Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nie wieder Zitronen mit Pelz
Biofrüchte schimmeln meist schneller – Mit ein paar Tricks kann man das Vergammeln aber vermeiden
Ein Spritzer ins Wasser, ein bisschen Abrieb in den Kuchenteig, eine Spalte als Garnitur zu Frittiertem oder Fisch – die Zitrone verleiht fast jedem Essen das gewisse Etwas. Gerade zum Backen wird oft zu Biozitronen geraten, sie seien wegen ihrer unbehandelten Schale geeigneter. Aber: „Biozitronen schimmeln tatsächlich schneller“, erklärt die Ernährungsexpertin Annabel Dierks von der Verbraucherzentrale Bremen.
Beim Anbau von Bioprodukten dürfen viele Schädlingsbekämpfungsmittel oder Unkrautvernichter (Pestizide) nicht verwendet werden, und nach der Ernte werden die sauren Früchte gewaschen, aber ansonsten in ihrem Naturzustand belassen. Bei herkömmlichen Zitronen sei das anders. „Konventionell angebaute Zitronen werden vor oder nach der Ernte behandelt, häufig mit Pestiziden oder einer Mischung aus Wachs und Pestiziden“, erklärt sie. Diese Schicht versiegelt die Zitrone, „sodass sich ein Pilz schwerer ausbreiten kann“.
Damit die Biozitronen nicht schlecht werden, sollte man beim Einkauf darauf achten, dass die Zitronen keine weichen Druckstellen haben. Schlechte Chancen haben Zitronen, wenn sie bereits einmal heruntergefallen sind oder in der Auslage unter einem Stapel Zitronen gelegen haben. Beim Transport nach Hause sollten sie lieber ganz oben liegen und nicht unten in der Tüte von anderen Lebensmitteln begraben werden. „Zitronen mit Druckstellen sollten deswegen auch schneller verbraucht werden“, sagt Dierks. „Ein Tipp: Zitronen direkt nach dem Kauf auspressen und im Eiswürfelbehälter einfrieren – dann kann man sich immer kleine Würfel herausnehmen, wenn man sie braucht.“
Wer wegen der erhöhten Schimmelgefahr eher auf herkömmliche Zitronen setzt, sollte die Schale im Essen nicht verarbeiten. Denn die Pestizide verflüchtigten sich auch beim Backen nicht. Wer den Abrieb nicht braucht und nur den Zitronensaft nutzen möchte, könne auch herkömmliche Zitronen verwenden. Die Pestizide gelangen nicht in den Saft.
Dierks empfiehlt jedoch einen möglichst hygienischen Umgang – Verbraucher sollten die Zitronen vor der Verwendung in lauwarmem Wasser waschen, mit den Händen abrubbeln und mit einem Haushaltstuch abtrocknen. „Damit sollte die Menge an Pestiziden verringert sein.“
Egal ob bio oder konventionell – wenn die Zitrone nun doch eine schimmelige Stelle hat, sollte die ganze gelbe Frucht in die Biotonne wandern, auch wenn der Rest der Frucht noch frisch und lecker aussieht. „Wenn man den Schimmel bereits sieht, dann hat er sich schon ausgebreitet und die ganze Frucht ist befallen“, sagt Andreas Brügger, Geschäftsführer des deutschen Fruchthandelsverbandes.