Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Erstkommunikantin Lea hat einen großen Wunsch
Wie die Katholischen Kirchengemeinden die Kinder während der Pandemie auf die Erstkommunion vorbereiten
- Es gibt kaum ein wichtigeres Fest für die katholischen Gläubigen als die Erstkommunion. Normalerweise wird die ganze Verwandtschaft dazu eingeladen – doch auch dieses Jahr ist aufgrund der Corona-pandemie alles anders. Dass es trotzdem schön sein kann, erleben die Kinder in verschiedenen Kirchengemeinden im Kreis Ravensburg.
„Mit den Erfahrungen von 2020 konnten wir dieses Jahr alles etwas besser einschätzen und planen die Feiern jetzt Mitte Juni“, sagt Artur Sontheimer. Er bereitet als Pastoralreferent für die Gemeinden Sankt Maria und Heilig Geist in Weingarten die Kommunionfeiern vor. Insgesamt sind es dieses Jahr 36 Kinder. Sontheimer ist begeistert, dass so viele Eltern bereit sind, mitzuarbeiten.
Bis Ostern lief die Vorbereitung laut Sontheimer nur zu Hause, nun sollen bald Gruppenstunden mit drei bis fünf Kindern beginnen. „Geborgenheit ist das allerwichtigste für die Kinder im Moment“, deshalb passe auch das diesjährige Thema so gut. Es geht um die Geschichte, in der Petrus bei Sturm aus dem Boot steigt und von Jesus gerettet wird. „Vertrau mir, ich bin da!“soll Zuversicht vermitteln, dass durch den Glauben an Jesus auch schwierige Zeiten gemeistert werden können.
Auch andere Gemeinden haben vor kurzem mit der Vorbereitung zur Erstkommunion begonnen. Melanie
Spöttle ist als Gemeindereferentin zuständig für die Weststadt, Schmalegg und Bavendorf mit Taldorf. Gefeiert werden soll im Juni, wenn möglich draußen, „da es dort einfacher ist mit den Vorschriften“. „Alle Familien hoffen sehr, dass sie wenigstens mit der Verwandtschaft feiern dürfen und in den Gottesdiensten auch selbst singen dürfen“meint Spöttle. Die Sorge, dass es doch nicht, wie geplant, stattfinden kann oder dass die Vorbereitung in der Familie durch die Eltern geleistet werden muss, sei natürlich bei jedem da. Aber: „Wir sind guten Mutes. Und alle sind trotz allem mit großer Freude dabei.“Die Vorbereitung findet laut Spöttle vor allem in kindgerecht und spannend gestalteten Weg-gottesdiensten statt. Diese erleben die Kinder in kleinen Gruppen ohne Eltern und werden so mit wichtigen Glaubensthemen und auch den Elementen
des Gottesdienstes vertraut, erklärt die Gemeindereferentin.
In den Gemeinden Sankt Anna in Vogt und Sankt Magnus in Waldburg fanden die Feiern der Erstkommunion in den vergangenen Wochen statt. Im gleichen Rahmen wie schon 2020, erzählt Gemeindereferentin Bettina Wiltsche. „Man bekommt Übung, aber die Kinder waren schon traurig, dass sie kein großes Fest mit der Verwandtschaft machen konnten.“Immer fünf Familien mit etwa ebenso vielen Gästen konnten zusammen feiern, leider ohne Musikkapelle. Eine kleine Gruppe feiert im Sommer, das haben die Eltern so entschieden, und auch auf diesen Wunsch ist Wiltsche eingegangen. Die Inhalte der Gruppenstunden wurden zu Hause erarbeitet, in Elternregie, mit Material von der Gemeinde. Ein Höhepunkt war der „Kirchen-entdecker-gottesdienst“. Mit Taschenlampen wurden die Kirche und Elemente des Gottesdienstes erforscht. „Für die Kinder war jetzt ein guter Zeitpunkt“, schließt Wiltsche, „man weiß ja auch nicht, wie es weitergeht.“
In den Ravensburger Gemeinden Sankt Jodok und Liebfrauen haben die Vorbereitungen schon vor Ostern begonnen. Dort soll im Juni groß gefeiert werden. Pastoralreferent Michael Schindler möchte dass die Kinder „frei sind, ihre Verwandtschaft einzuladen“. Für die 62 Kinder sind sechs Feiern geplant. Zur Vorbereitung werden auch Erklärgottesdienste veranstaltet. An einem Mittwochabend Mitte April fand sich eine dritte Klasse der Grundschule Klösterle dazu in der Liebfrauenkirche ein. „Schon echt blöd, dass wir kein großes Fest feiern dürfen“, beschrieben Lea und Katrin die Lage, „und dass man Maske tragen muss, ist auch nicht schön.“Doch es gibt auch Grund zur Freude. „Mein größter Wunsch ist es, Ministrantin zu werden“, erklärte Lea. Sie freut sich, dass sie nach ihrer Erstkommunion endlich ministrieren darf. Auch Ostern wurde kreativ gefeiert mit Kreuzweg im Schwarzwäldle und Osterfeuer, immer alles mit Maske und unter Einhaltung der Hygienevorschriften.
Am Palmsonntag fand eine ganz neue Form des Gottesdienstes in Sankt Jodok statt, die laut Schindler super ankam. „Die Palmsonntagsgeschichte war an mehreren Stationen dargestellt, unter anderem wurde ein Film gezeigt. Am Schluss wurden dann die Palmen der Kinder gesegnet“, erzählt Schindler. Es war ein Gottesdienst ohne festen Zeitpunkt, genannt „offene Kirche“, den jede Familie für sich feiern konnte. „Die Kinder sind wahnsinnig hungrig und freuen sich sehr über alles, was für sie angeboten wird“, beschreibt Schindler die Stimmung. Da auch im Juni voraussichtlich nicht gesungen werden darf, bereitet er mit den Erstkommunionkindern in kleinen Gruppen einen coolen Rap im Stil eines schnell gesprochenen Gebets vor. Der soll an der Feier im Juni vorgetragen werden – wenn irgend möglich vor der ganzen großen Verwandtschaft.