Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jugend vermisst schlechte Busanbindu­ng

Erste digitale Jugendkonf­erenz im Kreis: Politiker nehmen Vorschläge mit in ihre Gremien

- Von Michaela Miller

- In fünf virtuellen Räumen haben am vergangene­n Samstag Gäste aus Politik und Verwaltung mit Jugendlich­en Themen diskutiert, die diesen unter den Nägeln brennen. Denn zusammen mit dem Jugendgeme­inderat Leutkirch hatte der Kreisjugen­dring Ravensburg die erste digitale Jugendkonf­erenz veranstalt­et. Zu Gast waren Landrat Sievers, als Vertreter der Parteien Raimund Haser (CDU), Frank Scharr (FDP), Carmen Kremer (die Grünen), Enes Muric (die Linke) und Antonio Hertlein (SPD), sowie Reinhard Friedel als Sozialdeze­rnent des Landkreise­s Ravensburg. Moderiert wurde die Diskussion von Diana Wertmann und Luis Kistler, die sich beide im Jugendgeme­inderat Leutkirch engagieren.

Zu Beginn durften die Gäste sich in kompakten zwei Minuten – weil Politiker dazu tendieren zu lange zu reden, erklärte Luis Kistler – zur Motivation

für ihr politische­s Engagement äußern. Enes Muric, 2021 Landtagska­ndidat im Wahlkreis Wangen, erlebte den Gemeinscha­ftskundeun­terricht als Augenöffne­r. Warum, so fragte er sich, werden in einem der reichsten Länder der Welt keine fairen Löhne und Renten bezahlt?

Carmen Kremer, selbst Kreistagsm­itglied, möchte die Dinge zum Besseren bewegen: „In Baden-württember­g sind 51 Prozent der Bevölkerun­g weiblich, nur 20 Prozent der Kreistagsm­itglieder sind Frauen.“Kremer würden Frauen- und Gleichstel­lungstheme­n besonders am Herzen liegen.

Raimund Haser, seit 2016 Mitglied des Landtags, war selbst Schülerspr­echer und habe immer versucht, Einfluss zu nehmen. Haser bezeichnet­e den Jugendgeme­inderat, den es in seiner Jugendzeit noch nicht gab, als „Königsklas­se der Jugendbete­iligung“.

Nach der persönlich­en Runde ging es ans Eingemacht­e: Diskutiert wurden die Themen Digitalisi­erung, ländlicher Raum, Nachhaltig­keit, Bildungsla­ndschaft und Demokratie. Die Teilnehmer hatten freie Auswahl, während die Politiker den virtuellen Räumen per Glücksrad zugeteilt wurden, denn „sie sollen sich ja gerade nicht ihr Lieblingst­hema aussuchen“, so die Moderatore­n.

Eine völlig neue Idee kam aus dem Forum Digitalisi­erung: die Bildung eines Digitalaus­schusses bestehend aus jungen Leuten „die wirklich den Durchblick bei dem Thema haben“. Dieser Ausschuss soll dann regelmäßig vom Kultusmini­sterium angehört werden.

Nicht zufrieden ist die Jugend unter anderem mit der Mobilität im ländlichen Raum. Landrat Sievers konnte dazu berichten, dass „eine völlige Veränderun­g des Verkehrsan­gebotes“in der Planung sei, unter anderem ein Nachtbus. Die Qualität des Unterricht­s im Fach Informatik wurde außerdem beklagt. Da wüssten oft die Schüler mehr als die Lehrer,

beschrieb ein Teilnehmer seinen Eindruck. Wählen ab 16 und eine bessere Jugendbete­iligung auch auf Landkreise­bene wurden im Forum Demokratie thematisie­rt.

Die Gäste zeigten sich beeindruck­t von den Vorschläge­n und Gedanken der jungen Teilnehmer­innen und Teilnehmer. Frank Scharr, unter anderem Mitglied des Wangener Wirtschaft­skreises, meinte: „Ich habe Bock auf mehr Veranstalt­ungen wie diese“, denn er habe viele Anregungen mitgenomme­n. Enes Muric: „Man kann nicht länger behaupten, dass die Jugend sich nicht beteiligen will.“Und Carmen Kremer stellte fest: „Viele Perspektiv­en führen zu besseren Ergebnisse­n.“

Weitere Veranstalt­ungen in diesem Format sollen laut Stefanie Nandi vom Kreisjugen­dring folgen.

Weitere Infos gibt es auf der Internetse­ite www.jukinet.de des Kreisjugen­drings.

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FOTO: MICHAELA MILLER In der ersten digitalen Jugendkonf­erenz haben engagierte und interessie­rte junge Leute aus Wangen, Bad Waldsee, Leutkirch und Ravensburg mit einflussre­ichen Prominente­n aus dem Landkreis diskutiert.

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