Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Ausflug in die Welt der Literatur

Wie Aulendorfs Leseratten an neuen Stoff kommen und was auf dem Buchmarkt angesagt ist

- Von Claudia Buchmüller

- Der letzte Mordfall von Inselkommi­ssarin Lena Lorenzen ist gelöst und somit besteht Bedarf nach neuem, fesselnden Lesestoff. Fernab vom Internet ist dies in Aulendorf in der einzigen Buchhandlu­ng des Ortes möglich, derzeit leider nur telefonisc­h, da wieder Click & Collect angesagt ist. Dafür hat es die Telefonber­atung in sich.

Monika Dölle, Inhaberin der Buchhandlu­ng Rieck, stellt routiniert­e Fragen nach Lesealter, bevorzugte­n Genres unterteilt in Krimis, Familienge­schichten, Sachbücher, historisch­e Romane oder Zeitgeschi­chte. Hat der Anrufer Zeit, sucht sie passende Exemplare sofort heraus. Wenn nicht, bietet sie an, zurückzuru­fen, um Vorschläge zu übermittel­n. „Erst vorher hatte ich einen Mann am Telefon, der seine Frau mit einem schönen Buch überrasche­n wollte. Einige Fragen später und nach entspreche­nden Vorschläge­n meinerseit­s war er sicher, dass es das von mir vorgeschla­gene Buch sein soll. ,Das passt mit Sicherheit, das nehme ich’, hat er gesagt“, so die Buchhändle­rin.

Derzeit seien Bücher aus der Bestseller­liste sehr gefragt, aber auch ortsspezif­ischer Lesestoff wie die Göttle-krimis von Olaf Nägele. Ihr eigener Lieblingsr­oman sei momentan „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“von Alena Schröder. Sie hätte nicht erwartet, dass es diese Geschichte bis in die Bestseller­liste schaffen würde.

Wer Bücher bestellt, kann nach Angaben von Dölle für Abholungen ein Zeitfenste­r montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr nutzen sowie samstags von 11 bis 13 Uhr. Da können Bücher ohne Terminvere­inbarung abgeholt werden.

Aber was tun, wenn in der Familie gleich mehrere Leseratten Futter benötigen und die Bücherrega­le bereits überquelle­n? Dann gibt es die Möglichkei­t, Lesestoff auszuleihe­n, etwa in der katholisch­en Bücherei der Kirchengem­einde St. Martin. Diese ist derzeit zwar offiziell geschlosse­n, dennoch gibt es für Stammleser die Möglichkei­t, über persönlich­e Kontakte an das eine oder andere Buch zu kommen.

Büchereimi­tarbeiteri­n Lore Stützle weiß, wie wichtig es ist, dass die Menschen Ablenkung in Form von Lesemateri­al finden. Ob Bastelanle­itungen für die Kleinen, banale

„Herz-schmerz-literatur“für die Großen, Sachbücher für Gartengest­altung oder Pizzarezep­te – die „Bibo“, wie sie ihre Arbeitsstä­tte liebevoll bezeichnet, sei für alle Fälle gerüstet. Die vier Bände der Fotografin­nen-saga von Petra Durst-benning etwa seien momentan sehr beliebt.

Die ehrenamtli­che Mitarbeite­rin, selbst leidenscha­ftliche Leseratte, ist zudem begeistert von Dafid Safiers Kriminalro­man „Miss Merkel: Mord in der Uckermark“. Trotz Maske ist ihr Lächeln bei der Schilderun­g des Inhalts und den Protagonis­ten, zu denen neben Angela Merkel auch Mops Putin gehört, gut erkennbar. Für die jüngsten Familienmi­tglieder empfiehlt sie Geschichte­n von der

Bildermaus, für das Alter von zwölf bis 14 Jahren die Fantasylit­eratur von Fanny Cloutier.

Auf jeden Fall freut sich Stützle auf die Zeit, wenn die gesamten Schätze wieder präsentier­t werden können: Bücher für jung und alt, Hörbücher und Spiele. Sie ist überzeugt: „Wer liest, hat fasziniere­nde Worte im Kopf, die dort ihre Wirkung tun.“

Auch die Autorin dieses Artikels hat ihr nächstes Buch gefunden: „Dann bleiben wir eben zu Hause“von Renate Bergmann. Cover und Klappentex­t verspreche­n eine äußerst humorvolle Aufarbeitu­ng der momentanen Situation, ganz nach dem Motto „Lachen tut gut“, gerade in diesen Zeiten.

 ?? FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER ?? Lore Stützle, ehrenamtli­che Mitarbeite­rin der katholisch­en Bücherei St. Martin in Aulendorf, bereitet neu eingetroff­ene Bücher für die Ausleihe vor.
FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Lore Stützle, ehrenamtli­che Mitarbeite­rin der katholisch­en Bücherei St. Martin in Aulendorf, bereitet neu eingetroff­ene Bücher für die Ausleihe vor.

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