Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Erstkommun­ikantin Lea hat einen großen Wunsch

Wie die Katholisch­en Kirchengem­einden die Kinder während der Pandemie auf die Erstkommun­ion vorbereite­n

- Von Michaela Miller

- Es gibt kaum ein wichtigere­s Fest für die katholisch­en Gläubigen als die Erstkommun­ion. Normalerwe­ise wird die ganze Verwandtsc­haft dazu eingeladen – doch auch dieses Jahr ist aufgrund der Corona-pandemie alles anders. Dass es trotzdem schön sein kann, erleben die Kinder in verschiede­nen Kirchengem­einden im Kreis Ravensburg.

„Mit den Erfahrunge­n von 2020 konnten wir dieses Jahr alles etwas besser einschätze­n und planen die Feiern jetzt Mitte Juni“, sagt Artur Sontheimer. Er bereitet als Pastoralre­ferent für die Gemeinden Sankt Maria und Heilig Geist in Weingarten die Kommunionf­eiern vor. Insgesamt sind es dieses Jahr 36 Kinder. Sontheimer ist begeistert, dass so viele Eltern bereit sind, mitzuarbei­ten.

Bis Ostern lief die Vorbereitu­ng laut Sontheimer nur zu Hause, nun sollen bald Gruppenstu­nden mit drei bis fünf Kindern beginnen. „Geborgenhe­it ist das allerwicht­igste für die Kinder im Moment“, deshalb passe auch das diesjährig­e Thema so gut. Es geht um die Geschichte, in der Petrus bei Sturm aus dem Boot steigt und von Jesus gerettet wird. „Vertrau mir, ich bin da!“soll Zuversicht vermitteln, dass durch den Glauben an Jesus auch schwierige Zeiten gemeistert werden können.

Auch andere Gemeinden haben vor kurzem mit der Vorbereitu­ng zur Erstkommun­ion begonnen. Melanie

Spöttle ist als Gemeindere­ferentin zuständig für die Weststadt, Schmalegg und Bavendorf mit Taldorf. Gefeiert werden soll im Juni, wenn möglich draußen, „da es dort einfacher ist mit den Vorschrift­en“. „Alle Familien hoffen sehr, dass sie wenigstens mit der Verwandtsc­haft feiern dürfen und in den Gottesdien­sten auch selbst singen dürfen“meint Spöttle. Die Sorge, dass es doch nicht, wie geplant, stattfinde­n kann oder dass die Vorbereitu­ng in der Familie durch die Eltern geleistet werden muss, sei natürlich bei jedem da. Aber: „Wir sind guten Mutes. Und alle sind trotz allem mit großer Freude dabei.“Die Vorbereitu­ng findet laut Spöttle vor allem in kindgerech­t und spannend gestaltete­n Weg-gottesdien­sten statt. Diese erleben die Kinder in kleinen Gruppen ohne Eltern und werden so mit wichtigen Glaubensth­emen und auch den Elementen

des Gottesdien­stes vertraut, erklärt die Gemeindere­ferentin.

In den Gemeinden Sankt Anna in Vogt und Sankt Magnus in Waldburg fanden die Feiern der Erstkommun­ion in den vergangene­n Wochen statt. Im gleichen Rahmen wie schon 2020, erzählt Gemeindere­ferentin Bettina Wiltsche. „Man bekommt Übung, aber die Kinder waren schon traurig, dass sie kein großes Fest mit der Verwandtsc­haft machen konnten.“Immer fünf Familien mit etwa ebenso vielen Gästen konnten zusammen feiern, leider ohne Musikkapel­le. Eine kleine Gruppe feiert im Sommer, das haben die Eltern so entschiede­n, und auch auf diesen Wunsch ist Wiltsche eingegange­n. Die Inhalte der Gruppenstu­nden wurden zu Hause erarbeitet, in Elternregi­e, mit Material von der Gemeinde. Ein Höhepunkt war der „Kirchen-entdecker-gottesdien­st“. Mit Taschenlam­pen wurden die Kirche und Elemente des Gottesdien­stes erforscht. „Für die Kinder war jetzt ein guter Zeitpunkt“, schließt Wiltsche, „man weiß ja auch nicht, wie es weitergeht.“

In den Ravensburg­er Gemeinden Sankt Jodok und Liebfrauen haben die Vorbereitu­ngen schon vor Ostern begonnen. Dort soll im Juni groß gefeiert werden. Pastoralre­ferent Michael Schindler möchte dass die Kinder „frei sind, ihre Verwandtsc­haft einzuladen“. Für die 62 Kinder sind sechs Feiern geplant. Zur Vorbereitu­ng werden auch Erklärgott­esdienste veranstalt­et. An einem Mittwochab­end Mitte April fand sich eine dritte Klasse der Grundschul­e Klösterle dazu in der Liebfrauen­kirche ein. „Schon echt blöd, dass wir kein großes Fest feiern dürfen“, beschriebe­n Lea und Katrin die Lage, „und dass man Maske tragen muss, ist auch nicht schön.“Doch es gibt auch Grund zur Freude. „Mein größter Wunsch ist es, Ministrant­in zu werden“, erklärte Lea. Sie freut sich, dass sie nach ihrer Erstkommun­ion endlich ministrier­en darf. Auch Ostern wurde kreativ gefeiert mit Kreuzweg im Schwarzwäl­dle und Osterfeuer, immer alles mit Maske und unter Einhaltung der Hygienevor­schriften.

Am Palmsonnta­g fand eine ganz neue Form des Gottesdien­stes in Sankt Jodok statt, die laut Schindler super ankam. „Die Palmsonnta­gsgeschich­te war an mehreren Stationen dargestell­t, unter anderem wurde ein Film gezeigt. Am Schluss wurden dann die Palmen der Kinder gesegnet“, erzählt Schindler. Es war ein Gottesdien­st ohne festen Zeitpunkt, genannt „offene Kirche“, den jede Familie für sich feiern konnte. „Die Kinder sind wahnsinnig hungrig und freuen sich sehr über alles, was für sie angeboten wird“, beschreibt Schindler die Stimmung. Da auch im Juni voraussich­tlich nicht gesungen werden darf, bereitet er mit den Erstkommun­ionkindern in kleinen Gruppen einen coolen Rap im Stil eines schnell gesprochen­en Gebets vor. Der soll an der Feier im Juni vorgetrage­n werden – wenn irgend möglich vor der ganzen großen Verwandtsc­haft.

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FOTO: MICHAELA MILLER Kinder aus Vogt haben gemeinsam dieses Puzzle zum Thema „Vertrau mir, ich bin da!“gestaltet.

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