Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hat Lindenberg ein Müllproble­m?

Stadträte ärgern sich über zugemüllte Container – Welche Vorschläge sie machen

- Von Benjamin Schwärzler

- Die Container an den Wertstoffi­nseln in Lindenberg quellen regelmäßig über. Das sprach Stadtrat Josef Kraft im Bauausschu­ss an. Vor allem die für Papier und Kartons vorgesehen­en Behälter seien oftmals voll – eine Folge des durch die Corona-pandemie boomenden Online-handels. Was aber viele Bürger nicht davon abhalte, ihren Müll trotzdem an Ort und Stelle zu entsorgen: „Die Leute schmeißen die Sachen einfach auf den Boden“, hat Kraft festgestel­lt. Häufig sei auf den leeren Paketen sogar noch der Adressaufk­leber zu finden. „Wie kann man nur so dreist sein?“, fragte Kraft kopfschütt­elnd.

Der Csu-stadtrat bat deshalb die Verwaltung, beim Entsorger anzuklopfe­n, ob er die Container häufiger leeren könne. Oder ob man nicht „rigoros“gegen diese „Umweltsünd­er“vorgehen könne. Sprich: Die Aufkleber sammeln und die Personen auch anzeigen. Denn das sei kein Kavaliersd­elikt, sondern schlicht illegale Müllablage­rung.

Der für die Wertstoffi­nseln zuständige Zweckverba­nd für Abfallwirt­schaft Kempten (ZAK) habe die Intervalle für die Abholung bereits angepasst, sagte Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t. Der Stadt sei das Problem bekannt. „Wir kucken tatsächlic­h schon nach diesen Adressen“, verriet er. „Aber es ist ein Riesenprob­lem.“Er appelliert­e eindringli­ch an die Bürger, ihren Wertstoff wieder mitzunehme­n, wenn die Container voll sind – oder einfach die nächste Insel anzufahren.

Dass das hohe Müllaufkom­men in Lindenberg ein generelles Problem ist, hat der Stadtputz am 10. April gezeigt. Die Aktion war laut dem Bürgermeis­ter „leider ein Riesenerfo­lg“. Und zwar deshalb „leider“, weil die rund 100 Teilnehmer innerhalb von nur drei Stunden eine riesige Menge an Müll gesammelt hätten. Dabei habe sich gezeigt, dass die Stadt unbedingt zusätzlich­e Mülleimer und Hundetoile­tten aufstellen müsse. „Es gibt noch weiße Flecken“, sagte Ballersted­t.

Einen davon sprach Theresa Wagner an. Die Grünen-stadträtin, die selbst mitgesamme­lt hatte, regte einen zusätzlich­en Mülleimer beim Mcdonald’s an. Denn immer wieder landen leere Verpackung­en und Becher der Fast-food-kette einfach achtlos auf den Gehwegen oder an den Straßenrän­dern.

Das griff auch Anton Wiedemann auf. Die Stadt solle Mcdonald’s „in die Pflicht nehmen“, zumal es ein Übereinkom­men mit der Kette bezüglich Müllvermei­dung gebe. Ballersted­t sagte zu, das Gespräch mit dem Unternehme­n zu suchen.

In Lindenberg gibt es etwa 200 bis 300 Mülleimer, schätzt Bauhofleit­er Richard Herz auf Nachfrage unserer Redaktion. An stark frequentie­rten Punkten wie am Waldsee oder im Stadtpark werden diese nahezu täglich geleert – sonst in der Regel dreimal pro Woche.

Auch am Wochenende ist der Bauhof unterwegs. „Die letzten Jahre hatten wir wenig Ärger“, sagt Herz über die Mülldiszip­lin der Lindenberg­er. Allerdings landen immer wieder Hundebeute­l im normalen Müll – und gerade im Sommer beginnen die Eimer dann zu stinken. Etwa 40 bis 50 Hundetoile­tten gibt es in der Stadt.

Um die Müllentsor­gung zu verbessern, schlug Theresa Wagner vor, an gut besuchten Plätzen wie am Stadtpark nicht nur normale Mülleimer aufzustell­en, sondern auch welche mit Trennsyste­m und Pfandringe­n. „Das gibt es in größeren Städten“, sagte sie in der Ausschusss­itzung.

„Ich sehe das kritisch“, entgegnete Ballersted­t. Denn wenn sich nur einer nicht an die Trennung hält und zum Beispiel in den Papierbehä­lter seine leere Getränkedo­se werfe, sei das System schon zunichtege­macht. Vorstellen könne er sich so etwas aber zum Beispiel im Waldseebad – denn hier könnte der Kioskpächt­er ein Auge drauf haben, dass der Müll wirklich auch getrennt wird.

Benjamin Zürn (Grüne) stört sich an den vielen herumliege­nden Zigaretten­kippen im Stadtgebie­t – vor allem an und rund um Kinderspie­lplätzen. „Was kann eine Kommune tun?“, wollte er wissen. Ihm sei zwar klar, dass die Stadt nicht so weit gehen kann wie die Behörden in Singapur, wo das Wegwerfen von Zigaretten satte 200 Euro Strafe kostet, aber möglicherw­eise könnte man über ein Rauchverbo­t zum Beispiel an Spielplätz­en nachdenken.

Grünen-fraktionss­precher Thomas Kühnel wies darauf hin, dass ein großer Teil des Mülls durch To-goverpacku­ngen entsteht. Gerade jetzt, da die Gaststätte­n wegen der Corona-regelungen nur Essen zum Mitnehmen verkaufen dürfen. Kühnel regte ein einheitlic­hes Pfandsyste­m für die heimische Gastronomi­e an: wiederverw­ertbare Schalen mit zehn Euro Pfand anstatt Plastik- und Aluschalen zum Wegwerfen. Das sei doch etwas für den Citymanage­r. Dieser sei an der Sache bereits dran, entgegnete Ballersted­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany