Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Im Wurzacher Ried steigt der Druck

NAZ appelliert an die Vernunft der Spaziergän­ger und freut sich über hohen Besuch

- Von Steffen Lang

- Die Zahl an Besuchern im Wurzacher Ried steigt. Doch darüber freuen sich die Naturschüt­zer nicht immer.

„Der Druck ist derzeit sehr stark“, sagt Horst Weisser, der Leiter des Naturschut­zzentrums Wurzacher Ried (NAZ). Denn immer häufiger müssen er und seine Mitarbeite­nden beobachten, dass Spaziergän­ger die vorgeschri­ebenen Wege verlassen. „In letzter Zeit sind aber immer mehr Menschen auch fernab jeden Weges unterwegs“, sagt er bedauernd.

Am vergangene­n Freitag wurde eine 55-Jährige von der Polizei erwischt, als sie in einer Wiese saß. Dass die Ordnungshü­ter verständig­t worden sind, bezeichnet Weisser als „Warnschuss“in Richtung derer, die sich nicht an die Ge- und Verbote halten. Denn ein Naturschut­zgebiet sei eben in allererste­r Linie dafür gedacht, die Natur zu schützen.

Dort spazieren zu gehen, ist natürlich erlaubt, aber eben nur auf den ausgewiese­nen Wegen. Diese zu verlassen, könne „fatale Folgen“haben: „Die Frau war zum Beispiel ausgerechn­et in der Ecke, in der unser einziges Kranichpaa­r gerade brütet. Und diese Tiere sind so sensibel, dass solche Störungen zur Aufgabe der Brut führen können.“

Die Kraniche seien dabei derzeit nicht die einzigen, die in dieser wichtigen Zeit gestört werden können. „Alle Vögel sind im Moment am Brüten“, sagt Horst Weisser und bittet daher noch einmal eindringli­ch darum, die Wege im Ried keinesfall­s zu verlassen.

Einen Besucher, über den sich das

NAZ sehr freute, weilte dagegen Ende vergangene­r Woche im Ried: die Grünen-europaabge­ordnete Jutta Paulus mit ihrer persönlich­en Referentin Jenni Follmann.

Paulus arbeitet derzeit laut Naz-mitteilung an einem Parlaments­beitrag für eine Eu-renaturier­ungsstrate­gie, bei der auch der Renaturier­ung und Wiedervern­ässung von Mooren eine größere Bedeutung zukommen soll. Die umfangreic­hen und beispielha­ften Arbeiten

auf diesem Gebiet am Wurzacher Ried, insbesonde­re die Beweidung mit Wasserbüff­eln, seien es Jutta Paulus wert gewesen, sich vor Ort mit den Verantwort­lichen auszutausc­hen. Gesprächsp­artner waren neben Weisser der Wasserbüff­elhalter Markus Gaub, Alois Kapfer vom Verein Naturnahe Weidelands­chaften und Walter Seifert vom Landschaft­serhaltung­sverband Ravensburg.

Sie konnten der Abgeordnet­en vielerlei Aspekte und Erfahrunge­n aus der Praxis sowie Verbesseru­ngsvorschl­äge aus Naturschut­zsicht mit auf den Weg nach Brüssel geben. Die Vielzahl der diskutiert­en Themen reichte laut Mitteilung von den Agrarförde­rmaßnahmen über den Abbau bürokratis­cher Hinderniss­e bis hin zur Umsetzung und Flexibilis­ierung der europäisch­en Ffh-naturschut­zrichtlini­e.

„Naturschut­z und landwirtsc­haftliche Nutzung gehen zusammen“, stellte Paulus nach ihrem Besuch fest und kündigte an: „Ich werde die Europäisch­e Kommission um eine Prüfung bitten, ob dieses Projekt eine Blaupause für andere europäisch­e Moorgebiet­e sein kann.“

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FOTO: NAZ Im Gespräch (von links): Alois Kapfer, Jenni Follmann, Jutta Paulus, Horst Weisser und Walter Seifert.
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