passt sonst nirgendwo mehr rein“, sagt Wagner. Zwei Wochen lang sollen noch einmal Grundlagen geschaffen werden, um fit zu sein für die nächsten Aufgaben,
die noch größer sind als eine Europameisterschaft.
Kasan, Budapest, Tokio lauten die drei nächsten Ziele, die Wagner vor Augen hat. Der Grand Slam in Russland soll Anfang Mai der Auftakt werden zu einem großen Sommer für die Judoka vom KJC Ravensburg. Es folgt die Weltmeisterschaft in Ungarn (6. bis 13. Juni), bei der Wagner noch eine Rechnung mit sich selbst begleichen will. Denn vor zwei Jahren, als die bisher letzte WM stattfand, trat Wagner, die in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm kämpft, mit großem Selbstbewusstsein und der Lust auf eine Goldmedaille an, schied aber bereits im ersten Kampf aus. Und das ausgerechnet auf den Matten in Tokio, wo im Sommer 2020 Olympia stattfinden sollte. Nach der Absage des Großereignisses steht ein Jahr später – im kommenden Juli/august – Wagners großes Karriereziel auf dem Programm.
Schon seit Februar 2020 ist sie nominiert. Den Spannungsbogen muss sie seither aufrechterhalten. Um auf den Punkt da zu sein.
Wie schnell so ein Fahrplan durcheinanderkommen kann, zeigt aktuell das Beispiel von Wagners großer nationaler Rivalin Luise Malzahn, die eine derjenigen war, die sich im georgischen Tiflis mit dem Coronavirus infizierte. Zehn Tage durfte sie danach ihr Hotelzimmer nicht verlassen. Zurück in Deutschland schrieb Malzahn auf Facebook: „Die zehntägige Quarantäne in Tiflis, dazu die ständig wechselnden Symptome der Covid-erkrankung haben mich physisch und psychisch enorm herausgefordert.“In La Palma ist Malzahn, die am Mittwoch schrieb, „immer noch nicht wieder ganz fit“zu sein, nicht dabei. Sie wird sich kommende Woche „in der Sportmedizin der Charité einem großen Gesundheits-check unterziehen“.