Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hat Lindenberg ein Müllproblem?
Stadträte ärgern sich über zugemüllte Container – Welche Vorschläge sie machen
- Die Container an den Wertstoffinseln in Lindenberg quellen regelmäßig über. Das sprach Stadtrat Josef Kraft im Bauausschuss an. Vor allem die für Papier und Kartons vorgesehenen Behälter seien oftmals voll – eine Folge des durch die Corona-pandemie boomenden Online-handels. Was aber viele Bürger nicht davon abhalte, ihren Müll trotzdem an Ort und Stelle zu entsorgen: „Die Leute schmeißen die Sachen einfach auf den Boden“, hat Kraft festgestellt. Häufig sei auf den leeren Paketen sogar noch der Adressaufkleber zu finden. „Wie kann man nur so dreist sein?“, fragte Kraft kopfschüttelnd.
Der Csu-stadtrat bat deshalb die Verwaltung, beim Entsorger anzuklopfen, ob er die Container häufiger leeren könne. Oder ob man nicht „rigoros“gegen diese „Umweltsünder“vorgehen könne. Sprich: Die Aufkleber sammeln und die Personen auch anzeigen. Denn das sei kein Kavaliersdelikt, sondern schlicht illegale Müllablagerung.
Der für die Wertstoffinseln zuständige Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) habe die Intervalle für die Abholung bereits angepasst, sagte Bürgermeister Eric Ballerstedt. Der Stadt sei das Problem bekannt. „Wir kucken tatsächlich schon nach diesen Adressen“, verriet er. „Aber es ist ein Riesenproblem.“Er appellierte eindringlich an die Bürger, ihren Wertstoff wieder mitzunehmen, wenn die Container voll sind – oder einfach die nächste Insel anzufahren.
Dass das hohe Müllaufkommen in Lindenberg ein generelles Problem ist, hat der Stadtputz am 10. April gezeigt. Die Aktion war laut dem Bürgermeister „leider ein Riesenerfolg“. Und zwar deshalb „leider“, weil die rund 100 Teilnehmer innerhalb von nur drei Stunden eine riesige Menge an Müll gesammelt hätten. Dabei habe sich gezeigt, dass die Stadt unbedingt zusätzliche Mülleimer und Hundetoiletten aufstellen müsse. „Es gibt noch weiße Flecken“, sagte Ballerstedt.
Einen davon sprach Theresa Wagner an. Die Grünen-stadträtin, die selbst mitgesammelt hatte, regte einen zusätzlichen Mülleimer beim Mcdonald’s an. Denn immer wieder landen leere Verpackungen und Becher der Fast-food-kette einfach achtlos auf den Gehwegen oder an den Straßenrändern.
Das griff auch Anton Wiedemann auf. Die Stadt solle Mcdonald’s „in die Pflicht nehmen“, zumal es ein Übereinkommen mit der Kette bezüglich Müllvermeidung gebe. Ballerstedt sagte zu, das Gespräch mit dem Unternehmen zu suchen.
In Lindenberg gibt es etwa 200 bis 300 Mülleimer, schätzt Bauhofleiter Richard Herz auf Nachfrage unserer Redaktion. An stark frequentierten Punkten wie am Waldsee oder im Stadtpark werden diese nahezu täglich geleert – sonst in der Regel dreimal pro Woche.
Auch am Wochenende ist der Bauhof unterwegs. „Die letzten Jahre hatten wir wenig Ärger“, sagt Herz über die Mülldisziplin der Lindenberger. Allerdings landen immer wieder Hundebeutel im normalen Müll – und gerade im Sommer beginnen die Eimer dann zu stinken. Etwa 40 bis 50 Hundetoiletten gibt es in der Stadt.
Um die Müllentsorgung zu verbessern, schlug Theresa Wagner vor, an gut besuchten Plätzen wie am Stadtpark nicht nur normale Mülleimer aufzustellen, sondern auch welche mit Trennsystem und Pfandringen. „Das gibt es in größeren Städten“, sagte sie in der Ausschusssitzung.
„Ich sehe das kritisch“, entgegnete Ballerstedt. Denn wenn sich nur einer nicht an die Trennung hält und zum Beispiel in den Papierbehälter seine leere Getränkedose werfe, sei das System schon zunichtegemacht. Vorstellen könne er sich so etwas aber zum Beispiel im Waldseebad – denn hier könnte der Kioskpächter ein Auge drauf haben, dass der Müll wirklich auch getrennt wird.
Benjamin Zürn (Grüne) stört sich an den vielen herumliegenden Zigarettenkippen im Stadtgebiet – vor allem an und rund um Kinderspielplätzen. „Was kann eine Kommune tun?“, wollte er wissen. Ihm sei zwar klar, dass die Stadt nicht so weit gehen kann wie die Behörden in Singapur, wo das Wegwerfen von Zigaretten satte 200 Euro Strafe kostet, aber möglicherweise könnte man über ein Rauchverbot zum Beispiel an Spielplätzen nachdenken.
Grünen-fraktionssprecher Thomas Kühnel wies darauf hin, dass ein großer Teil des Mülls durch To-goverpackungen entsteht. Gerade jetzt, da die Gaststätten wegen der Corona-regelungen nur Essen zum Mitnehmen verkaufen dürfen. Kühnel regte ein einheitliches Pfandsystem für die heimische Gastronomie an: wiederverwertbare Schalen mit zehn Euro Pfand anstatt Plastik- und Aluschalen zum Wegwerfen. Das sei doch etwas für den Citymanager. Dieser sei an der Sache bereits dran, entgegnete Ballerstedt.